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Die glänzende Formel-1-Geschichte der Silberpfeile

Großer Preis von Deutschland 1937. Der spätere Sieger Rudolf Caracciola im Mercedes-Benz W 125. Credit: Mercedes

Großer Preis von Deutschland 1937. Der spätere Sieger Rudolf Caracciola im Mercedes-Benz W 125. Credit: Mercedes

Mercedes ist eines der erfolgreichsten Teams der Formel-1-Geschichte. Wann immer die Stuttgarter dabei sind, haben sie Erfolg.

Seit sieben Jahren drückt Mercedes der Formel 1 den Stern auf. Sieben Mal in Folge holte man sowohl den Konstrukteurs- als auch den Fahrertitel (sechs Mal mit Lewis Hamilton, einmal mit Nico Rosberg). Das gab es noch nie in der F1-Historie. Seit 2014 hat Mercedes 102 von 138 WM-Rennen gewonnen – auch diese Quote von 73,91 Prozent ist beispiellos. 227 Rennen war Mercedes bisher in der WM überhaupt dabei, 115 GP haben sie davon gewonnen – also mehr als die Hälfte. Kein Team hat eine bessere Siegquote.

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Noch beeindruckender: Wann immer Mercedes im GP-Sport am Start war, hatten sie Erfolg. Egal ob mit einem 12,8-Liter-Hubraummonster beim ersten Sieg von Christian Lautenschlager beim Frankreich-GP 1908 oder beim bisher letzten Triumph in Bahrain 2020 mit dem hocheffizienten 1,6-Liter-V6-Turbohybridmotor, einem Wunderwerk der Technik mit einem Wirkungsgrad von über 50 Prozent.

Christian Lautenschlager mit Beifahrer auf Mercedes 140 PS Grand-Prix-Rennwagen, Sieger beim Großen Preis von Frankreich auf dem Rundkurs bei Dieppe am 7. Juli 1908.

Mercedes ist von Anfang an dabei

Seit 27 Jahren mischt Mercedes die Formel 1 als Motorhersteller auf – nur Ferrari ist länger an Bord. Die lange Pause zwischen 1955 und 1994 war einer Tragödie geschuldet: Nach dem schweren Unfall von Pierre Levegh bei den 24 Stunden von Le Mans, als er mit seinem Mercedes-Benz in die Zuschauer flog und 83 davon mit in den Tod riss, hatte Mercedes über Jahrzehnte das Interesse am Motorsport und damit auch an der Formel 1 verloren.

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Dabei ist Mercedes ein Hersteller der ersten Stunde. Beim allerersten Autorennen 1894 von Paris nach Rouen siegte Albert Lemaître zwar mit einem Peugeot, aber dieser hatte einen Verbrennungsmotor von Gottlieb Daimler eingebaut. Der Zweizylinder-V-Motor, den Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach 1888 entwickelt haben, leistet 3,75 PS aus 1646 Kubikzentimeter Hubraum.

Beim ersten Grand Prix in Frankreich (dem Vorläufer der heutigen Formel 1) war Mercedes 1906 als einer von zwölf Herstellern dabei. Als bester Stern-Fahrer belegte der rote Teufel Camille Jenatzy aus Belgien zwar nur Rang zehn. Doch schon zwei Jahre später gewann Christian Lautenschlager den Frankreich-GP. 17 verschiedene Hersteller waren vertreten, Mercedes mit einem 135 PS starken 12,8-Liter-Reihenvierzylinder-Motor in seinem GP-Rennwagen. Fast sieben Stunden und 15 Reifenwechsel dauerte es, bis die Renndistanz von 770 Kilometern absolviert war. 1914 wiederholte Lautenschlager diesen Erfolg beim wichtigsten Autorennen des Jahres.

Internationales Eifelrennen auf dem Nürburgring, 3. Juni 1934.

Mercedes versus Auto Union

In den 1930er Jahren ähnelte der Grand-Prix-Sport schon sehr der heutigen Formel 1. Zwar wurde noch immer keine Weltmeisterschaft ausgetragen, weil Amerika mit dem Rennsport wie bei so vielen Sportarten eigene Wege ging. Aber immerhin wurden die wichtigsten GP-Rennen zu einer Europameisterschaft zusammengefasst. Und diese wurde zu einem Duell zwischen den beiden deutschen Herstellern Mercedes-Benz und Auto Union (Vorläufer von Audi). Drei Mal holte sich Rudolf Caracciola für Mercedes den Titel, einmal Bernd Rosemeyer im Auto Union.

Vor dem ersten Rennstart des Mercedes W25 wird auch der Mythos der Silberpfeile geboren: Um das Gewichtslimit von 750 Kilogramm beim Eifelrennen am Nürburgring nicht zu überschreiten, sollen die Mechaniker den weißen Lack abgekratzt haben, wodurch die Mercedes silber waren. Der Bolide, ausgestattet mit einem 354 PS starken Reihenachtzylinder samt Kompressor-Aufladung gewinnt mit Manfred von Brauchitsch am Steuer gleich das erste Rennen.

