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Red Bull mit „Ego-Kompromiss“, Mercedes vor radikalem Wechsel

Formel 1 Max Verstappen Red Bull Bahrain GP 2023 Quali

Max Verstappen. Credit: Red Bull Content Pool

Red Bull diktiert die Pace an der Spitze der Formel 1, so wie früher Mercedes. Den Silberpfeilen steht nach der Quali-Enttäuschung ein Umbruch ins Haus.

Spielt Red Bull nur mit der Konkurrenz? In keinem der drei Trainings zum Bahrain GP liegt Weltmeister Max Verstappen an der Spitze, als es im Qualifying aber drauf ankommt, steht der Niederländer standesgemäß ganz vorne. Auch Teamkollege Sergio Perez schafft es mit anderthalb Zehnteln Vorsprung auf Ferrari-Mann Charles Leclerc am Samstag recht mühelos in die erste Startreihe.

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Mercedes-Teamchef Toto Wolff fühlt sich dadurch an die glorreichen Tage seines eigenen Teams erinnert: „Red Bull ist ein bisschen durch die Gegend gecruist, damit es nicht so auffällt. Ich kann mich erinnern, wie das war. Am Ende haben sie dann aber doch noch mal einen rausgedrückt“, sagt Wolff zur überlegenen Performance der Bullen in Q3.

Max Verstappen. Credit: Red Bull Content Pool

Red-Bull-Motorsportchef Helmut Marko widerspricht der Theorie seines Landsmannes nach dem Qualifying allerdings entschieden: „Das ist Blödsinn, beide sind am Limit gefahren. Wir haben aber noch einen zweiten Reifensatz gehabt, das sind noch mal zwei Zehntel“, rechnet Marko vor. Mit Ausnahme von Ferraris Carlos Sainz fahren die großen Konkurrenten im Top-10-Shootout, anders als Red Bull, nur einen schnellen Run. Nicht nur deshalb findet Marko die Pole für sein Team „hart erarbeitet und verdient“.

Von einem Bluff will der Grazer nichts wissen, ganz im Gegenteil: Laut Marko hatte Verstappen bisher tatsächlich einige Probleme. „Max hatte relativ starkes Untersteuern, damit will er nicht leben. Dann war Perez einmal schneller, da war schon Unruhe drin“, erklärt der Red-Bull-Berater und gibt außerdem eine interne Diskussion preis: „Am Ende haben wir beim Setup einen Kompromiss gemacht, der das Ego von Verstappen befriedigt, denn Max wollte unbedingt die Pole haben, der Ingenieur aber lieber auf die Rennabstimmung gehen. Der Mittelweg hat jetzt aber Gott sei Dank beide Zwecke erfüllt.“

Fakt ist: Selbst mit dem Ego-Kompromiss lässt Red Bull der Konkurrenz im entscheidenden Quali-Segment keine Chance. Fürs Rennen sieht die Überlegenheit des Teams aus Milton Keynes eigenen Berechnungen zufolge sogar noch größer aus, denn „wir haben ein gutes Rennauto, das die Reifen schont“, sagt Marko. Für die zumindest am Samstag ersten Verfolger von Ferrari könnte genau das hingegen zum Problem werden.

Lewis Hamilton. Credit: LAT / Mercedes

„Wir haben auch die Longruns der Konkurrenz analysiert und da ist Alonso der größte Gegner. Ferrari hatte auf den Dauerläufen zu hohen Reifenverschleiß“, verrät Marko und fügt mit einem Schmunzeln an: „Aston Martin war nach unseren Aufzeichnungen auch besser als Mercedes, das wird ein spannender Kampf. Mich freut es jedenfalls, wenn hinter uns hart gekämpft wird.“

Wolff stellt Abkehr von Konzept in Aussicht

Geht es nach Rekordweltmeister Lewis Hamilton, ziehen die Silberpfeile jedoch mit stumpfen Waffen in die erste Schlacht des Jahres. Mercedes ist im Qualifying nur vierte Kraft, der Brite redet nach Platz sieben deshalb auch nicht lange um den heißen Brei herum: „Das Auto war nicht besonders lebendig, sondern eher durchschnittlich. Aber als ich heute Früh aufgewacht bin, dachte ich, dass wir noch viel weiter zurückliegen. So gesehen ist es also schon großartig, dass wir es ins Q3 geschafft haben.“

Zwar attestiert Hamilton seiner Mannschaft weiterhin, dass sie das Ruder noch rumreißen kann: „Es ist kein unmöglicher Berg, auf den wir da klettern müssen. Wir können die Lücke schließen. Aber dafür müssen wir uns konzentrieren und Gas geben.“ Der Rekordchampion hat dafür zuletzt aber vermehrt eine Abkehr vom aktuellen Konzept des Autos gefordert – ein Horn, in das angesichts des großen Rückstands auf Red Bull mittlerweile auch Teamchef Wolff bläst.

Lewis Hamilton. Credit: Steve Etherington / Mercedes

„Unser Rückstand beträgt weiterhin eine halbe Sekunde, wir haben uns dahingehend nicht verbessert. Ich glaube, wir müssen jetzt eine andere Richtung einschlagen“, räumt der Wiener ein und spricht Klartext: „Ich glaube nicht, dass dieses Paket irgendwann konkurrenzfähig sein wird. Wir haben im Winter alles gegeben, aber jetzt müssen wir uns als Gruppe zusammensetzen und alles hinterfragen, um zu entscheiden, welche Richtung wir bei der Entwicklung einschlagen, um wieder Rennen zu gewinnen.“

Mercedes‘ innovatives Seitenkasten-Konzept steht damit endgültig vor dem Aus, ein radikaler Umbau noch im Laufe der Saison scheint wahrscheinlich. Wolff: „Wir dachten, dass wir es mit diesem Fahrzeugkonzept lösen können, aber es hat nicht funktioniert. Jetzt müssen wir an die mittel- und langfristige Zukunft denken.“

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Formel 1 Grand Prix von Bahrain
Qualifying, Ergebnis

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:29,708 Min.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +0,138 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +0,292
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +0,446
5. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +0,628
6. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +0,632
7. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +0,676
8. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1,128
9. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1,276
10. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas 1:31,204
11. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 1:31,381
12. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 1:31,443
13. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 1:31,473
14. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 1:32,510
15. Alexander Albon (Thailand) – Williams 1:31,461
16. Logan Sargeant (USA) – Williams 1:31,652
17. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 1:31,892
18. Oscar Piastri (Australien) – McLaren 1:32,101
19. Nyck de Vries (Niederlande) – Alpha Tauri 1:32,121
20. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine 1:32,181

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