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Ferrari: Mit Teamgeist Mercedes angreifen

Ferrari in Barcelona. Copyright: F1-insider.com

Ferrari in Barcelona. Copyright: F1-insider.com

Ferraris Ziel in der Formel-1-Saison 2015 sind zwei Siege. Die will die Scuderia mit neuem Enthusiasmus und Teamgeist holen.  So bringt Teamchef Maurizio Arrivabene Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen auf Trab. Ein Text aus AUTO BILD MOTORSPORT Heft 10.

Bei McLaren und Ron Dennis hat Kimi Räikkönen (35) nie gelacht. Bei Ferrari ist das jetzt anders. Als der Finne in einer kurzen Testpause in Barcelona mit seinen Kumpels im Motorhome abhängt, kommt Teamchef Maurizio Arrivabene (57) dazu. Kurzer Smalltalk, ein Klaps auf die Schulter – und der Iceman strahlt übers ganze Gesicht. Mit dem Overall in den Kniekehlen und dem Lächeln eingefroren im Gesicht des Iceman stapft er zurück in die Garage.

Arrivabene weiß um die Bedeutung guter Stimmung. „Es ist wichtig, dass auch mal ein Späßchen gemacht wird“, referiert er im anschließenden Gespräch mit mir. „Das macht die Fahrer locker und verbessert den Teamgeist. Wichtig in einer Phase, in der alle zusammenhalten müssen um aufzuholen.“

Mit Arrivabene und Sebastian Vettel (27) will Ferrari in eine neue Ära starten. Das Ziel 2015: Mercedes einholen, um sie 2016 zu überholen. Der SF15-T ist dabei die erste Kreation von Technikchef James Allison, der Anfang vergangenen Jahres von Lotus zu Ferrari wechselte. „Wir haben bei den Tests all unsere intern gesteckten Ziele mit dem Auto erreicht“, sagt Arrivabene. „Und beide Fahrer konnten auch einen Sprung im Vergleich zu ihrem letztjährigen Antrieb feststellen.“ 5419 Kilometer legte der SF15-T zurück, war wie Lotus dreimal Tagesschnellster. Vettel ärgerte seinen Ex-Arbeitgeber Red Bull ganz offen: „Im Vergleich zu meinem Auto aus 2014 ist mein aktueller Dienstwagen ein Riesenschritt.“

1,2 Sekunden will Ferrari im Vergleich zum Vorjahr gefunden haben, allein 80 PS mehr soll der Antrieb haben. Trotzdem hebt Arrivabene seinen Arm und weist in die Ferne: „Mercedes ist weit weg. Ich will ihnen kein Pech wünschen, hoffe aber, dass wir sie ein paar Mal schlagen können.“ Zwei Siege hat der Italiener als Ziel ausgegeben. „Das ist ehrgeizig, aber nicht unrealistisch.“

Gefühlte drei bis vier Zehntel könnten sogar vom Teamchef kommen. Grund: Arrivabene schafft es in wenigen Minuten einen Draht zu den Menschen aufzubauen. Auch Sebastian Vettel hat in ihm schon seinen Helmut-Marko-Ersatz gefunden. An seinem freien Tag beim letzten Barcelona-Test hockte er stundenlang mit dem Mann aus Brescia in der Hospitality zusammen und ließ sich noch nicht mal dadurch vergraulen, dass der Ex-Marlboro-Europachef dem Heppenheimer seinen Zigarrettenrauch sogar in der Hospitality ins Gesicht bläst.

Arrivabene hat Vettel mit seiner offenen Art geknackt und mit seiner Liebe zum Fußball (er sitzt im Aufsichtsrat von Juventus Turin). Im Gegenzug wird der Italiener bei gewissen Charakterzügen des Deutschen auch selbst emotional. Zu ABMS sagt er: „Sebastian kann schon ganz gut italienisch, hört in unserer Sprache meist aber lieber nur zu, weil er glaubt, er sei noch nicht perfekt beim Sprechen. Auch darin erinnert er mich total an Michael Schumacher. Der war genauso perfektionistisch veranlagt.“

Mit seiner lockeren und humorvollen Art hat der Vierfachweltmeister aus Deutschland Enthusiasmus und Teamgeist zurück zu Ferrari gebracht. Das kannten die Mechaniker und Ingenieure so in den letzten fünf Jahren nicht. Vettels Vorgänger Fernando Alonso gilt als introvertiert und großer Politiker.

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