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Vettel bei Ferrari wieder der Alte

Vettel in der PK zum GP China. Copyright: Ferrari

Vettel in der PK zum GP China. Copyright: Ferrari

Das erste Rennen nach Sebastian Vettels erstem Ferrari-Sieg. Unter der Lupe: Vettels Auftritt am Donnerstag in Shanghai

Shanghai war schon immer ein besonderer Rennplatz für Sebastian Vettel. Hier wurde er 2007 im Toro Rosso Vierter. Ein Rennen nachdem er Mark Webber im Schwesterauto von Red Bull abgeschossen hatte – auf Platz drei liegend wohlgemerkt! Die Wiedergutmachung für seinen Arbeitgeber tat damals auch Vettel gut.

Jetzt ist dieses Strahlen des hessischen Buben zurückgekehrt in die Augen des Vierfachweltmeisters. Der Wechsel zu Ferrari, die Euphorie in Italien, die Erinnerungen an Michael Schumacher, der erste Sieg im zweiten Rennen haben ihre Spuren hinterlassen. Formel 1 macht Vettel wieder Spaß – selbst mit diesen leisen unspektakulären Motoren, die er im vergangenen Jahr noch so sch… fand.

Vettel läuft mit einbetoniertem Lächeln im Gesicht durchs Fahrerlager des Shanghai International Circuit. Er schreibt Autogramme am Fließband. Und er witzelt in der offiziellen Pressekonferenz. Sogar Bernie Ecclestone bekommt sein Fett weg. Warum der Brite den Deutschen für seinen Job als Weltmeister in der Formel 1 kritisiert hat? Jenson Button hilft nach: „Vielleicht weil du nicht auf Twitter bist?“ Vettels cooler Konter: „Ist Bernie das denn?“

Nichts kann diesen Sebastian Vettel dieser Tage aus der Ruhe bringen. Dass ein viermaliger Weltmeister von einer Siegesfeier allerdings noch umgehauen wird, ist nicht ganz so normal. „Du weißt zwar, wie viele Fachkräfte für dich arbeiten. Aber es ist schon eine andere Hausnummer, wenn diese Menschen dann mit großen Augen vor dir in einem Raum stehen und dir schlagartig klar wird, wie viele Menschen sich wirklich für dich ins Zeug legen“, erzählt der Hesse von seinem Besuch in Maranello.

„Das ist im ersten Moment ein wenig überwältigend und einschüchternd. In ihren Augen diese Freude zu sehen, das macht einen sehr stolz und auch gerührt. Ich habe einen enormen Applaus bekommen, und dann wusste ich endgültig nicht mehr, was ich sagen soll. Du spürst den Stolz dieser Menschen, die Freude, die sie an ihrer Arbeit haben. Das geht sehr ans Herz. Wenn du merkst, was du diesen Menschen mit deiner Fahrt geben kannst, dann fühlst du dich wundervoll.“

Immer wieder entdeckt der Heppenheimer in Maranello auch weitere Details, die ihn an die siegreichen Zeiten der Scuderia Anfang des Jahrtausends erinnern. Vettel: „Ich wusste zum Beispiel gar nicht, dass nach jedem Sieg eine Ferrari-Flagge am Eingangstor zur Fabrik aufgehängt wird. In letzter Zeit hingen da relativ wenige. So viele wie vor zehn Jahren werden es wohl auch jetzt nicht. Aber wenigstens hängt jetzt schon mal eine da.“

Und noch etwas musste der Ex-Champion zugeben: „Als ich in Malaysia da oben auf dem Podium stand, kamen schon einige Erinnerungen hoch, gerade aus deutscher Sicht…“ Was Vettel meint: Der Sprung, das Dirigieren der italienischen Hymne – all das hatte er unbewusst von Michael Schumacher übernommen.

Die Euphorie kann Vettel nicht leugnen, seinen Realismus hat er aber auch nicht verloren. Der Ferrari-Neuzugang muss nach eigener Aussage „auf die Euphoriebremse treten“: „Wir dürfen nicht übermütig werden. Die Arbeit ist noch nicht getan. Für uns geht es jetzt erst einmal darum, dass wir uns als erster Mercedes-Verfolger im Feld etablieren. Da gibt es noch eine ganze Reihe starker Teams um uns herum, mit denen wir kämpfen. Erst wenn wir sicher Nummer zwei sind, geht es darum, den Abstand nach vorne zu reduzieren.“

Typisch Vettel, er hält den Ball flach. „Das ist ja auch der einzige Weg nach vorne zu kommen! Noch ist nichts erreicht, jetzt geht es erst los! Das ist ein schöner Motivationsschub, aber die Ziele sind hoch gesteckt.“

Doch auch damals 2007, nach seinem vierten Platz im Toro Rosso, wollte er öffentlich noch nicht vom ersten Sieg träumen. Überhaupt: Vor acht Jahren hatte er noch ein ganz anderes Problem: Von den chinesischen Fans bekam er einen riesigen Plüsch-Panda geschenkt. „Ich fürchte aber, ich musste den in China lassen“, gibt Vettel heute kleinlaut zu. „Damals konnte ich es mir noch nicht leisten, einen zweiten Platz im Flugzeug für das Kuscheltier zu reservieren.“ Ein Problem, dass Vettel jetzt nicht mehr haben dürfte…

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