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Nico Hülkenberg und die verpasste Ferrari-Chance

Formel 1 Nico Hülkenberg

Nico Hülkenberg. Credit: Haas

Nico Hülkenberg hält in der Formel 1 2023 die deutschen Fahnen hoch. Er bleibt Realist, trauert aber einer alten Chance hinterher.

Es waren einmal sieben Deutsche in der Formel 1, doch nur einer ist übrig geblieben…

2010 war das Jahr, in dem ein Drittel des Fahrerfeldes aus Deutschland kam. Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Nick Heidfeld, Nico Rosberg, Timo Glock, Adrian Sutil und Nico Hülkenberg traten mit der schwarz-rot-goldenen Flagge auf ihrem Overall an. Jetzt ist nur noch Nico Hülkenberg dabei. Und bei seinem Comeback nach drei Jahren Stammplatz-Abwesenheit hat er ausgerechnet einen Landsmann aus dem Haas-Cockpit verdrängt: Mick Schumacher.

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Doch wenn kein Wunder passiert, wird der Emmericher ähnlich wie sein Vorgänger im Haas der Spitze nur hinterherfahren. Trotzdem verspricht er im Kicker-Sonderheft vorm Formel-1-Saisonstart am 5. März in Bahrain: „Ich werde ganz sicher alles reinwerfen, um die Fans in Deutschland bestmöglich zu unterhalten.“

Nico Hulkenberg, Haas F1 Team

Die Aussage zeigt: Hülkenberg weiß um seine Verantwortung. In Deutschland herrscht Formel-1-Flaute. Nur noch vier Rennen im Free-TV (der Sender steht noch nicht fest), kein Heim-Grand-Prix, Mercedes ist nur noch zu einem Drittel ein deutsches Team. Das quittiert ein nicht unerheblicher Teil der einstigen Stamm-Zuschauer mit Desinteresse.

Auch der Protagonist selbst gefiel sich in den letzten drei Jahren in der Rolle des Ersatzfahrers und Feuerwehrmanns. Bei Racing Point und dem Nachfolgeteam Aston Martin sprang er immer dann erfolgreich ein, wenn ein Pilot an Corona erkrankt war. Ansonsten widmete er sich seiner Familie, heiratete und wurde Vater einer Tochter.

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Doch jetzt zieht es ihn zurück ins Stammcockpit. „Das ist mein Handwerk und meine größte Leidenschaft seit meiner Jugend“, räumt Hülkenberg ein. „Und auch wenn sich privat Dinge verändern, bedeutet das nicht, dass diese Hingabe für etwas, das man sein Leben lang getan hat, einfach verschwindet. Im Gegenteil: In den vergangenen drei Jahren ist dieser Hunger auf Rennfahren noch mehr gewachsen.“

Teamkollege Nico Hülkenbergs erster Gegner

Im unterlegenen Haas – 2022 noch das drittschlechteste Auto im Feld – wird der Teamkollege indes der erste Gegner. Ausgerechnet jener Kevin Magnussen, mit dem der Deutsche 2017 nach dem GP Ungarn aneinandergeraten war. Im Media-Pen bezeichnete er den Dänen da als „unsportlichsten Fahrer im Feld.“ Magnussen konterte: „Lutsch meine Eier, Schätzchen!“ Mittlerweile sei der legendäre Streit ausgeräumt, betonen beide. Es gilt, das US-Team gemeinsam ins vordere Mittelfeld zu führen.

Keine einfache Aufgabe, weiß Hülkenberg. „Die Gesetze im Mittelfeld sind gnadenlos und beinhart“, sagt er. „Ich glaube, sie sind oft härter als an der Spitze, wo du den Luxus eines schnellen Autos hast. Selbst wenn ein Fehler passiert oder der Boxenstopp nicht ganz gelingt: Mit dem Speed des Autos kann man das wieder reinholen. Im Mittelfeld stehst du ständig mit dem Rücken zur Wand – wenn du eine Runde zu spät stoppst oder dich verbremst, den Boden wirst du nie wieder gutmachen.

Nico Hülkenberg. Credit: Haas

Seine eigenen Rekord zu brechen, wird auch deshalb schwer: Der Emmericher fuhr mit 181 Grand Prixs die meisten Rennen ohne Podium und er holte mit 521 Zählern die meisten Punkte, ohne jemals gesiegt zu haben. Zwei Bestmarken, die seine Qualität unterstreichen, aber auch das Pech, nicht immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. „So schlecht kann das alles nicht gewesen sein, sonst würde mir nun kein Team nach dreijähriger Pause wieder das Vertrauen schenken“, räumt er ein, doch die verpasste Top-Team-Chance hängt ihm nach.

2013 zog Ferrari ihn als Ersatz für Felipe Massa in Betracht, entschied sich dann aber für Kimi Räikkönen. „Im Verlauf des Jahres 2013 haben wir erste Gespräche geführt, der Vertrag hätte 2014 beginnen sollen“, verrät Hülkenberg nun dem Kicker. „Wir waren gefühlt sehr weit, aber am Ende gab es einfach keine Unterschrift.“ Den Grund kenne er bis heute nicht. Gelegenheit zum Fragen wird er 2023 genug haben. Der damalige Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali ist mittlerweile Formel-1-Boss.

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Aber so ist sie eben, die Königsklasse. Ein Haifischbecken, in dem nur die stärksten überleben. Und in dem erst Rückschritt manchmal Fortschritt bedeutet. Deshalb hat Hülkenberg auch kein Mitleid mit Deutschlands Hoffnungsträger Mick Schumacher, der jetzt als Mercedes-Testfahrer um seine nächste Chance kämpft. „Manchmal kommen Fahrer, manchmal gehen welche“, sieht er die Situation des Schumi-Sohns realistisch und vergleicht sie ein bisschen auch mit seiner eigenen Karriere. „Manche müssen auch mal eine Pause einlegen und kommen dann wieder zurück. So funktioniert die Formel 1.“

Nico Hülkenberg hat das selbst erlebt.

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Formel-1-Tests in Bahrain
Zeitplan

Donnerstag 23 Februar 2023
Erste Session: 08:00 -12:00
Zweite Session: 13:00 – 17:30

Freitag 24 Februar 2023
Erste Session: 08:00 -12:00
Zweite Session: 13:00 – 17:30

Samstag 25 Februar 2023
Erste Session: 08:00 -12:00
Zweite Session: 13:00 – 17:30

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