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Spaciger Drive mit Bernd Schneider

DTM Mitfahrt Norisring Bernd Schneider Schneider und Co-Pilotin Garloff. Credit: Schaeffler Paravan

Bianca Garloff vor dem Mercedes-AMG GT3. Credit: Schaeffler Paravan

Mitfahrt im Mercedes-AMG GT3 am Norisring. Am Space Drive-Steuer: Bernd Schneider

“Mister DTM” ist zurück im Cockpit eines aktuellen DTM-Rennwagens – und ich, die F1-Insider-Reporterin, sitze daneben! „Ich bin zum letzten Mal 2008 hier gefahren“, grinst Bernd Schneider. „Ich muss erstmal wieder das Limit finden.“ Mit fünf Titeln ist der Mercedes-Fahrer Rekordchampion der DTM. Damals habe ich seine Siege und Titel am TV verfolgt, jetzt zurre ich nach dieser Ansage noch einmal meine Gurte fest.

Wir sitzen im Mercedes-AMG GT3. 6,2-Liter-V8-Saugmotor, rund 550 PS. Der Clou: Der DTM-Doppelsitzer hat keine herkömmliche Lenkstange. Stattdessen ist das Steer-by-wire-System „Space Drive“ von Schaeffler Paravan verbaut. Heißt: Hier ist das Lenkrad nicht durch eine mechanische Säule mit dem Lenkgetriebe verbunden. Stattdessen werden die Bewegungen am Volant mittels elektrischer Impulse über ein Kabel an einen winzigen E-Motor übertragen. Und dieser treibt das Lenkgetriebe an.

Bernd Schneider Schneider und Co-Pilotin Garloff. Credit: Schaeffler Paravan

Schneider und Co-Pilotin Garloff testen jetzt also die Zukunft des Automobils unter Extrembedingungen. Denn sich langsam ans Limit zu tasten, diese Herangehensweise scheint es nicht zu geben in der Rennfahrerwelt des fünfmaligen DTM-Champions.

Schneider gibt Vollgas, der Mercedes-Motor grummelt, ich werde in den Schalensitz gedrückt und die Schmetterlinge in meinem Magen tanzen Tango. Mit mehr als 200 km/h (alles vibriert so sehr, dass ich die Zahl nur schemenhaft erkennen kann) düsen wir auf die Grundig-Kehre zu. Bei 120 Metern wirft Schneider den Anker. Mein Kopf knallt nach vorne, wird aber vom HANS-System rüde abgefangen. Autsch!

Schneider zaubert derweil am elektronischen Lenkrad. Im Zentimeterabstand zirkelt er den Mercedes an der Mauer vorbei, die schon so viele Rückspiegel gekostet und Unfälle erlebt hat. Minimale Korrektur, wieder Vollgas, weiter geht’s in Richtung Schöller-S. Hart anbremsen, rechts lenken, links lenken, die nächste Mauer grüßen.

Der AMG GT3 hat keine herkömmliche Lenkstange. Stattdessen ist das Steer-by-wire-System „Space Drive“ von Schaeffler Paravan verbaut.

Präzise trifft der Starpilot die Ideallinie. „Früher hab es bei dieser Lenkung noch Verzögerungen“, erklärt Schneider mir später, „heute spürst du kaum noch einen Unterschied zu der konventionellen Lenkung.“ Im Gegenteil: „Schläge, Bodenwellen oder Randsteine werden nicht so extrem ins Steuer übertragen wie mit einer Lenksäule.“ Besonders im Rallyesport soll das ein Vorteil werden.

Zurück in den Sportwagen. Wir rasen die Zeppelinstraße entlang. Ich juchze unterm Helm. Ich bin auch schon in den alten Class-One-Autos mitgefahren. Dieser GT3-Doppelsitzer steht den Prototypen – zumindest subjektiv gefühlt – in nichts nach. Oder macht das der Mann am Force-Feedback-Steuer auf dem winkligen Stadtkurs?

„Für einen Rennfahrer ist das Feedback, das Grip-Gefühl am Lenkrad entscheidend, um Vertrauen ins Auto zu vermitteln“, sagt Schneider später. „Obwohl das Lenkrad nicht mechanisch mit den Rädern verbunden ist, fühlt es sich genauso an. Ich spüre jede Reaktion des Autos, die Haftung der Reifen, alles. Die Technik ist bereits extrem weit fortgeschritten.“ Weshalb Mücke-Mercedes-Maximilian Buhk auch in en Rennen der DTM damit fährt.

Bernd Schneider Schneider und Co-Pilotin Garloff. Credit: Schaeffler Paravan

„Wir sind die Ersten, die ein Lenkgefühl in elektronische Signale umwandeln, um dieses dann als Feedback über die Lenkeinheit an den Fahrer zurückzugeben“, verrät Hubert Hügle von Schaeffler Paravan. „Das ist technisch sehr anspruchsvoll und eine spannende Herausforderung für die Ingenieure. Ende des letztens Jahres sind wir mit dem erhobenen Datenmaterial auf den Lenkungsprüfstand gegangen und haben damit unsere Fahrzeugmodelle erweitert. Wir reden jetzt von Verbesserungen im Detailbereich.“

Das 100-Meter-Schild taucht am Horizont auf. Anbremsen auf die Dutzendteichkehre. Schneider nimmt keine Rücksicht auf meine bereits geschundene Nackenmuskulatur, die noch Tage später zwicken soll. Grund: Noch zweimal umrunden wir den 2,3-Kilometer langen Norisring, rauschen vorbei an der historischen Steintribüne. Jedes Mal bremst Schneider später, beschleunigt früher, fährt näher an die Mauern heran.

„Ein schönes Auto, oder“, fragt er mich danach. Ich nicke, solange ich das noch kann. Schön spacig, dieser Drive…

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