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Mick Schumachers Teamchef: „Das finde ich cool an Mick“

Formel 1 Mick Schumacher Günther Steiner Haas

Mick Schumacher mit Günther Steiner Credit: LAT/ Haas

Günther Steiner wurde als Haas-Teamchef auf Netflix berühmt. Jetzt ist er Mick Schumachers Boss. Wir haben vor Schumi juniors Debüt mit dem Südtiroler gesprochen

Günther Steiner, wie wird Ihr Gefühl nach dem ersten Rennen sein: Wie bei einem „Rock ‚n‘ Roller“ oder wie bei einem „Clown“? Diese Gegensätze hatten Sie ja selbst mal bei Netflix aufgestellt…
Günther Steiner (lacht): Ich hoffe, wie bei einem Rock ‚n‘ Roller! Vielleicht kann es aber auch passieren, dass wir Clowns sind. Das Testen mit nur drei Tagen dieses Jahr war nicht ideal. Mick hat einen halben Tag mit einem Hydraulikproblem verloren, am zweiten Tag war es sehr windig und sandig. Wir sind aber viel gefahren, beide Jungs haben täglich 70 Runden abgespult, was ja viel ist. Aber Rückschlüsse daraus zu ziehen, wo wir stehen, ist unmöglich.

Mick Schumacher: Notizbuch-Freak wie Papa Michael und Vettel

Sie können also gar nicht einschätzen, wo Sie liegen?
Wir wissen, das Auto ist nicht das beste. Und wir haben zwei Rookies, die müssen sich auch erst entwickeln. Das ist normal, das ist nichts Schlechtes, das braucht etwas Zeit. Deswegen sind sie Rookies. Wenn sie gleich um Siege mitfahren könnten, müsste man sich ja fragen: Warum verdienen die Großen so viel Geld. 

Ihre Neulinge sind aber sehr gut vorbereitet.
Absolut, sie sind super vorbereitet. Aber es ist eben schon noch ein riesiger Schritt vom Formel-2- in ein Formel-1-Fahrzeug. Ich bin mit Leclerc und Sainz nach Bahrain geflogen und beide haben mir bestätigt, wie groß dieser Schritt ist. Das ist dir nicht sofort bewusst, sondern erst im Nachhinein. Wenn du unsere Fahrer fragst, dann sagen die: Ach das geht schon! Aber ältere Piloten beschreiben das rückblickend anders. Es geht nicht nur um das Fahrerische, sondern auch um das Drumherum. Derzeit dürfen wegen der Pandemie nur wenige in der Box, aber normalerweise ändert sich dein Leben komplett. Du bist einer von nur 20 Auserwählten auf der Welt, die Formel 1 fahren dürfen. Da schauen viele Leute drauf und sind neidisch. 

Wenn wir schon bei Ferrari sind: Wie sehr hat sich denn der Ferrari-Motor verbessert? 
Das kann man nicht sagen. Uns fehlt der direkte Vergleich. Prozentual ändert sich da ja nicht so viel. Ich glaube, das könnte dir nicht einmal ein Fahrer sagen, der letztes Jahr mit so einem Auto gefahren ist. Glaube ich zumindest. Wissen tue ich es nicht, ich fahre die Autos ja nicht. Sonst würde mehr Schaden entstehen. Der Motor ist besser, aber ich weiß nicht um wie viel – und wie viel die anderen Hersteller besser geworden sind.

Mick Schumacher und Nikita Mazepin. Credit: LAT/Haas

Wie war Ihr erster Eindruck von Mick Schumacher?
Sehr professionell, sehr fokussiert. Er will das, er arbeitet sehr hart. Er hat diesen ungeheuren Trieb, erfolgreich sein zu wollen. Da muss man hart arbeiten, Talent und Glück haben. Je härter man arbeitet, desto eher hat man auch das Glück – das hat man zum Teil selbst in der Hand. Er setzt sich sehr ein, kommt gut mit dem Team zurecht. Ich habe sehr wenig Zeit mit ihm verbracht, weil er ständig bei den Ingenieuren sitzt. Aber da lasse ich ihn auch, weil das wichtiger ist. Deswegen habe ich ihn noch nicht so viel gesprochen. Jetzt ist erstmal wichtig, dass er das Auto versteht. 

