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Hamilton und Mercedes: Warum nur ein Jahr?

Lewis Hamilton Mercedes 2020. Credit: Mercedes

Lewis Hamilton Credit: Mercedes

Lewis Hamilton und Mercedes haben sich auf einen Einjahresvertrag bis Ende der Saison geeinigt. Doch es bleiben Fragen offen. Eine Kolumne.

Der neue Vertrag von Lewis Hamilton (36) und Mercedes liefert mehr Fragen als Antworten. Warum haben die beiden nur einen Ein-Jahres-Vertrag ausgehandelt? Wer wollte die kurze Laufzeit? Mercedes oder der Superstar der Szene? Laut Teamchef Toto Wolff habe man sich in gegenseitigem Einvernehmen darauf geeinigt. Weil die Zeit fehlte, sich auf Rahmenbedingungen für 2022 festzulegen.

Aber welche Rolle spielten andere Einflüsse: Will Hamilton den Helm nach seinem achten Titel an den Nagel hängen? Will Mercedes sich für die Zukunft nach 2021 neu und kostengünstiger aufstellen? Sollte die aktuelle Einigung für eine der beiden Parteien nur ein Kompromiss sein, sind kleine Risse im Vertrauensverhältnis nicht zu vermeiden.

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Mercedes betont auch: Es gibt keine Option auf automatische Verlängerung. De facto läuft der Kontrakt damit nur zehn Monate. Ein extrem ungewöhnlicher Vorgang in der Formel 1, zumal zuvor in Insider-Kreisen von der Option auf eine weiteres Jahr geflüstert wurde – in Verbindung mit einer Klausel, wonach Hamilton eine Art Mitspracherecht auf die Wahl des künftigen Teamkollegen eingeräumt wurde.

Fest steht: Es gibt Verträge wie das neue Concorde-Agreement, in denen es in der Betrachtungsweise der Beteiligten liegt, wie man einen Vertrag kommuniziert. Auf den Formel-1-Grundlagenvertrag bezogen heißt das: Man kann von einem Fünf-Jahres-Abkommen reden, weil sich die Teams für diesen Zeitraum verpflichtet haben, an der Königsklasse teilzunehmen. Wer aber von einem Ein-Jahres-Vertrag spricht, liegt auch nicht falsch. Grund: Jedes Team kann wegen einer entsprechenden Klausel nach jeder Saison aussteigen.

Wer sagt, dass es sich im Fall Hamilton und Mercedes nicht genauso verhält? Mercedes hätte nicht gelogen und doch nicht die ganze Wahrheit gesagt.

Lewis Hamilton Credit: LAT/Mercedes

Auch nicht, wenn das Team die Existenz einer Teamkollegen-Klausel vehement dementiert. Muss ein potentielles Mitspracherecht überhaupt schriftlich fixiert sein? Michael Schumacher beispielsweise brauchte eine solche Klausel nicht. Er hatte bei Ferrari so viel Einfluss, dass Jean Todt nie jemanden verpflichtet hätte, den Schumacher nicht haben wollte – zumindest nicht in Schumis Hochphase bis Ende 2006.

Fest steht: Wenn Mercedes mit seinem besten Autoverkäufer weltweit auch in Zukunft werben will, sollte man nicht mal an eine Verpflichtung von Max Verstappen für 2022 denken. Das ist mit Sicherheit auch das Selbstverständnis, das Hamilton von seinem Partner erwartet. Falls der Brite aber genau diese Klausel erfolglos gefordert hat, müsste er nun wissen, wie der Hase läuft. Auch in diesem Falle würde es Risse im Vertrauensverhältnis geben. 

Hamilton und Mercedes über 2022 hinaus?

Die gemeinsame Stiftung für mehr Vielfalt und Gleichberechtigung im Motorsport indes gibt einen Hinweis, dass die Zusammenarbeit zwischen Mercedes und Hamilton über das Jahr 2022 hinausgehen soll. Eine Stiftung nämlich soll nachhaltig sein und wirken. Welchen Sinn würde es für den Weltkonzern machen, Hamiltons Initiative zu unterstützen, falls der – rein theoretisch möglich – 2022 für Ferrari fährt? 

Fest steht: Die Vertragsverkündung zwischen Hamilton und Mercedes warf mehr Fragen auf, als dass sie Antworten gab.

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