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Impfdiskussion: Formel 1 disqualifiziert sich selbst

2021 wird es drei Minirennen geben; Credit: Red Bull Content Pool

2021 wird es drei Minirennen geben; Credit: Red Bull Content Pool

Die Macher der Formel 1 tun verständlicherweise alles dafür, dass sich ihre goldenen Räder schnell wieder weiter drehen können. Irgendwie müssen die Millionen ja reinkommen. Da schreckt man auch nicht davor zurück, absurde Ideen zu entwickeln.

So sollte jedes Mitglied des PS-Zirkus – kaum einer davon gehört einer Risikogruppe an – noch vor dem ersten Rennen geimpft werden. Das war der Plan. Dumm nur, dass Zeitungen wie der Schweizer „Blick“ davon erfuhren und mit Recht darauf hinwiesen, wie viele Menschen, die eine Impfung viel dringender bräuchten, man mit dieser Sonderregelung vor den Kopf stoßen würden.

Flugs wurde der Bericht dementiert, weil man schnell im Blick hatte, wie groß der Imageschaden gewesen wäre. Ich weiß aber, dass es die Idee tatsächlich gab. Deshalb sage ich: Wacht endlich auf!

Formel 1 ist eine Wohlstandsgesellschaft

Die Königsklasse des Automobilsports ist eine Wohlstandsgesellschaft, die jahrelang mit goldenen Löffeln zu speisen pflegte. Die Macher entstammen einer Generation, die entweder in den USA groß wurde, wo Geld scheffeln größeren Einfluss auf das Wesen hat als jede Religion. Oder sie wuchsen im Nachkriegs-Europa auf, das vom Wirtschaftswunder geprägt wurde und von einem kollektiven Wohlfühlfaktor.

Macher wie Bernie Ecclestone (90), der die Schrecken und traumatisierenden Trümmer des zweiten Weltkriegs selbst erlebt hat, sind längst nicht mehr im Amt. Allein: Für die neuen Bosse ist es deshalb – genauso wie für uns alle – schwer zu beweisen, dass sie auch Krise können. Es ist in der Politik ja auch nicht anders. 

Das Problem, das alle haben: Anders als bei jedem sinnlosen Krieg ist der Feind nicht der Mensch. Den kann man einordnen, dann gegebenenfalls einnorden. Diesmal ist der Gegner nahezu unsichtbar, hat kein Gefühl und richtet sich nach keinen Gesetzen und keinen Regeln, deren Grundfarbe in den letzten Jahrzehnten von unserer Gesellschaft in Millionen von Hörsälen rund um den Globus festgelegt wurde.

Man kann auch sagen: Das gefühllose Corona-Virus ist ein Teil unserer Natur, die wir zu beherrschen dachten. Das tun wir aber nicht. Das müssen die Macher der Königsklasse jetzt auch feststellen. 

Das Virus hat die Formel 1 entsprechend degradiert. Der optimistische und angesichts der weltweiten Gesundheitssituation geradezu ignorante Plan, 23 Rennen in der ganzen Welt durchführen zu wollen, ist schon im Januar 2021 ad absurdum geführt wurden.

Australien und China sind schon verschoben

Australien, geplant als Opener im März, ist verschoben worden. Ebenso das Rennen in China. Das Auftaktrennen wird jetzt in Bahrain stattfinden. Dort hat man die Pandemie angeblich im Griff. So wie man die Opposition im Griff hat, die mehr Menschenrechte verlangt.

Für China und Vietnam werden wie im vergangenen Jahr Portimao und Imola einspringen. Beide Orte haben sich schon 2020 als Ersatz bewährt.

Das Glamourrennen in Monaco Ende Mai steht noch nicht zur Debatte. Aber wie soll das gehen? Man kann das Fürstentum nicht abriegeln wie eine Rennstrecke in Bahrain. Zieht man das Rennen durch, ist es – Stand jetzt – unverantwortlich. Sagt man es ab, verliert man viel Geld.

Monaco zeigt, wie groß das Luxusproblem der Königsklasse gerade ist.

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