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Ferrari flüchtet sich in Floskeln

Ferrari Vettel Barcelona Formel 1 Test

Ferrari Vettel Barcelona Formel 1 Test. Credit: Ferrari

Die Ferrari-Pressekonferenz am Mittwoch in Barcelona hätte man auch lassen können. Vettel und Binotto flüchteten sich in Floskeln.

Friede, Freude, Freundschaft, Familie, Ferrari. Scuderia-Teamchef Mattia Binotto und sein bestbezahlter Angestellter Sebastian Vettel lächeln auf der eigens für die beiden Ferrari-Aushängeschilder eingerichteten FIA-Pressekonferenz alle kritischen Fragen und damit auch die möglichen Probleme des neuen SF1000 wie zwei Studenten weg, die bei einem Bewerbungsgespräch sitzen und eine Diplomarbeit verkaufen wollen, die noch gar nicht geschrieben wurde.

Ob der neue Ferrari, der den ersten Konstrukteurs-Titel seit 2008 einfahren soll, der erhoffte große Schritt nach vorne ist? Ja, behaupten beide. „Ich habe das Gefühl, dass wir speziell in den schnellen Kurven besser sind“, so Vettel, der sich gleich danach auf eine Frage nach den langsamen Kurven in weitere witzige Floskeln flüchtet. „Ganz klar: In den schnellen Kurven sind wir schneller als in den langsamen.“

Binotto spielt beim verbalen Doppelpass mit: „Wir haben mit Absicht so viel Abtrieb wie möglich aufs Auto gepackt. Das geht allerdings auf Kosten der Geschwindigkeit auf der Geraden.“

Die zwei aussagekräftigsten Sätze waren noch: „Wir werden am Anfang der Saison nicht auf Mercedes-Niveau sein. Aber die Saison ist lang.“ Diesmal ergänzt Vettel mit demselben Lächeln wie sein Teamchef, das in jedem Synchronschwimm-Wettbewerb für die Höchstpunktzahl gereicht hätte: „Es besteht kein Grund zu Panik. Die Saison hat ja noch nicht mal angefangen.“

Auch bei Fragen zum Sebastian Vettels auslaufendem Vertrag funken beide auf einer Wellenlänge. Der doppelte Rote-Launebär klang dabei so: „Sebastian ist erste Wahl“, frohlockt Binotto, „wir werden irgendwann entscheiden, was für beide Seiten das Beste ist. Aber es ist nicht so, als müssten wir dafür einen Termin machen. Das besprechen wir beim Abendessen und einem Glas Wein.“

Vettel, entspannt wie der Dalai Lama beim Nachmittagstee mit Himalaya-Blick: „Ich beschäftige mich im Moment noch nicht damit. Es belastet mich auch genau so wenig wie vor drei Jahren, als mein erster Ferrari-Vertrag auslief. Und jetzt würde ich mir wünschen, dass die Fragen dazu aufhören. Erste Priorität hat im Moment das Auto.“

Fest steht: Selbst eingefleischte italienische Journalisten stellten frustriert fest: „Die PK war total sinnlos. Es wurde viel geredet, aber nichts gesagt.“

Wie gut der Ferrari im Vergleich zu Mercedes sein wird, oder zu Red Bed, wollten und konnten sie nicht beantworten. Besonders beim ewig lächelnden Binotto kann man sich dem Eindruck nicht erwehren, dass er sein Leben derzeit einfach nur genießt. Dass sein ganzes Dasein einfach nur schön ist, weil er mit dem Job als Ferrari-Teamchef sein Lebensziel schon erreicht hat. Und dass selbst Niederlagen die rosaroten Wolken, auf denen er schwebt, nicht verdunkeln können.

Allein: Ob das seine Vorgesetzten auch so sehen, wird sich zeigen. Lange kann sich die rote Kultmarke nämlich nicht mehr leisten, von den Silberpfeilen immer wieder vorgeführt zu werden.   

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