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Formel 1: Todt verhindert Revolution

Red Bull Gran Turismo Formel 1Studie. Copyright: Red Bull

FIA-Präsident Jean Todt sürzt die Formel 1 mit Hilfe von Mercedes in die größte Krise ihrer Geschichte. Meine Meinung.

Die Revolution in der Formel 1 fand nicht statt. Und ausgerechnet ein Franzose hat sie verhindert. Es gibt keine 1000 PS starken Motoren, auch keine breiteren Autos, die bulliger aussehen, schneller sind und  – als Nebeneffekt – auch noch mehr Fläche für Sponsoren bieten. Alles wurde von der Formel-1-Kommission am Dienstag in Genf abgelehnt. Bei Red Bull – so höre ich – hauptsächlich deshalb, weil FIA-Präsident Todt zuviel Einfluss hat: „Die Formel 1 wird immer französischer“, heißt es in Österreich deshalb.

Dabei wollten besonders Ferrari und Red Bull Veränderungen. Der Grund warum, alle Alarmlampen angingen: Dramatisch fallende Zuschauerzahlen, abspringende Sponsoren, bewusstes Ignorieren der sozialen Medien als Vermarktungsinstrument seitens der F1-Vermarkter und, am schlimmsten, diverse Teams, die vor dem finanziellen Kollaps stehen. Doch sie stiessen auf taube Ohren. Verschoben auf 2017, heißt es. Diese Argumentation ist nur vorgeschoben, denn spätestens jetzt ist für mich klar: Nichts wird passieren. Gar nichts. Weil sich besonders einer jetzt als grosser Gewinner fühlt: Der französische FIA-Präsident Jean Todt, der von Anfang an das aktuelle Formel-1-Regelkonzept gegen Chefpromoter Bernie Ecclestone verteidigen wollte. 

Für mich steht fest: Todt und Ecclestone verstricken sich lieber in einen  Kleinkrieg, der für sie wichtiger ist als die Zukunft der Königsklasse, auf deren Rücken sie ihr Gepklänkel austragen. Die, die weder Todt noch „Teufel“ Ecclestone fürchten, haben keine Chance. Der Franzose scheint jetzt über den Briten zu triumphieren. Denn „Napoleon“ Todt hat mächtige Verbündete, um  Ecclestone sein Waterloo zu geben. Den Daimler-Konzern zum Beispiel.

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Mercedes hatte nämlich null Interesse daran, den technischen Status Quo der Formel 1 zu ändern und gab das im Vorfeld auch deutlich zu verstehen. Wozu an das grosse Ganze denken, wenn die Formel-1-Chefs des Konzerns, Niki Lauda und Toto Wolff, mit ihren Dauersiegen in Stuttgart wie strahlende Helden dastehen? Bloß: Das Ergebnis der egozentrisch handelnden Manager ist, dass die Königsklasse kurz vor ihrem Waterloo steht. Für Todt und Mercedes war der Gewinn der Schlacht in Genf in Wahrheit ein Pyrrhussieg. Die Zukunft ist nicht rosig.

Denn nach Marussia und Caterham könnten  weitere Teams verschwinden. Weil jeder nur an sich denkt und deshalb auch die vorgeschlagenen Sparkonzepte abgelehnt wurden, bleiben Force India und Lotus in ihrer Existenz gefährdet. Aber auch Red Bull überlegt ernsthaft, die Formel 1 zu verlassen. Ich bin sicher: Es wird schon bald seriöse Gespräche über einen möglichen Ausstieg in Dietrichs Mateschitz‘  Zentrale in Fuschl geben. Eine Formel 1 ohne Gegner würde dann auch für Daimler keinen Sinn mehr machen. Denn warum sollen die „Heuschrecken“ von Mercedes auch weiter auf einem Feld bleiben, das sie leergefressen haben?

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