Doppelweltmeister Fernando Alonso muss die Nacht mit einer Gehirnerschütterung im Krankenhaus verbringen. Doch die Umstände um seinen Unfall am letzten Tag des ersten von zwei Tests in Barcelona bleiben mysteriös.
Was also passierte wirklich mit dem Spanier, bevor und während er nach Turn 3 von Barcelona rechts in die Mauer einschlug?
McLaren äußerte sich spät und kryptisch. Ein normaler Testunfall sei es gewesen, so Teamchef Eric Boullier.
Die FIA lässt verlauten, kurzfristig seien im Cockpit 30g gemessen worden. Die könnten – bei einem seitlichen Aufprall ohne Knautschzone – einen Menschen k.O. hauen. Komisch: Alonso hat schon schwerere Unfälle ohne Knock out überstanden.
Alonsos Manager Luis Garcia Abad schiebt den Crash auf den starken Wind. Aber warum schaffte Sebastian Vettel die Kurve wenige Zehntelsekunden später dann ohne Probleme?
Noch mehr Fragen bleiben:
- Warum bog Alonso bei für eine Hochgeschwindigkeitskurve so niedrigem Tempo (ca. 150 km/h) rechts in die Wand ab? Sebastian Vettel, der kurz hinter dem Spanier fuhr, hatte beobachtet, wie er in langsamer Fahrt erst schlingerte, dann plötzlich nach rechts abbog. Sein Urteil: Das sah nicht nach einem normalen Unfall aus.
- Warum zeigt ein Video, das spät am Abend auftauchte, dass Alonso – anders als Vettel berichtet – mit vollem Tempo in Kurve 3 (zumindest) hineinfuhr?
- Warum berichten Fotografen, Alonsos Kopf sei schon vor dem Aufprall im Cockpit nach unten weggeknickt, als habe er das Bewusstsein verloren?
- Warum so viel Geheimnistuerei auf Seiten des betroffenen Teams McLaren-Honda?
- Warum brach das Team den Test trotz eines nur gering beschädigten Autos und geplantem Fahrerwechsel ab?
Statement von McLaren
Diese Erklärungstheorien stehen im Raum:
- Alonso habe einen Stromschlag bekommen. Ingenieure anderer Teams halten das nach Informationen von F1-insider.com theoretisch für möglich. Wenn aus dem geschlossenen ERS-Kreislauf Flüssigkeit austritt und das Auto kurzzeitig aufsetzt und damit geerdet wird, kann der Fahrer eine gewischt kriegen. Schon an den Vortagen hatte McLaren Probleme mit einer Dichtung. Wahrscheinlichkeit: 60%
- Alonso habe giftige Batteriedämpfe eingeatmet und sei deshalb bewusstlos geworden. Wahrscheinlichkeit: 15% – immerhin ist er in der Runde zuvor noch eine persönliche Bestzeit gefahren.
- Die rechte Hinterradaufhängung sei gebrochen. Wahrscheinlichkeit: 25% – in der Tat ist auf Fotos ein abgeknicktes Rad zu erkennen. Doch das kann auch vom ersten Aufprall stammen.
Fakt ist: Sollte ein Defekt des Hybridsystems zu einem Stromschlag geführt haben, muss die FIA das gesamte Antriebsmodell der Formel 1 überdenken – und Honda seine Power Unit dringend überarbeiten.