Mick Schumacher muss sich auf das Auto konzentrieren

Mick Schumacher und Haas-Teamchef Günther Steiner beim Young Driver Test 2020 in Abu Dhabi. Credit: Haas/LAT

Sucht er Kontakt zu Ihnen?
Das kommt mit der Zeit. Sein Interesse ist das Auto, darauf muss er sich konzentrieren und das ist auch mir am liebsten. Mit mir kann er dann in zwei Monate sprechen, wenn er selbstbewusst und sicher genug mit dem Auto ist. Er muss so gut vorbereitet wie möglich ins Auto steigen. Deswegen zerre ich ihn auch nicht von den Ingenieuren weg. Und abends muss man auch mal Zeit haben, um das Gelernte zu verarbeiten. Es gibt Prioritäten und die sind derzeit nicht, mit mir zu sprechen. 

Er kam zu den Tests wie sein Vater mit einem Notizbuch. Wie finden Sie diese Parallele?
Sein Vater ist sein Vorbild. Logischerweise, er ist ja auch sieben Mal Weltmeister. Mick denkt: Wenn es ihm geholfen hat, wird es auch mir helfen. Wie ich gerade schon gesagt habe, er ist sehr fokussiert. Was will er machen? Er will, Autorennen fahren. Er will nicht drumherum reden und nur da sein, weil er Schumacher heißt. Er ist hier, weil er stolz ist auf seine Familie und weil er Erfolg haben will. Er macht sicherlich auch andere Sachen, die er sich von Michael abgeschaut hat. Die Zeiten haben sich geändert, aber das Autofahren hat sich in dem Sinne nicht geändert. Und es gibt dir auch Selbstvertrauen, wenn du sagst: Ich mache es wie mein Vater, mein Vorbild. Das finde ich cool. 

Weiß Mick, dass es ein Lehrjahr wird?
Er ist sich dessen voll bewusst. Wir müssen nur die Fans um Geduld bitten, denn die dürfen nicht meinen, nur weil er Mick Schumacher heißt, macht er da weiter, wo Michael aufgehört hat. Auch Michael musste lernen. Die Leute, die Formel 1 verstehen, wissen das. Da muss er durch. Erfolg kann in diesem Jahr deshalb auch bedeuten, dass er aus dem Auto steigt und sagt: Ich habe viel gelernt, ich bereite mich darauf vor, in drei, vier Jahren Weltmeister zu sein. Er ist ja intelligent und schlau, aber der Druck von außen wird groß. Damit müssen wir leben. Wir bereiten uns vor, dass wir 2022 konkurrenzfähig sind, deswegen machen wir dieses Jahr einen Schritt zurück, damit wir zwei nach vorn machen können.

Wie gehen Sie mit der Konkurrenzsituation zwischen Ihren Fahrern um?
Ich muss sehen, wie sich das entwickelt. Die beiden Jungs kennen sich ja seit langem, sind schon zusammen Go-Kart gefahren. Es sind zwei verschiedene Charaktere, aber ich finde das gut, es kann ja auch befruchtend sein. Beide sind ehrgeizig. Wenn es Probleme auf der Strecke gibt, müssen wir halt eingreifen – das war ja schon öfters so. 

Mick Schumacher Credit: Mick Schumacher/Twitter

Mögen die beiden sich denn auch?
Da ist gegenseitiger Respekt da, das ist kein Problem. Sie mögen nicht die größten Kumpels sein, aber sie respektieren sich. Sie wissen beide, dass sie sehr gut sind. Jetzt müssen sie schauen, wer besser ist. Es ist auch gut, dass sie sich nicht einigen: Heute ist der schneller, morgen der andere. Dann steigern sie sich ja nicht. Sicherlich kann das auch zu Problemen führen, aber sie können sich so gegenseitig auch befruchten. Es braucht schon Druck, sonst wird es zu gemütlich, aber auch nicht zu viel, denn dann passieren Fehler. Im Moment sind beide sehr fokussiert, um erfolgreich zu sein. Auch wenn sie es beide aus finanziellen Gründen nicht müssen – sie wollen es. Beide sind sehr hungrig.

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Womit wären Sie am kommenden Wochenende zufrieden?
Wenn wir keine Probleme haben – weder vom Auto noch vom Fahrer her. Wenn wir nichts anstellen, was wir nicht tun sollen. Das fällt uns manchmal schwer, weil uns immer irgendwas einfällt, was wir anstellen können (lacht). Aber wenn wir ein gutes Wochenende haben, bin ich zufrieden. Das ganze Ziel ist es ja, so viel zu lernen, damit wir nächstes Jahr bereit sind.

Autoren: Bianca Garloff und Ralf Bach

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