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„Ferrari braucht Sieg für Moral“

Ferrari Team Hungary 2019-2

Ferrari geht mit einer Klatsche aus Budapest in die Sommerpause. F1-Sportchef Ross Brawn weiß, was jetzt zu tun ist.

150 Punkte Rückstand in der Konstrukteurs-WM, rund eine Minute hinter Mercedes und Red Bull in Ungarn im Ziel. Bei Ferrari herrscht Alarmstufe Rot. Sebastian Vettel war nach seinem dritten Platz in Budapest entsprechend sauer – erschien mit einem Stapel voller Daten in der Ferrari-Pressekonferenz nach dem Rennen.

Seine Ansage ans Team: „Wir müssen dringend aufholen. Der Schlüssel ist jetzt ruhig zu bleiben und unsere Hausaufgaben zu machen.“ Aber auch mit sich selbst geht er hart ins Gericht: „Egal welche Probleme ich mit dem Auto habe, ich muss sie eigentlich lösen und sicherstellen, dass ich den besten Job mache. Das habe ich in der ersten Hälfte nicht immer gemacht. Darin muss ich besser werden.“

Und weiter: „Zuletzt lief es für mich persönlich etwas besser. Aber wir sind ganz klar noch nicht da, wo wir sein wollen.“

Credit: Formula 1

Während Vettel sich sachlich ausdrückt, ist Formel-1-Sportchef Ross Brawn geschockt vom fehlenden Tempo der roten Renner in Budapest.

„Man wusste wegen der Charakteristik der Strecke, dass dieses Rennen dem Auto von Ferrari nicht liegen würde“, sagt der Ex-Ferrari-Technikchef. „Aber nicht in dem Ausmaß, das wir gesehen haben, vor allem im Rennen.“

Brawn konkret: „Die Zeiten im dritten Sektor, in dem man maximalen Abtrieb braucht, sprechen Bände. Das Auto war so weit weg von der Pace des Mercedes und der Red Bull.“

Das Bild ist schon das ganze Jahr über klar: Auf den Geraden ist Ferrari vorn, in langsamen und mittelschnellen Kurven hinkt die rote Göttin dramatisch hinterher. Im Rennen noch mehr als im Qualifying, weil da auch die Reifen überhitzen und stärker abbauen. Grund: der fehlende Anpressdruck.

Teamchef Mattia Binotto bleibt dennoch ruhig: „Uns fehlt maximaler Abtrieb“, sagt der Italiener zu AUTO BILD MOTORSPORT.

„Den versuchen wir für die zweite Jahreshälfte zu finden und natürlich für nächstes Jahr noch mehr. Der Abtriebsmangel ist aber nicht unser einziges Manko.“

Immerhin: Binotto gibt zu, dass die Scuderia jetzt schon auf 2020 schaut. „Die Regeln bleiben dieselben. Was wir 2019 lernen, hilft uns beim Auto für 2020.“

Und: Für Brawn kommt die Sommerpause zum richtigen Zeitpunkt. „Weil ich genau weiß, wie sich der Druck auf Ferrari aufbauen kann, wenn die Dinge nicht gut laufen“, erklärt er. „Da schadet es nicht, eine Verschnaufpause einzulegen und die Batterien wieder aufzuladen.“

Um dann endlich durchzustarten. Denn die nächsten beiden Strecken in Spa und Monza dürften dem Ferrari, der weniger auf maximalen Abtrieb dafür mehr auf Effizienz getrimmt ist, wieder liegen.

Brawn: „Wenn es mit dem Racing wieder losgeht, könnten die aerodynamischen Erfordernisse von Spa und Monza Vettel und Leclerc wieder in den Kampf bringen, denkt man nur an die Aero-Effizienz ihrer Autos.“

Fest stehe: „Ferrari braucht dringend einen Sieg. Nicht so sehr für seine Meisterschaftsambitionen, sondern als Schub für die Moral. Um zu beweisen, dass es das Potenzial hat, ein WM-Anwärter zu sein. Eine Verpflichtung, unter der Ferrari schon immer stand.“

*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.

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