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F1: Warum Vettel der Spaß vergehen könnte

Noch macht Sebastian Vettel (32) auf lustig. Nach dem ersten Trainingstag beim GP der USA in Austin spielte der Ferrari-Star auf ganz eigene Art die größere Lebenserfahrung an, die ein Mann von über 30 eben hat. Besonders wenn er Abitur gemacht und im Einzugsgebiet der Mainmetropole Frankfurt am Main aufgewachsen ist, die als Ursprung der grünen Bewegung gilt, mit allem was in den 60ern, 70ern und 80ern dazu gehört hat.

Sein Teamkollege Charles Leclerc (21) konnte jedenfalls nicht mit der feinen Nase dienen, welche Vettel beim Sky-England-Kultreporter Ted Kravitz bewies. „Ich weiß nicht, ist Marihuana in Texas legal?“, überraschte er den Briten, „ich habe es wie verrückt in Kurve 1 und Kurve 11 gerochen.“

Es bleibt dahingestellt, woher der Hesse den speziellen Geruch sofort identifizieren konnte, den die weibliche Hanfpflanze nun mal hat, wenn man sie verbrennt. Fest steht: Der Stoff, aus dem die Träume sind, ist die Formel 1 nicht mehr für den viermaligen Weltmeister aus Heppenheim. Die Saison mit Ferrari lief nicht wie gewünscht. Der Traum vom WM-Titel war schnell ausgeträumt. Sein teaminterner Kampf mit Leclerc wurde zum Teil sogar zum Albtraum. Von der menschlichen Seite musste der auf Grundehrlichkeit gepolte Deutsche speziell in Monza feststellen, aus welchem Kraut Leclerc gemacht ist, als der sich nicht an eine teaminterne Absprache hielt.

Credit: @wooschneider

Sportlich lief es auch nicht im Duell mit dem jungen Ferrari-Zögling aus Monaco. Schon jetzt steht fest, dass er das Qualifyingduell gegen Leclerc verliert. Der hatte vorm US-GP schon bei 11 von insgesamt 20 Rennen die Nase vorn in der Disziplin, die als reiner Speedmesser gilt. Vettel hat damit zum zweiten Mal in seiner Karriere im Qualifying-Duell das Nachsehen. 2014 verlor er – noch bei Red Bull – das Speed-Duell auch gegen einen Emporkömmling aus dem eigenen Stall.

Damals war es der dauergrinsende Daniel Ricciardo aus Australien. Die Statistik sieht Vettel zwar gelassen: „Es ist nicht so, dass ich nachts nicht einschlafen kann. Meine Leistung war hier und da nicht gut. Es ist nicht immer so verlaufen, wie ich es mir gewünscht habe.“

Allein: Damals wechselte er 2015 zu Ferrari, um sich neuen Herausforderungen zu stellen. Die neuen Herausforderungen und die Zukunft seiner Karriere hat er wiederholt auch in dieser Saison davon abhängig gemacht, wie sich die Formel 1 entwickelt. Sprich: Ob es ihm noch Spaß macht, die Formel-1-Autos am Limit zu bewegen.

In Austin konnte er zwei Dinge für sich beantworten. Die neuen Reifen für 2020 wurden getestet, die Regeln für die Autos ab 2021 festgelegt. „Die Reifen waren eine Enttäuschung. Die sind kein Fortschritt. Leider ist das Thema durch, denn die Reifen sind fertig. Da können wir nichts mehr unternehmen“, war die enttäuschende Analyse Vettels.

Die Bewertung über die neuen Autos, die laut Hochrechnungen mindestens drei Sekunden langsamer sein sollen, als die Wagen in dieser Saison, fiel auch nicht besser aus. „Die Autos sind jetzt schon viel zu schwer. Und sie werden noch schwerer. Da sind wir falsch abgebogen.“

Fest steht: Stellt sich Vettels negative Bewertung als wahr heraus und ist er konsequent, dann kann es für ihn nach 2020 nur eine Entscheidung geben: Er muss aufhören. Weil der Spaßfaktor, der ihm immer so wichtig war, vermutlich sinken wird.

Doch noch ist nicht aller Tage Abend, denn mit seiner aktuellen Einschätzung kann Vettel auch daneben liegen. Das jedenfalls räumt er sogar selbst ein: „Es ist eine Sache, was auf dem Papier steht und die andere, sich die Autos in der Realität anfühlen. Deshalb wäre ein schnelles Urteil unfair.“

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