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Vettel und Ferrari: Binotto macht auf Pinocchio

Vettel beim Ferrari-Boxenstopp. Credit: Ferrari

Vettel beim Ferrari-Boxenstopp. Credit: Ferrari

Ferrari ist eine Institution. Ferrari gilt als heiliges Pferd in Italien, wird verehrt wie die Kühe in Indien. Ein Fahrer trennt sich nicht von seiner roten Heiligkeit, so ist die Sichtweise im kleinen Städtchen Maranello im Norden Italiens.

Dort werden die roten Autos gebaut, dort wird der Mythos von Firmengründer Enzo Ferrari mit allen Mitteln hochgehalten. Deshalb ist es kein Wunder, dass Ferrari-Teachef Mattia Binotto in Sachen Vettel den Pinocchio macht und darauf besteht, dass sich der rote Kultstall vom Deutschen getrennt hat – und nicht umgekehrt. 

Binotto mit Interviewmarathon

Deshalb sagt Binotto gegenüber La Stampa: „Wir haben uns für Transparenz gegenüber Seb entschieden: Er muss über seine Zukunft nachdenken, wir konnten unsere Entscheidung ebenfalls nicht verschieben. Unsere Wahl war ihm gegenüber fair und das ehrt uns.“

In der spanischen Marca ergänzt er: „Es ging nicht um die Art des Angebots oder die Dauer der Übereinkunft. Ferrari liebt Sebastian zweifelsohne aus vielen Gründen – und zwar als Fahrer genauso wie als Person. Seb war unsere erste Wahl, und dann kam die Coronakrise, und diese Situation hat viele Dinge verändert.“

Hier wird klar: Binotto suggeriert, dass er den ersten Schritt gemacht hat. 

Das aber entspricht laut unseren Informationen nicht der Wahrheit. Schon beim letztjährigen GP von Österreich erfuhr F1-Insider.com in einem vertraulichen, langen Hintergrundgespräch, dass er keine Lust mehr hat, seinen Vertrag mit Ferrari zu verlängern. Interne Politik rund um den neuen Teamkollegen Charles Leclerc und fehlendes Vertrauen ins Team gaben für den Heppenheimer den Ausschlag, seine Zukunft nach Ablauf seines Vertrages Ende 2020 ohne die Italiener zu planen. 

Vettel-Vertrauter spricht Klartext

Vettel-Vertraute wie Red Bull-Motorsportchef Helmut Marko wissen das auch. Deshalb sagt der Grazer jetzt bei RTL: „Ich glaube, dass Seb den Vertrag nicht verlängert hat, weil er das technische Potenzial nicht gesehen hat, um ihm zu einem neuen Titel zu verhelfen.“

Für Marko ist klar: „Wenn ich davon ausgehe, dass die Testzeiten in Barcelona eine gewisse Aussagekraft haben, dann glaube ich nicht, dass Ferrari zu den Spitzenteams gehören wird.“

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SPORT1 kann bestätigen, dass Vettel während der Testfahrten von seinem roten Renner nicht gerade begeistert war. Als wir den Heppenheimer in einer kurzen Pause zwischen seiner deutschen und englischen Presserunde um Klartext über sein Auto baten, retournierte er leise aber dennoch gut hörbar: „Besser nicht.“

Auch Binotto gibt zu: „Es wird ein schwerer Start für uns. Der Wintertest war nicht zufriedenstellend und danach waren die Fabriken zu.“

Dazu kommt die teaminterne Unruhe. „Sebastian wird sich sicher nichts sagen lassen“, glaubt Marko, „es gibt also auch eine große Rivalität.“

Fest steht: Ferrari hat mit der Trennung von Vettel zwar Klarheit geschaffen für 2021. Die aktuelle Saison wird aber zu einer echten Herausforderung für die Mannen in Rot. Und da kann sich das Team um Binotto nicht leisten, zuzugeben, dass sie vom Weltmeister verlassen wurden. Deshalb zeigt Binotto jetzt allen die lange Pinocchio-Nase.

https://f1-insider.com/f1/aston-martin-boss-uber-vettel-teamname-wichtiger/

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