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Hamilton oder Schumacher? Es gibt keine Antwort!

Hamilton und Schumacher. Credit: F1

Hamilton und Schumacher. Credit: F1

Es ist die Frage aller Fragen nach Lewis Hamiltons siebtem WM-Titel in der Formel 1. Eine Kolumne von Ralf Bach

Pélé, Franz Beckenbauer, Messi oder Maradonna? John Lennon, Paul McCartney, Freddie Mercury oder Mick Jagger? Lewis Hamilton, Michael Schumacher, Juan-Manuel Fangio oder Ayrton Senna? In jedem Bereich, ob Fußball, Rockmusik oder Formel 1, ist es die ewige Frage, die keine richtige Antwort findet: Wer ist der Beste aller Zeiten in seiner Zunft? Nur eins ist sicher: Es gibt keine Verlierer bei diesem Vergleich. Weil jeder etwas außerordentliches geleistet hat. Weil jeder Menschen inspiriert und beeinflusst hat. Weil jeder der Held ist  ist von Millionen.

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Auch in der Formel 1 ist es deshalb extrem schwierig, die Fahrer zu vergleichen. Fest steht nur: Senna, Schumacher und Hamilton sind die am häufigsten genannten, wenn es um die Frage nach dem Besten aller Zeiten geht. 

Lewis Hamilton Credit: Mercedes

Es kommt aber auch daran an, wen man gerade fragt. Wie alt er oder sie ist, in welcher Zeit er oder sie groß geworden ist. Ein Beispiel: Es war 1990, ich war noch grün hinter den Ohren, was meine Erfahrung als Berichterstatter der Formel 1 betrifft, da war ich zum 85. Geburtstag von Manfred von Brauchitsch eingeladen. Mercedes hatte nach Hof gebeten, um ihren Held aus der Silberpfeil-Ära vor dem Zweiten Weltkrieg zu ehren. 

Ich begrüßte also einen jener Idole dieser Rennsportepoche, die mit Staubkappe und Brille todesverachtend mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von fast 140 km/h durch die „grüne Hölle“ der Nürburgring-Nordschleife fegten. „Junge, hast Du gedient?“, fragte er mich. Als ich die Frage mit „Ja!“ beantwortete und die für ihn extrem wichtige kleine Formalie damit in seinem Sinne geklärt wurde, war er bereit über die Zeit zu berichten, in der der Tod ständiger Beifahrer war. 

Von Brauchitsch verfolgte auch damals die aktuelle Formel 1, die vom Zweikampf Ayrton Senna und Alain Prost geprägt war. Der Brasilianer Senna wurde damals schon als bester Fahrer aller Zeiten gehandelt. Davon wollte von Brauchitsch aber nichts wissen. „Jungchen, vergiss sie alle. Das schnellste Lebewesen auf vier Rädern war und wird immer Bernd Rosemeyer sein.“ 

Auto-Union-Pilot Rosemeyer war der Held der 30er, mit dem Image eines James Dean. Von Brauchitsch schwärmte von seinem Konkurrenten: „Der Rosemeyer hatte eine Fahrzeugkontrolle, die magisch war. Er hatte eine Art, über alle Probleme hinwegzufahren und er tat alles mit dem unbekümmerten Lächeln eines von Gott Auserwählten. Er wusste das und deshalb riskierte er auch immer mehr als wir alle zusammen. Leider einmal zu viel.“ 

Der Zeuge einer Ära der Furchtlosigkeit wusste: „Er hätte bei den Weltrekordfahrten, damals im Januar 1938, nicht mehr hinausfahren dürfen. Trotz stark aufkommenden Windes wollte er sich den Rekord wieder holen, den ihm der Carratsch (Rudolf Carraciola, die red.) kurz zuvor abgejagt hatte. Alle, sogar die Leute von Auto Union, rieten ihm davon ab. Doch Rosemeyer lächelte nur und fuhr los. Dann kam die Windböe. Er überschlug sich mit weit über 400 Stundenkilometern. Wir waren alle wie erstarrt, denn es zeigte uns plötzlich: Er war am Ende doch nur ein Mensch. Vorher waren wir da nicht so sicher.“

