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Grosjean verrät Details seines Feuerunfalls

Romain Grosjeans Feuerunfall. Credit: F1 TV

Romain Grosjeans Feuerunfall. Credit: F1 TV

Romain Grosjean berichtet detailliert über seinen Feuerunfall in Bahrain, sein Seelenleben nach dem Crash und den Wunsch nach einem Comeback

Für viele ist er der neue Superheld der Formel 1. Romain Grosjean (34), der wie durch ein Wunder seinem brennenden Haas-Wrack entfliehen konnte. Gestern war der Franzose das erste Mal wieder an der Rennstrecke in Bahrain und hat sich bei den Ersthelfern bedankt. Am Freitag stellte er sich erstmals der internationalen Presse. Seine Hände sind immer noch verbunden, seine Gedanken aber glasklar.

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„Es waren 28 Sekunden im Feuer, hat sich aber viel länger angefühlt“, berichtet Grosjean detailliert vom Unfallhergang. „Das Erste, was ich gemacht habe, war mich abzuschnallen. Ich dachte, ich hätte das Lenkrad weggenommen, aber man hat mir gesagt, dass die Lenksäule gebrochen war und es zwischen meinen Beinen lag. Als ich raus wollte, habe ich mir den Kopf angestoßen. Ich drehte mich nach links, und hab wieder den Kopf angestoßen. Ich habe überall Feuer gesehen. Ich musste an Niki Lauda denken, steckte fest.“ 

Ein Moment, in dem der Franzose fast schon aufgeben wollte. „Dann hat sich mein Körper entspannt“, verrät er. „Ich war im Reinen mit mir und dachte, ich würde sterben. Ich habe mich gefragt, wo es anfängt, ob das wehtut. Dann musste ich an meine Kinder denken. Ich dachte: ‚Die können ihren Papa nicht heute verlieren!'“

Das gab dem Haas-Piloten genug Energie, um weiterzukämpfen. Grosjean: „Ich konnte nicht viel sehen, habe ich den Feuerlöscherknopf gesucht, konnte ihn aber nicht finden. Irgendwie habe ich es dann mit der Schulter rausgeschafft. Ich habe meine roten Handschuhe gesehen. Einer wurde vom Feuer schon ganz schwarz. Ich spüre, wie mich jemand berührt und wusste: Ich bin nicht mehr allein.“

Credit: Haas

FIA-Arzt Ian Roberts und Medical-Car-Pilot Alan van der Merwe sind als Erste zur Stelle. „Ich habe meine Hände geschüttelt, weil sie wehgetan haben“, erinnert sich Grosjean. „Es fühlte sich an, als würde die Haut schmelzen. Ich habe sofort die Handschuhe ausgezogen. Ian Roberts hat mich dann angeschrien: ‚Setz dich hin!‘ Ich habe ihn daraufhin gebeten er soll normal mit mir sprechen.“

Grosjean wollte ein Zeichen setzen. Die Welt sollte sehen, dass es ihm gut geht. Die Welt – und vor allem seine Familie. „Sie haben gesagt, dass ich auf die Trage warten soll, aber ich wollte unbedingt gehen. Mir war wichtig, dass man Bilder sehen kann, dass es mir gut geht und dass ich zum Rettungswagen gehen kann.“

Der Formel-1-Star hat seit Jahren einen Mentaltrainer, arbeitet auch jetzt wieder mit ihm zusammen. Denn für ihn ist das Erlebte weniger Schlimm als das Leid, das er seinen Angehörigen zugefügt hat. Grosjean: „Am schwierigsten ist für mich nicht, was ich durchgemacht habe. Das ist das Risiko, das wir eingehen. Am schwierigsten ist für mich, was meine Familie, meine Eltern, meine Freunde durchmachen mussten. Sie dachten fast drei Minuten, dass ich sterben werde. Das treibt mir die Tränen in die Augen. Die Kinder waren besorgt, dass ich ganz verbrannt und schwarz sein würde. Mein fünfjähriger Sohn konnte nicht verarbeiten, dass ich selbst ausgestiegen bin. Er glaubt, ich bin geflogen. Deswegen glaubt er jetzt, ich bin ein Superheld.“

Das ist er tatsächlich, denn der Automobilweltverband wird auch aus seinem Unfall Schlüsse für eine weiter verbesserte Sicherheit ziehen. „Vielleicht kann ich das tun, was Jules (Bianchi; d. Red.) für mich getan hat“, reflektiert Grosjean. „Durch die Erfahrung meines Unfalls anderen zu helfen. Das wäre ein tolles Vermächtnis.“ Übrigens: Ausgerechnet der Haas-Pilot war einst einer der größten Gegner des Cockpitbügels Halo. „Nur dumme Menschen ändern ihre Meinung nicht“, räumt er nun ein: „Ich würde heute in kein Rennauto ohne Halo mehr steigen.“

Heißt auch: Er will zurück ins Cockpit. Sein Vertrag für 2021 wurde schon vor dem Feuer-Crash nicht verlängert. Deshalb visiert er das letzte Rennen in Abu Dhabi für ein Comeback an, weiß aber auch: „Meine linke Hand brauche ich noch 60 Jahre. Mir ist das Rennen wichtig, aber ein Rennen ist nicht so wichtig wie der Rest meines Lebens. Verbrennungen sind leider keine genau vorhersehbare Wissenschaft. Ich bin da jetzt Fachmann. Wenn sich die Haut ablöst sieht man Dinge, die man nicht sehen will.“ 

Trotzdem habe er seinen Verwandten bereits klar gemacht, dass er die Abschiedsrunden in einem Formel-1-Auto für sein Seelenleben braucht. Grosjean: „Ich habe meiner Familie gleich gesagt: ‚Ich fahre in Abu Dhabi.‘ Sie waren nicht begeistert. Aber ich habe gesagt, dass ich da egoistisch sein und das für mich versuchen muss. Wenn es in Abu Dhabi nicht funktioniert, dann rufe ich bei jedem Team an und bitte um ein paar private Runden im Januar, nur für mich.“

Vor Schmerzen, die bei einem verfrühten Comeback auftreten könnten, hat der Franzose übrigens keine Angst: „Ich bin dieses Jahr in der Küche gestürzt und habe mir meine Hand gebrochen“, verrät er. „Ich habe zwei Finger selbst eingerenkt. Ich kann mit Schmerzen gut umgehen.“

Romain Grosjean, der neue Superheld der Formel 1.

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