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Ricciardo will die Wende: Honigdachs zeigt Zähne

Formel 1 Daniel Ricciardo McLaren Österreich GP 2022 Spielberg

Daniel Ricciardo. Credit: Frederik Hackbarth

Daniel Ricciardo kämpft um seine Formel-1-Zukunft: Die Gründe für die Krise bei McLaren und wie der Australier sie beheben will.

Spielberg, Samstagabend nach dem Sprint, kurz vor 22 Uhr: Während die meisten anderen Fahrer die Strecke längst verlassen haben, spielt Daniel Ricciardo mit ein paar Teammitgliedern im ersten Stock der McLaren-Hospitality eine Mischung aus Football und Basketball. Frei nach dem Motto: Alles fürs Teambuilding.

Die Stimmung ist ausgelassen, Ricciardo brüllt, jubelt mit umgedrehter Kappe und klatscht seine Mitspieler ab. Sofort hallen die Worte nach, die der Australier einige Stunden vorher über den anvisierten Weg aus der größten sportlichen Krise seiner Karriere gesagt hat: „Die Formel 1 ist ein Teamsport. Klar, auf uns Fahrern ist der meiste Fokus. Aber es hat noch nie ein Fahrer allein ein Rennen gewonnen. Jetzt geht es vor allem ums Teamwork.“

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Alle an einem Strang also. Allein: Das gute Teamklima, an dem Ricciardo offensichtlich aktiv mitarbeitet, bewahrt ihn im Haifischbecken der Königsklasse nicht vor den Spekulationen, die sich derzeit um seine Person ranken. Glaubt man den Gerüchten im Fahrerlager, steht der 33-Jährige mit dem Rücken zur Wand und vor dem Aus bei McLaren.

Reihenweise werden die Nachfolger kolportiert: Von den IndyCar-Assen Colton Herta und Alex Palou über Alpine-Supertalent Oscar Piastri bis hin zu Williams-Pilot Alex Albon. Zuletzt wurde sogar Sebastian Vettel ins Gespräch gebracht (F1-Insider berichtete – alle Hintergründe hier).

Daniel Ricciardo spielt im McLaren-Motorhome Football. Credit: Frederik Hackbarth

Ricciardo nervt das, nach dem Österreich GP geht er deshalb einen ungewöhnlichen Schritt und in die Offensive. Auf seinen Social-Media-Kanälen schreibt er:

„Es gibt viele Gerüchte über meine Zukunft in der Formel 1, aber ich will, dass ihr es von mir hört. Ich bin bis zum Ende des nächsten Jahres an McLaren gebunden und ich werde den Sport nicht verlassen. Natürlich war es nicht immer leicht, aber wer will es schon leicht haben! Ich arbeite mir mit dem Team den Arsch ab, damit wir uns verbessern, das Auto hinbekommen und es nach vorne bringen, wo es hingehört. Ich will das immer noch mehr denn je. Wir sehen uns in Le Castellet. Daniel.“

Ricciardo zeigt Zähne. Doch anders als sonst bei seinem markanten Grinsen, fletscht er sie diesmal als Abwehrreaktion, passend zu seinem Spitznamen „Honigdachs“. Bereits in Monaco sorgte er für Schlagzeilen als er den Schriftzug „F.E.A.“ (Fuck’em all) auf seinen Helm malte, als kleinen Gruß in Richtung aller Kritiker. Sein Selbstvertrauen hat der achtfache Grand-Prix-Sieger trotz der jüngsten Krise nicht eingebüßt.

