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Herr Rosberg, trifft Ihr Silberpfeil?

Nico Rosberg mit Silberpfeil. Copyright: Mercedes

Nico Rosberg mit Silberpfeil. Copyright: Mercedes

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Mercedes-Vizeweltmeister Nico Rosberg im Exklusivinterview für das SPORT BILD Sonderheft Formel 1. Lesen Sie hier einen Auszug.

Sie sehen fit aus wie nie! Hängt das auch damit zusammen, dass Sie Familienzuwachs in Form von Bailey bekommen haben?
Nico Rosberg: Ja, ein Hund ist eine große Veränderung. Denn er nimmt sofort extrem viel Zeit in Anspruch, für meine Frau und für mich. Wir arbeiten rund um die Uhr quasi in Schichten. Wir hatten vorher keinen Schimmer, was es bedeuten würde, aber wir haben es einfach mal gemacht. Es ist toll, am Anfang sehr anstrengend  und gleichzeitig eine Riesenverantwortung.

Das klingt alles nach einem Trainingslager für ein Kind…
…das ist es mit Sicherheit auch. Ein perfektes Training, um irgendwann einmal Kinder zu haben. Besser geht es nicht.

Hilft die neue Lebenssituation Ihnen auch in Ihrem Sport weiter?
Auf jeden Fall ist man noch besser organisiert.

Jetzt aber mal Schluss mit lustig: Wie sehr mussten Sie sich nach der WM-Niederlage in Abu Dhabi reloaden?
Gar nicht. Das erste Mal in meiner Karriere hatte ich noch viel Energie am Ende der Saison. Und schon das war eine tolle Erfahrung für mich, weil in den vergangenen Jahren war ich immer sehr müde nach der Saison. Und das war dieses Jahr nicht so. Das zeigte mir, dass ich effizienter gearbeitet habe übers Jahr, fokussierter. Dass ich nicht so viel Energie verschwendet habe für Dinge, die nicht wichtig sind für mich. Ich lenkte mich auch weniger mit Artikeln ab, die über mich erschienen waren. War ich gut? War ich schlecht? usw. Nichts davon macht mich am Ende schneller, kostet aber letztlich immer Energie.

 

Exkurs: Nico Rosberg beim Selfie-Spaß mit den SPORT BILD-Reportern Bianca Garloff und Ralf Bach (@f1insidercom). Thema: Wie verhindere ich, dass Ralf Bach mit aufs Foto kommt?

Hier geht’s weiter mit dem Interview…

In den Medien wird ein Image kreiert. Bedeutet Ihr vermindertes Interesse, dass Ihnen Ihr Image jetzt egal ist?
Doch, doch, natürlich mache ich mir Gedanken. Das ist ein Teil von dem Leben, das Image. Medienarbeit ist auch eine der Verbindungen zu den Fans. Aber, wie sagt man so schön: Am Ende zählt, was auf dem Platz passiert.

Wie ist der Nico Rosberg von 2015 im Vergleich zum Rosberg 2014?
Er ist durch die Niederlage und Schwierigkeiten stärker geworden, schlauer dadurch auch. Weil er im vergangenen Jahr viel gelernt hat.

Was bedeutet dieser neue Stärkegrad für die Rennen?
Es gibt weniger Situationen, die neu für mich sind. Ich bin auf alles, was auf der Strecke passieren kann, besser vorbereitet. Das nennt man größere Erfahrung haben.

Gilt das auch für Zweikämpfe?
Ja, auf jeden Fall. Zweikämpfe gibt es nicht so oft in der Formel 1. Aber Lewis und ich hatten reichlich davon.

Und Lewis behielt meistens die Oberhand…
…stimmt, er hat da den besseren Job gemacht. Da muss ich mich verbessern. Er hat mehr von den direkten Zweikämpfen für sich entschieden. Und das hat leider auch Einfluss auf das Endresultat gehabt.

War er einfach der härtere Hund und Sie haben mehr ans Team gedacht und er mehr an sich?
Nein, er hat es einfach besser gemacht.

Kann man einen Zweikampf auf der Piste mit einem Revolverduell aus einem Western vergleichen? Wer zuerst zieht, ist auch der  Härtere?
Zumindest in Bahrain war es so. Da war er wirklich härter. Aber er hat ja auch öfter vorne gelegen, hat seine Position öfter verteidigt. Das ist etwas einfacher als zu attackieren. In Kanada, als er mich in der ersten Kurve nach dem Start überholen wollte, habe ich auch dagegengehalten und blieb vorne. Aber grundsätzlich ist das Zweikampfverhalten in der Tat ein Bereich, wo ich mich verbessern muss.

Sie müssen aber auch weniger Fehler machen. Beispiel die zwei Verbremser in Monza. Das war eine Drucksituation.
Zweimal? Der erste Verbremser war einfach ein Fahrfehler.

Wo ist der Unterschied?
Fahrfehler mit Druck ist was anders, weil man dann am Limit fährt. Beim zweiten Verbremser hatte ich meinen Teamkollegen direkt hinter mir.

Heißt das: Rosberg muss 2015 mehr Druck standhalten, damit sein silberner Pfeil ins Schwarze trifft?
Nur bei Situationen wie in Monza. Im Übrigen habe ich über die gesamte Saison gesehen nicht viele Fehler gemacht. Null Fehler sind natürlich immer besser. Aber das gelingt keinem Fahrer da draußen. Auch Lewis nicht.

Themenwechsel: Sie wurden Zweiter in der WM. Ist ein Vizeweltmeister ein Gewinner oder Verlierer?
Ein Verlierer! Der Zweite ist der erste Verlierer. Das hat Ron Dennis mal gesagt und er hat auch Recht.

Im letzten Jahr was es ein kleiner Nachteil für Sie, dass Sie oft die Fahrzeugeinstellungen herausgefahren sind, die Lewis dann einfach übernommen hat. Gibt es da eine Möglichkeit, das  dieses Jahr anders zu machen? Dass sie diese Fähigkeit mehr  zu Vorteil nutzen können.
Ich muss halt schauen, dass ich immer einen Schritt voraus bin, das reicht. Den muss ich dann akribisch weiterverfolgen.

Moment, was heißt das jetzt?
Dass man ein wichtiges Set-up-Detail eben nicht an die große Glocke hängt. So, dass der andere es nicht genug beachtet.

Kann man sagen: Die Formel 1 ist so lange ein Mannschaftssport, bis kein anderer mehr gewinnen kann außer der Teamkollege?
Die Tendenz geht in die Richtung. Man denkt anfangs ein bisschen mehr ans Team als am Ende des Jahres. Und letztes Jahr, als alles geregelt war, da waren nur noch zehn Prozent der Gedanken beim Team. Das ist ein schmaler Grat, da muss man vorsichtig sein, mit Gefühl rangehen.

Apropos Team. Wie arbeitet es sich mit einer Weltmeistermannschaft?
Man spürt einfach, dass wir jetzt ein absolutes Top-Team sind. Jedes Rädchen greift perfekt ins andere. Dieses Gefühl hatten wir in der Vergangenheit nicht. Jetzt spürt und sieht man es.

Red Bull ist im Jahr nach der ersten WM erst richtig stark geworden. Erwarten Sie das auch von Mercedes?
Das ist möglich, aber trotzdem sehr schwierig. Eine Kunst ist es, dass wir die Besten werden, ganz anders ist: die Besten zu bleiben. Wir müssen jetzt daran arbeiten, dass keine Faulheit eintritt.

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