Traditionell verschickt Ex-Formel-1-Chefpromoter Bernie Ecclestone seine Weihnachtskarte als satirischen Gruß. Dieses Mal ist einiges anders.
Sie war seit Jahren ein Highlight, auf das jeder Entscheidungsträger aus der Formel-1-Szene gewartet hat – manche mit Vorfreude, manche mit Argwohn, könnten sie doch ähnlich einem Umzugswagen beim Rosenmontagszug in Köln Teil des liebevoll gemalten Gemäldes geworden sein: die satirische Weihnachtskarte von Bernie Ecclestone (93).
Beispiel 2022: Dort waren alle Teamchefs zu sehen, die sich gegenseitig zuflüsterten. Prominent im Mittelpunkt dabei: Mercedes-Boss Toto Wolff und Red-Bull-Leithammel Christian Horner. Über allem schwebte eine Sprechblase: „Ich organisiere gerade eine Verschwörung!“ Ecclestone schrieb dazu: „Lasst uns hoffen, dass Euch das neue Jahr das bringt, was Ihr verdient. Ich hoffe, Ihr habt eine friedliche Weihnachten.“
Es war der Beitrag des Ex-Formel-1-Machers zu den immer größer werdenden Machtkämpfen in der Königsklasse und den daraus folgenden Intrigen.
Beispiel 2021: Da machte er sich über die für ihn heuchlerischen Gleichheits-Kampagnen im Vollgaszirkus lustig. „Streben nach Gleichheit“ lautet das Motto der Weihnachtskarte, auf der die Piloten für „Gleiche Bezahlung für alle“ werben, während Mercedes und Red Bull in großem Abstand vor allen anderen herfahren. Darunter steht: „Zumindest einige Autos sind manchmal gleich.“
Als Gruß schreibt Ecclestone im Innenteil über eine Saison, die seiner Meinung nach von zu vielen kleinlichen Entscheidungen der Rennkommissare bestimmt war: „Regeln für 2022: Fahrt nicht über die weißen Linien. Helft Euren Konkurrenten mit einer kleinen Hilfe der Kommissare und hört endlich auf Rennen zu fahren!“
Auch über den immer üppigeren Rennkalender macht er sich lustig: „Fröhliche Weihnachten für alle. Genießt ein paar freie Tage, denn nächstes Jahr wird es keine Ferien mehr geben. Meine wärmsten Wünsche, Bernie“.
Mit Spannung wurde deshalb auf das Motto der diesjährigen Weihnachtskarte gewartet. Doch Fehlanzeige: Ecclestone wollte bewusst nichts mehr einfallen. Für viele die Höchststrafe überhaupt. Der Brite ließ einfach eine romantische Winterlandschaft ohne Bezug auf „seine“ Königsklasse malen. Als Gruß schrieb er simpel: „Es tut mir leid, dass mir in diesem Jahr nichts Aufregendes eingefallen ist, was es wert gewesen wäre, zeichnen zu lassen. Deshalb wünsche ich Euch allen einen friedlichen und glücklichen Ausklang des Jahres und hoffe, dass 2024 Euch nur gute Dinge bringt und möge die Welt ein wenig stabiler werden.“
Soll heißen: Die Königsklasse ist aus seiner Sicht so belanglos und langweilig geworden, dass er seine alljährlichen satirischen Seitenhiebe eingestellt hat.
Protagonisten der Szene haben die Botschaft sehr wohl verstanden. Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko süffisant lächelnd zu F1-Insider.com: „Was eine Ansage. Da haben wir zu Weihnachten eine kräftige Watschen von Bernie bekommen.“
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