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McLaren jagt Red Bull: Kommt es zum Machtwechsel?

Formel 1 Oscar Piastri McLaren Monaco 2024

Oscar Piastri. Credit: McLaren

Erlebt die Formel 1 einen schleichenden Machtwechsel? Während die Tendenz bei Red Bull nach unten zeigt, mausert sich McLaren zum Geheimfavoriten.

Max Verstappen war froh, dass es vorbei war. Dieses „Wochenende zum Vergessen“, wie er es nannte. Deshalb machte er den Wunsch nach einem Gang zur Toilette seit Runde 20 oder einem Kopfkissen während des Rennens auch zu den Hauptthemen seines Grand Prix in Monte Carlo. Verstappen trug erstmals seit langem seine schlechte Laune zur Schau. Ein Fingerzeig für die Formel 1.

Fest steht: Den GP in Monaco 2024 sollten er und sein Rennstall Red Bull in der Tat so schnell wie möglich abhaken. Sein sechster Platz und acht WM-Punkte bedeuten das schlechteste Ergebnis seit mehr als zwei Jahren. Zum erst fünften Mal seit 2022 stand kein Red Bull auf dem Podium.

Die Weltmeister spielten im Fürstentum nur eine Nebenrolle. Das ist ungewohnt, könnte aber zu einem Trend werden.

Red Bull nur Nebendarsteller

Hauptdarsteller waren stattdessen Ferrari mit dem überaus emotionalen Sieger Charles Leclerc und McLaren mit der aktuell wohl besten Fahrerpaarung im Feld. Mit einem schnellen Oscar Piastri und einem konstanten Lando Norris, die in Monaco Zweiter und Vierter wurden.

Oscar Piastri. Credit: McLaren

Und das mit dem im Moment vielleicht sogar stärksten Auto der Königsklasse. Der Traditionsrennstall trifft die richtigen Entscheidungen, setzt Updates so ein, dass sich der MCL38 mehr und mehr zum Maßstab mausert. Der neue Windkanal am Teamsitz der Traditionsmannschaft aus dem britischen Woking liefert Ergebnisse und Teamchef Andrea Stella, der als Ingenieur schon mit Michael Schumacher und Fernando Alonso arbeitete, weiß um die Erfolgsgeheimnisse der Königsklasse.

„Wenn McLaren so weitermacht, werden sich die anderen warm anziehen müssen“, glaubt deshalb Sky-Experte Ralf Schumacher. „Meine Meinung: Die fahren dieses Jahr noch um die WM mit.“

Machtwechsel vollziehen sich in der Formel 1 – vor allem in Zeiten des Budgetdeckels – nicht über Nacht. Doch vieles deutet darauf hin, dass sich die Königsklasse mitten in einem solchen befindet.

Was aus einem Red-Bull-Alleingang inzwischen einen Dreikampf macht. Mit McLaren als Geheimfavoriten?

McLaren: Ansprüche gestiegen

Zumindest sind die Ansprüche beim Traditionsrennstall inzwischen andere, die eigenen Erwartungen deutlich gestiegen. „Wir sind nicht die Glücklichsten mit Platz zwei und vier und das sagt schon einiges“, sagt Norris. „Wieder ein gutes Ergebnis, das uns optimistisch für die Zukunft stimmt“, freut sich auch Teamchef Stella.

Oscar Piastri. Credit: McLaren

Vor allem die Fahrer-Kombination macht Hoffnung. „Piastri ist ein unheimlicher starker Fahrer im Qualifying, weil er die Nerven zusammenhält und wenig Fehler macht. Lando ist noch der bessere Rennfahrer“, bewertet Sky-Experte Ralf Schumacher. Hätte Piastri im Qualifying all seine schnellsten Sektoren auf einer Runde zusammenbekommen, hätte er auf der Pole gestanden und womöglich den Sieg eingefahren. Konjunktiv – doch der junge Australier ist „gereift“, wie sein Teamchef lobt.

Norris wiederum komme mit den Reifen und dem Konzept des Autos besser klar, so Schumacher: „Aber so etwas kann sich schnell ändern. Oscar wächst noch und Lando ist schon länger dabei. Alles in allem hat McLaren ein super Team.“ Sky-Kollege Timo Glock ergänzt: „Ich bin überrascht, dass Piastri im zweiten Jahr so konstant ist.“

Warum schwächelt Red Bull?

Was die aktuelle Stärke von McLaren und auch Ferrari positiv verstärkt, ist die Schwäche Red Bulls.

Motorsportberater Helmut Marko erklärt die aktuellen Probleme mit der nicht funktionierenden „Korrelation zwischen Simulator und Strecke. Das Problem hat sich auch bei der Abstimmung für Miami und Imola gezeigt, da müssen wir ansetzen. Wir hoffen, dass wir auf den richtigen Rennstrecken zu alter Form zurückfinden.“

Um das zu schaffen, kann man aber nicht mehr auf Geniestreiche des scheidenden Adrian Newey zurückgreifen. Schlägt die Trennung in den kommenden Wochen so richtig ins Kontor?

Max Verstappen. Credit: Red Bull Content Pool

Verstappen warnt

Verstappen warnt, dass es beim kommenden Rennen in Kanada erneut kompliziert werden könnte: „Es wird wegen der Curbs und Bodenwellen auch nicht unser bestes Wochenende werden. Es gibt sicherlich einige Strecken, wo es einige unerwartete Probleme geben wird“, warnt er.

Und findet dann doch noch etwas Positives: „Dass wir verstehen, wo unsere große Schwäche liegt und dass wir daran arbeiten. Wenn wir es lösen können und in Ordnung bekommen, werden wir sofort sehr viel Rundenzeit gewinnen.“

Und falls nicht? Dann könnte die Formel 1 tatsächlich einen Machtwechsel erleben. Und Verstappen noch mehr Wochenenden zum Vergessen.

Autoren: Andreas Reiners, Bianca Garloff

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Formel 1 Grand Prix von Monaco
Ergebnis

1. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 2:13:15,554 Std.
2. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +7,152 Sek.
3. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +7,585
4. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +8,650
5. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +13,309
6. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +13,853
7. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +14,908
8. Yuki Tsunoda (Japan) – Racing Bulls + 1 Rd.
9. Alexander Albon (Thailand) – Williams + 1 Rd.
10. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine + 1 Rd.

Formel 1: Fahrer-Wertung
Stand nach 8 von 24 Rennen

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 169 Pkt.
2. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 138
3. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 113
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 108
5. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 107
6. Oscar Piastri (Australien) – McLaren 71
7. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 54
8. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 42
9. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 33
10. Yuki Tsunoda (Japan) – Racing Bulls 19

Konstrukteurs-Wertung

1. Red Bull 276 Pkt.
2. Ferrari 252
3. McLaren 184
4. Mercedes 96
5. Aston Martin 44
6. Racing Bulls 24
7. Haas 7
8. Williams 2
9. Alpine 2

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