Ayrton Senna Credit: McLaren

In Brasilien redet man immer noch ähnlich über Ayrton Senna. Wie viel Titel hätte er seinen drei noch hinzugefügt, fragt man sich berechtigt, hätte Gott ihn nicht in Imola 1994 zu sich gerufen? Teamkollege und Freund Gerhard Berger jedenfalls legt sich ebenso fest wie es von Brauchitsch machte. „Ayrton war der beste Pilot, den die Formel 1 je gesehen hat.“

Allein: Da der Mensch ein Zahlenfetischist ist, drängt sich im Moment der Vergleich zwischen Lewis Hamilton und Michael Schumacher auf. Allen Sennas, Rosemeyers und Fangios zum Trotz. Beide sind von den Zahlen her die erfolgreichsten. Beide haben sieben Titel, Hamilton hat mehr Siege und mehr Poles. Aber wer ist der Bessere? Das ist kaum zu beantworten. Man kann sich der Antwort nur nähern, indem man die Umstände der Titel und Siege vergleicht. 

Für Schumacher spricht: Er musste wesentlich härter dafür kämpfen. Nur 2001, 2002 und 2004 hatte er das beste Auto. 1994 und 1995 war der Williams seinem Benetton eigentlich überlegen. Trotzdem besiegte er Damon Hill. 2000 war der McLaren-Mercedes mindestens ebenbürtig, 2003 hatte er es zusätzlich mit einem starken BMW-Williams zu tun. 

Hamilton musste nur 2007 und 2008 mit einem starken Gegner kämpfen. In seinem Debütjahr 2007 bekriegte und besiegte er Fernando Alonso im teaminternen McLaren-Mercedes-Duell. Dabei war er allerdings so sehr im Infight mit dem Spanier beschäftigt, dass Ferrari-Star Kimi Räikkönen in der WM vorbeihuschte. 2008 rang der Brite Felipe Massa im Ferrari auf den letzten 500 Metern des Finalrennens in Brasilien nieder. 

Hamilton seit 2014 das beste Auto

Seit 2014 hat Hamilton mit dem Mercedes das mit Abstand beste Auto im Feld. Er musste „lediglich“ seine Teamkollegen schlagen. Von 2014 bis 2016 war das Nico Rosberg, danach Valtteri Bottas. Gegen Rosberg unterlag er 2016. Genauso wie 2011 gegen Jenson Button bei McLaren. Da allerdings war der McLaren nicht gut genug, um den Titel zu holen. Nur Bottas konnte dem Briten bisher in keiner Saison das Wasser reichen. Schumacher dagegen ist vor seinem ersten Rücktritt alle Teamkollegen in Grund und Boden gefahren. Nach seinem Comeback unterlag er bei Mercedes ausgerechnet dem späteren Hamilton-Besieger Nico Rosberg – das allerdings mit über 40 und einem schweren Motorradunfall in den Knochen.

Um fair zu sein: Die Stärke der jeweiligen Beifahrer spricht für Hamilton. Schumacher hatte sich bei Benetton mit Jos Verstappen, JJ Lehto und Johnny Herbert herumzuschlagen. Verstappen galt als Supertalent, war aber noch zu unerfahren. Lehto und Herbert waren einfach nicht gut genug. Eddie Irvine und Rubens Barrichello mussten sich bei Ferrari von Anfang an der Klasse Schumachers beugen und mehr als Sklaven denn als Teamkollegen agieren. 

Fest steht: Es gibt keine Verlierer bei dem Vergleich, nur Gewinner. Jeder sollte für sich selbst entscheiden, wer der Beste aller Zeiten ist…

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