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Jubiläum! So hat Schumacher seinen ersten Ferrari-Titel erlebt

Schumacher; Credit Ferrari

Schumacher; Credit Ferrari

Am 8. Oktober 2000 platzte der Ferrari-Knoten: Michael Schumacher gewann in Suzuka seinen ersten WM-Titel mit Ferrari. Wir blicken zurück.

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Auf den Tag genau 20 Jahre ist es nun her, da holte Michael Schumacher seinen ersten WM-Titel mit Ferrari. Es war ein Meilenstein in seiner Karriere. Der Beweis, dass er nach den vielen erfolglosen Anläufen mit Ferrari doch der Beste ist. Es war auch ein Befreiungsschlag, denn danach holte der Kerpener vier weitere WM-Pokale mit Ferrari.

Unserer Formel-1-Reporterin Bianca Garloff hat der siebenmalige Weltmeister einst für Auto Bild seine Sicht auf das „Rennen seines Lebens“ verraten. F1-Insider.com veröffentlicht den Text zum Jubiläum erneut. Lesen Sie hier, wie Michael Schumacher den 8. Oktober 2000 erlebt hat.

Schumacher über Suzuka 2000

„Das Rennen in Suzuka 2000 ist  logischerweise  etwas Besonderes für mich. Aber nicht nur, weil ich meinen ersten Ferrari-Titel holte. Sondern auch, weil es ein so hochklassiges Rennen war. Mika (Häkkinen; d. Red.) und ich sind vierzig Runden fast identische Zeiten gefahren.  Wie  in  einem Dauer-Qualifying. 

Aber der Reihe nach: Seit ich in  Japan  angekommen  war, war die Frage immer dieselbe: „Kribbelt’s schon?“ Das Schlimme  daran: Eigentlich kribbelte es gar nicht so sehr, weil ich den Gedanken an den möglichen Titelgewinn ganz gut verdrängen konnte. Doch jede Frage erinnerte mich wieder daran. Und dann kribbelte es schon ganz schön!

Mit acht Punkten Vorsprung war ich nach Japan gekommen. Vorher hatte ich noch zwei Tage lang ausgiebig in Mugello getestet. Das war zwar ziemlich anstrengend, allein wegen der Zeitumstellung, aber ich wollte ja schließlich Weltmeister werden.

Am  Freitag  lag  das  Auto dann auch von Anfang an recht gut. Mit sechs Zehntelsekunden Vorsprung auf die McLaren hatte ich allerdings absolut nicht gerechnet. Doch meine Jungs waren unheimlich konzentriert und arbeiteten auffällig ruhig. Es herrschte so eine Art angespannte Arbeitsatmosphäre, die fast mit den Händen zu greifen war.

Mika Häkkinen gratuliert Schumacher; Credit Ferrari

Die Poleposition war schon mal ein erster Schritt, auch wenn’s äußerst knapp war: Neun Tausendstelsekunden betrug mein  Vorsprung auf Mika. Aber das Qualifying machte richtig Spaß, weil wir uns gegenseitig hochgeschaukelt haben. Ich weiß noch: Am Nachmittag machten Gerüchte die Runde, Ron Dennis hätte sich darüber beschwert, dass sich unter den Rennstewards ein Italiener befand. Offenbar stellte er dessen Neutralität infrage. Außerdem deutete er bestimmten Journalisten an, wir würden  eine  Traktionskontrolle verwenden. Und damit drohte angeblich auch ein Protest. Mir war das egal. Ich wollte mich einfach nicht ablenken lassen.

Drei schlimme Nächte

Was folgte, war meine dritte schlaflose Nacht. Ich weiß auch nicht, aber diese drei Nächte in Suzuka waren die schlimmsten meines Lebens. Es war nicht so, dass mir die Gedanken an die Meisterschaft ständig im Kopf hingen. Ich glaube mehr, dass es an der Zeitumstellung lag. Es gibt bei mir solche Phasen, in denen ich damit nicht zurechtkomme. Ich war körperlich also eigentlich total fertig, aber sobald ich an der Strecke war, habe ich davon nichts mehr gespürt.

Dieser  Funkspruch. Den werde ich sicher mein ganzes Leben nicht vergessen. Ich fahre die Boxengasse nach meinem zweiten Stopp hinunter und Ross Brawn (Ferraris damaliger Technischer Direktor; d. Red.) sagt mir per Funk: „Es sieht gut aus.“ Ich bin innerlich völlig angespannt und warte unwillkürlich darauf, dass er sagt: „Es sah gut aus.“ Aber plötzlich höre ich: „Es sieht verdammt gut aus!“ Ich dachte, mein Herz hüpft in die Höhe. Mir war, als hätte es einen Schlag ausgesetzt.

Den Start hatte ich gegen Mika verloren. Beim ersten Stopp konnte ich eine Runde länger fahren, kam aber nicht an ihm vorbei. Und ich dachte auch nicht, dass es nach meinem zweiten Stopp reichen könnte. Ich blieb zwar drei Runden länger draußen als Mika. Für mich persönlich wirkten meine letzten beiden Runden aber nicht so gut, weil ich Verkehr hatte und einen Benetton überholen musste, der sich gedreht hatte. Allerdings hatte es zwischenzeitlich angefangen zu regnen. Und die Zeitenlisten belegten, dass meine Outlap mehr als vier Sekunden schneller war als Mikas. 

Mir war sofort klar: Wenn jetzt kein Fehler mehr passiert, ist es das. Das Rennen und mein dritter Titel. Und dann der Moment, in dem ich über die Ziellinie fuhr: Wahnsinn! Ich fühlte mich plötzlich fast eingesperrt in meinem Ferrari. So als würde ich gleich platzen. Ich habe dann so doll auf das Lenkrad geschlagen, dass es vorsichtshalber aus dem Verkehr gezogen wurde. Es war einfach eine solche Erleichterung. 

Endlich geschafft, nach so vielen  Jahren voller Enttäuschungen. In der Ehrenrunde stand ich irgendwie neben mir, war voller Tränen. Und oben auf dem Podest: Wenn du runterschaust und dir nur Jubel entgegenschlägt – solche Momente kann man nicht angemessen in Worten beschreiben.

Die Party danach? Na ja, im Urlaub in Thailand brauchte ich zwei Tage, um die Nachwehen zu verdauen.“

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