Der Nachfolger, der Mercedes W125, leistet ab 1937 schon fast 600 PS – aus einem 5,7-Liter-Reihenachtzylinder-Motor mit Kompressoraufladung. Eine solche Leistung wird im GP-Sport erst wieder in den 1980er Jahren erreicht!

Großer Preis von Frankreich, 4. Juli 1954: Mercedes-Benz erzielt mit dem neuen Formel-1-Rennwagen W 196 R in der Ausführung mit Stromlinienkarosserie gleich beim ersten Rennen einen Doppelsieg.

Erster Formel-1-Auftritt in den 1950er Jahren

Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die deutschen Hersteller vom Rennsport erstmal verbannt. Die deutsche Nazi-Regierung hatte den Rennsport zu Propagandazwecken missbraucht. Erst 1954 kehrte Mercedes in den GP-Sport zurück – inzwischen als Formel 1 bekannt.

Der 2,5-Liter-Reihenachtzylinder leistete 256 PS – ein großer, aber dem Reglement geschuldeter Rückschritt. Doch aerodynamisch hatte Mercedes dank des Stardesigners Rudolf Uhlenhaut ein Meisterwerk gezaubert: Das Debüt beim Frankreich-GP auf dem ultraschnellen Kurs in Reims absolviert Mercedes mit einer Stromlinienversion samt geschlossenen Rädern. Formel-1-Star Juan-Manuel Fangio gewinnt gleich den Einstand und wird sowohl 1954 als auch 1955 Weltmeister. Von den zwölf WM-Rennen, an denen Mercedes in diesen beiden Jahren teilnimmt, gewinnen die Silberpfeile neun. Es folgte die bereits erwähnte Pause nach der Le-Mans-Katastrophe 1955.

Der 3,5-Liter-Motor Typ 2175 B für den Formel-1-Rennwagen Sauber-Mercedes C 13 aus dem Jahr 1994.

Comeback als Motorlieferant

Nach fast 50 Jahren Pause kehrt Mercedes 1994 als Partner des Sauber-Rennstalls in die Formel 1 zurück. Zuvor dominiert man mit Sauber die Sportwagenszene. Es ist die Zeit der drei berühmtesten Mercedes-Junioren Michael Schumacher, Heinz-Harald Frentzen und Karl Wendlinger.

1995 wechselt Mercedes zu McLaren, holt sich in einem Duell gegen Schumacher 1998 und 1999 mit Mika Häkkinen zwei Mal den Titel. Lewis Hamilton wird 2008 für McLaren-Mercedes noch einmal Weltmeister. Jenson Button holt sich 2009 den Titel im Kundenteam Brawn.

Mercedes-Benz stellt sein neues Formel-1-Werksteam vor. Credit: Mercedes

Wiedergeburt des Werksteams

Zwischenzeitlich hält Mercedes 40 Prozent der Teamanteile des McLaren-Rennstalls, aber das reicht Mercedes nicht mehr. 2010 kaufen sie das Weltmeisterteam Brawn und wandeln es in den Mercedes-Werksrennstall um. Dafür holt man sogar den erfolgreichsten aller Formel-1-Fahrer zurück aus der Rente: Michael Schumacher. Mehr als ein Podestplatz (Valencia 2012) und eine Quali-Bestzeit (Monaco 2012) springt für ihn nicht heraus. Der Rennstall muss erst aufgebaut werden – mit Norbert Haug und Ross Brawn am Ruder.

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2013 übernehmen Toto Wolff und Niki Lauda die Geschicke. Lauda lotst Hamilton von McLaren zu Mercedes. Andy Cowell entwickelt den Mercedes-Hybridmotor, der seit 2014 Klassenprimus auf seinem Gebiet ist und heute rund 1000 PS leistet. Seither ist die Erfolgsgeschichte von Mercedes ungebrochen.

2021 gehören Mercedes nur noch 33,3 Prozent der Teamanteile, der Chemiekonzern Ineos und Toto Wolff besitzen die restlichen 66,6 Prozent. Lewis Hamilton jagt 2021 mit Mercedes seinen achten WM-Titel. Damit würde er Geschichte schreiben.

Mercedes absolvierte in Portugal 2021 das 500l. Rennen als Motorlieferant. Credit: F1/Twitter

Der nächste Meilenstein: Beim Portugal-GP 2021 absolvierte Mercedes das 500. WM-Rennen als Motorenlieferant. Nur Ferrari (1013), Renault (660) und Ford Cosworth (567) waren öfter am Start. 50 Fahrer hatten bisher in der Formel 1 einen Mercedes-Motor im Heck, die meisten Rennen mit Mercedes-Power absolvierten Lewis Hamilton (269), David Coulthard (150) und Valtteri Bottas (140).

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