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Aston Martin: Was steckt hinter den Gerüchten um Szafnauer?

Formel 1 Aston Martin Teamchef Otmar Szafnauer 2021

Otmar Szafnauer. Credit: Aston Martin

Kolumne zu den Gerüchten um einen Welchsel von Aston Martin-Teamchef Otmar Szafnauer zu Alpine

Es ist das typische Formel-1-Theater: Hinter den Kulissen brodelt es so sehr, dass der Informationsvulkan übersprudelt. So gelangen Gerüchte in die Medien – und die Protagonisten müssen dementieren, obwohl die Meldung gar nicht so falsch ist, wie sie dann hingestellt wird.

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So geschehen an diesem Wochenende rund um Sebastian Vettels Aston Martin-Team. Da soll Teamchef Otmar Szafnauer vorm Abgang zu Alpine stehen. Berichtet wurde das zuerst vom französischen Magazin Auto Hebdo, traditionell extrem nah dran am ehemaligen Renault-Team, das heute als Alpine an den Start geht.

Erst reagierte Szafnauer gar nicht, dann sah er sich genötigt, die Spekulationen ins Reich der Fabel zu weisen und den Medien den schwarzen Peter zuzuschieben. Zeitgleich haben italienische Journalisten berichtet, dass Szafnauers Aston Martin-Abschied beschlossene Sache und die Verkündung nur noch eine Frage von Stunden sein.

Otmar Szafnauer Credit: Aston Martin

Der Vorgang ist Formel-1-Folklore im Fahrerlager. Die Dementi gelten solange, bis der Protagonist dann doch ein Vertragsangebot des Konkurrenzteams bekommen hat. Ganz überraschend natürlich.

Die Autorin dieser Zeilen musste so einst einen bösen Anruf von Ex-Renault-Teamchef Eric Boullier ertragen, über dessen Wechsel zu McLaren sie exklusiv berichtet hatte. Am Telefon echauffierte sich der Franzose, der Artikel habe Unruhe im Team gestiftet und entbehre jeglicher Grundlage. 14 Tage später flatterte die offizielle Pressemitteilung zum Wechsel zu McLaren ins Postfach. Die versprochene Vorab-Info und Entschuldigung, sollte die Story doch wahr werden, war da natürlich längst vergessen. Lügen haben auch in der Formel 1 ganz kurze Beine.

Selbst Gerechtigkeitsfanatiker Sebastian Vettel bedient sich des Instrumentariums der Notlüge, wenn es um Vertragsangelegenheiten geht. Nur einen Tag vor seinem offiziell vermeldeten Abschied von Red Bull widersprach er den F1-Insider-Reportern in Suzuka 2014 trotzig, ihre Information über seinen Wechsel zu Ferrari sei falsch – nur um sich am nächsten Morgen kleinlaut für die kleine Flunkerei zu entschuldigen.

Szafnauer mit Aston Martin-Vorgängerteam Racing Point erfolgreich

Was das im Fall Otmar Szafnauer bedeutet? Dass auch sein eilig in die Welt gesetztes Dementi nur solange gilt, bis die Unterschrift unter dem Alpine-Vertrag trocken ist. Dass die eine logische Konsequenz der diesjährigen Entwicklungen bei Aston Martin ist, lässt sich jedenfalls nicht bestreiten.

Und die sprechen gegen Szafnauer. Der US-Amerikaner hat in den Aston Martin-Vorgängerteams Racing Point und Force India aus wenig Geld viel Erfolg gemacht. Er gilt als hemdsärmeliger Macher, Teamplayer, Kumpeltyp, als ein Vorbild für effizientes Arbeiten.

Doch seit Lawrence Stroll das Team gekauft hat und nun auch unter der Lizenz von Aston Martin fahren lässt, sind solche Qualitäten nicht mehr gefragt. Über eine enge Kooperation mit Mercedes und dessen Teamchef Toto Wolff wollte der Kanadier 2020 mit einer Kopie des Weltmeisterautos zunächst den schnellen Erfolg. Mittlerweile verwandelt er das ehemalige Privatteam Jordan in eine Top-Mannschaft nach dem Vorbild von Mercedes, Ferrari und Red Bull. Mit State-of-the-Art-Fabrik, teuerster Technik und aufgeblähter Organisation.

Da finden sich viele alteingesessene Ingenieure nicht wieder – und da passt auch ihr Chef Otmar Szafnauer nicht mehr rein. Schlimmer noch: Stroll hat den Teamchef als Schuldigen für den misslungenen Angriff auf WM-Rang drei in diesem Jahr ausgemacht, obwohl es der von ihm eingeflogene B-Mercedes war, der in diesem Jahr nicht mehr funktionierte.

Martin Whitmarsh ist neuer Group-CEO von Aston Martin Performance Technologies. Credit: Aston Martin

Spätestens seit Ex-McLaren-Chef Martin Whitmarsh Szafnauer als Group-CEO vor die Nase gesetzt wurde, ist für Beobachter klar: Szafnauer ist Vergangenheit. Whitmarsh soll das Team nach dem Vorbild von McLaren zu einem Technologie-Konzern formen. Er galt bei McLaren stets als Klon vom legendären Teamchef Ron Dennis – und damit als das Gegenteil von Szafnauer.

Gut möglich, dass dem das Angebot von Alpine da gerade Recht gekommen ist – entweder um seine eigene Rolle bei Aston Martin ins rechte Licht zu rücken, indem er mit Abgang droht. Oder um der eigenen Entlassung zuvorzukommen.

Bleibt abzuwarten, welche Dynamik die Gerüchteköche in die Angelegenheit bringen. Denn nicht selten haben frühe Medienberichte in der Folge direkten Einfluss auf die Geschehnisse. So hat sich zumindest Sebastian Vettel in der Pressekonferenz schon mal stark gemacht für Szafnauer. Auch die Basis des Teams steht hinter ihrem langjährigen Boss. Ob das reicht, wird die Zukunft zeigen. Und auch, ob das Dementi am Ende die Wahrheit war oder sich doch als Notlüge entpuppt.

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