Am Rande des Rennens in Spielberg verrät er: „Ich habe das Gefühl, die letzten Wochen waren besser, es geht in die richtige Richtung. Aber natürlich sehne ich mich nach mehr Konstanz, damit das Team insgesamt etwas glücklicher ist.“ Soll heißen: Ricciardo selbst braucht diese Bestätigung nicht: „Wenn alles gut und richtig eingestellt ist, bin ich zu 100 Prozent überzeugt, dass ich es immer noch kann. Es ist auch nicht so, dass ich drei gute Rennen am Stück brauche, um das Auto aufs Podium zu stellen. Wenn es gut genug dafür ist, schaffe ich das.“

Reporter Frederik Hackbarth mit Daniel Ricciardo in Spielberg. Credit: F1-Insider

Bestes Beispiel: In Monza gelingt Ricciardo letztes Jahr genau so ein Phönix-aus-der-Asche-Moment, er holt einen Sensationssieg, McLarens ersten nach neun Jahren Durststrecke. Das Problem: Der Höhenflug entpuppt sich schnell als Eintagsfliege, weitere Highlights bleiben aus. Ricciardos McLaren-Zeit ist bisher keine Erfolgsstory, vor allem gemessen an den hohen Erwartungen.

Dabei fällt dem Australier zunehmend auch sein Gehalt von rund 12 Millionen Euro pro Saison auf die Füße – nur Lewis Hamilton, Max Verstappen und Fernando Alonso verdienen in der Formel 1 mehr. Noch schlimmer: Ricciardos Salär ist mehr als doppelt so hoch wie das von Teamkollege Lando Norris, der aber fast viermal so viele WM-Punkte (17:64) auf dem Konto hat.

Das ist Ricciardos Problem mit dem McLaren

Dabei betont selbst Norris Ricciardos Wichtigkeit fürs Team. Der Brite sagt über den Routinier: „Es gibt immer noch viele Dinge, die Daniel gut macht und die ich von ihm lernen und nutzen kann, zum Beispiel für meinen Fahrstil oder das Setup.“

Doch genau hier liegt Ricciardos Problem: Der Australier bevorzugt im Gegensatz zu Norris ein stabiles Auto am Kurveneingang. Der McLaren aber neigt zum Untersteuern, die Vorderachse ist unruhig. Die Telemetriedaten zeigen, dass Ricciardo gerade in langsamen Kurven am Scheitelpunkt das Auto nicht gut rotiert bekommt, wohingegen Norris hier im Vergleich viel Zeit gewinnt.

Daniel Ricciardo mit Gruß an seine Kritiker. Credit: F1TV

„Es geht ja um große Abstände, nicht um zwei, drei Zehntel. Natürlich frage ich mich manchmal, was zur Hölle eigentlich los ist. Es gibt also noch einige Dinge, die verwirrend sind“, räumt Ricciardo ein, verspricht aber: „Wir schauen uns alles an, kein Stein bleibt unumgedreht. Wichtig ist jetzt dranzubleiben und das Rätsel zu lösen. Dafür arbeite ich hart und hoffe und warte, dass alles wieder gut ist. Das kann jederzeit passieren, aber ich hätte es natürlich lieber früher als später.“

McLaren-CEO Zak Brown stärkt seinem Schützling den Rücken: „Wir lieben es mit Daniel zu arbeiten und er liebt das Team. Wir haben eine großartige Beziehung zueinander und arbeiten unglaublich hart, um das Potenzial freizusetzen und ihn wieder in Bestform zu kriegen.“ Der Amerikaner glaubt: „Wir müssen ihm nur ein Auto geben, mit dem er sich wohl fühlt. Dann kann er uns Rennen gewinnen, das hat er bereits bewiesen.“

Teamchef Andreas Seidl mahnt deshalb weiter zu Geduld. Für die Ricciardo-Krise nimmt er sein Team auch nicht gänzlich aus der Schusslinie: „Wir müssen einfach ruhig bleiben und weiter zusammenarbeiten, um zu sehen, was wir auch auf Autoseite tun können, um ihm zu helfen“, erklärt der Deutsche. „Daniel ist sehr selbstkritisch, was gut ist. Aber am Ende des Tages müssen wir als Team einen besseren Job machen.“

Die Bosse wissen offenbar: Auch für McLaren ist es am besten, wenn der Honigdachs die Zähne bald wieder aus den richtigen Gründen zeigt.

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