getyourguide

Kelvin van der Linde: Morddrohungen via Social Media

DTM Start Norisring 2021

Das DTM-Finale hinterließ einen faden Beigeschmack. Credit: Malte Christians/DTM

Er hat den größten Shitstorm des Motorsport-Jahres hinter sich. Der Südafrikaner Kelvin van der Linde (25) löste beim Saisonfinale der DTM am Norisring einen Crash aus und schoss als Zweitplatzierter der Tabelle  den führenden Liam Lawson ab. Folge: Maximilian Götz – zuvor nur Gesamt-Dritter – sicherte sich den Titel.

Herr van der Linde, haben Sie das DTM-Finale schon verdaut?
Kelvin van der Linde (25): So ganz verarbeitet habe ich das noch nicht, nein. Ich frage mich immer noch: Was hätte ich besser oder anders machen können? Auch die Social-Media-Sache wirkt noch nach, das war eine schwere Zeit für mich.

MEHR LESEN: Der DTM-Rennkalender für die Saison 2022 steht.

Sie wurden Opfer eines heftigen Shitstorms.
Social Media liegt mir am Herzen. Ich investiere da viel Zeit, um die Fans näher an den Sport heran zu bringen. Aber nach dem Norisring habe ich gesehen, wie schnell das abdriften kann. Morddrohungen liest kein Mensch gern. Das ist das Schlimmste, was ich in meinem Leben erlebt habe.

Sie bekamen Mord-Drohungen?
Leider ja. Jemand hat mir geschrieben ich soll von der Brücke springen. In meiner Nachrichtenbox waren bestimmt 2000 Nachrichten und ich würde sagen, 15 bis 20 Prozent gingen in diese Richtung. Das war schon heftig. Die Tage nach dem Rennen habe ich den Fehler gemacht, das alles zu lesen, weil ich in einem Loch war. Im Nachhinein hätte ich wohl mein Handy ausmachen sollen. Das Problem ist: Auf der Straße würde dir niemand so etwas ins Gesicht sagen. In der Anonymität des Internets leider schon. Aber auch das tut weh.

War der Crash in der ersten Kurve wirklich Absicht, wie Fans vermutet haben?
Natürlich nicht! Wie willst du das planen, dass du in Turn eins den Gegner genau am Vorderrad triffst und dein Auto noch weiterfahren kann? Auch mein Auto hätte beschädigt werden können. So etwas zu planen, gibt’s nicht mal in Hollywood!

Kelvin van der Linde. Credit: Hoch Zwei / DTM

Sie habe nach dem Rennen nicht sofort zugegeben, dass Sie im Auto falsch reagiert haben – und so erst die Reaktionen ausgelöst. Wie denken Sie heute darüber?
Da habe ich persönlich einen riesigen Fehler gemacht. Ich bin nicht stolz darauf, was ich in den Interviews gesagt habe und weiß, dass ich da arrogant rüberkam. Das war gar nicht meine Absicht. Ich war einfach noch voller Adrenalin. Ich werde daraus lernen, aber meinem Charakter treu bleiben und weiterhin meine Meinung sagen.

Sie haben sich nicht gleich bei Liam Lawson entschuldigt – ein Fehler?
In so einem Moment kannst du nur alles falsch machen. Ich wollte Liam erst einmal etwas Raum zum Abkühlen geben. Aber auch das kam arrogant rüber. Am Dienstag nach dem Rennen habe ich Liam persönlich angerufen. Wir haben fast eine Stunde geredet – nur er und ich, ohne Kamera, ohne Teamfunktionäre. Das war schön, da konnten wir unser Herz auf den Tisch legen. Es war mir wichtig, dass er von mir persönlich gehört hat, dass es mir leid getan hat.

Und wann haben Sie Götz gratuliert?
Eigentlich wollte ich nicht auf die DTM-Meisterfeier gehen, habe es dann aber doch getan. Maxi war da, ich habe ihm gratuliert und auch die Zeit mit ihm genossen. Dass zwischen mir und ihm böses Blut herrscht, stimmt nicht.

Auch beim Saisonfinale in der Formel 1 gab es zwischen Max Verstappen und Lewis Hamilton heftige Zweikämpfe…
Ja, auch das hat in den sozialen Medien extrem polarisiert. Wenn das so weitergeht, haben wir bald keinen Sportler mehr im Social-Media-Bereich. Ich habe auch überlegt, meine Accounts komplett zu löschen, aber das ist nicht die Lösung. Ich will lieber dafür kämpfen, dass das Thema Social Hate auf die Agenda kommt.

Wollen Sie den Titelgewinn 2022 nachholen?
Das ist auf jeden Fall das Ziel. Ich bin extrem froh, dass Abt meinen Vertrag verlängert hat. Das war für mich Priorität Nummer eins. Nächstes Jahr wird extrem hart. Wir haben viele neue Teams und starke Fahrer, die kommen werden. Aber das Ziel bleibt gleich: Wir wollen um die Meisterschaft fahren. Ich denke, ich kann eine bessere und schlauere Saison absolvieren.

FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com

F1-Insider folgen

Verwandte Artikel

Die mobile Version verlassen