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Fährt die Formel 1 ab mit aktiver Aerodynamik?

Formel 1 McLaren Bahrain GP 2021

Lando Norris. Credit: McLaren

Die Formel 1 bastelt an ihrer Zukunft. Im Fokus steht maximale Effizienz und Umweltfreundlichkeit – beim Benzin, beim Motor und bei der Aerodynamik.

Die 2020er Jahre werden für die Formel 1 eine Dekade des Umbruchs. Die Zukunft der Formel 1 soll die schnellsten und stärksten Rennautos mit Nachhaltigkeit, Klimaschutz und maximaler Effizienz verbinden. Daran wird hinter den Kulissen gerade hart gearbeitet.

Formel-1-Boss Stefano Domenicali hat im Interview mit f1-insider.com seine Vision von der Formel-1-Zukunft verraten: „An erster Stelle ist es ein Sport, der die Fans unterhalten, den Teams eine nachhaltige Plattform und den Fahrern die Möglichkeit bieten soll, ihre heldenhaften Fähigkeiten zu zeigen. Gleichzeitig wollen wir auch Herstellern die Möglichkeit bieten, ihre Technik für die Straße wie in einem Labor weiterzuentwickeln und der Welt zu präsentierten.“

2021 greift erstmals eine gerechtere Geldverteilung und eine Budgetobergrenze. Credit: F1/Twitter

Schritt eins ist schon eingeleitet. Die Formel 1 soll für Fans unterhaltsamer werden. 2021 greift daher erstmals eine gerechtere Geldverteilung und eine Budgetobergrenze von (Ausnahmen wie Fahrergehälter ausgeklammert) 145 Millionen US-Dollar. Das Limit soll bis 2023 sogar auf 135 Millionen Dollar gesenkt werden. Damit hofft die Formel-1-Führung, dass das Feld enger zusammenrückt.

Die Formel-1-Zukunft hat 2021 begonnen

In einem zweiten Schritt werden 2022 vollkommen neue Fahrzeuge debütieren – mit dem Ziel, das Überholen zu erleichtern, die Show damit für die Fans zu verbessern, aber auch die Anforderungen an die Fahrer wieder nach oben zu schrauben. Zwar werden die Autos wohl etwas mehr als drei Sekunden langsamer als 2021, doch verfügen sie dann auch über weniger aerodynamischen Anpressdruck. Sie liegen also nicht mehr wie auf Schienen – wodurch die Fahrer mehr kämpfen und ihre Fahrzeug-Beherrschung zeigen müssen.

Doch der entscheidende und dritte Schritt wird 2025 kommen: Dann wird in der Formel 1 alles auf Nachhaltigkeit, Klimafreundlichkeit und maximale Effizienz getrimmt. Das betrifft den Motor genauso wie den Sprit und drüber hinaus auch die Aerodynamik.

Wohin die Reise beim Motor genau geht, ist noch unklar. Wahrscheinlich bleibt die Architektur des Verbrennungsmotors bei 1,6 Litern Hubraum, sechs Zylindern und einem Turbolader. Der Anteil der Elektro-Energie soll aber deutlich angehoben werden. Die E-Leistung, deren Energie durch Rückgewinnungs-Systeme am Abgastrakt und an den Bremsen gewonnen wird, soll sich von 163 PS und damit deutlich weniger als 20% der Gesamtleistung auf etwa 50% erhöhen.

Formel 1 Mercedes Hybridmotoren Credit: Mercedes

Mehr Elektro-PS 2025

Formel-1-Technikchef Gilles Simon sagt dazu gegenüber F1-insider.com: „Wir wollen den elektrischen Anteil aufwerten. Wahrscheinlich bis auf 50 Prozent. Das ist das Ziel – und viel mehr als heute. Was wir auch wissen: Der neue Verbrennungsmotor muss – auch wegen des nachhaltigen Kraftstoffs – noch effizienter werden als der aktuelle. Wir glauben, dass wir da noch einmal zehn Prozent finden können. Und unser Ziel ist es auch, Emissionen zu kontrollieren. Wir wollen also Motoren mit einer sehr sauberen Verbrennung einführen, die weit entfernt sind von dem, was wir bisher kennen.“

HIER GEHT’S ZUM FORMEL-1-KALENDER 2021

Denkbar ist zudem, dass die Energierückgewinnung nicht nur an der Hinterachse, sondern auch an der Vorderachse erlaubt wird.

Gleichzeitig werden diese Hybridmotoren dann mit Biokraftstoffen betrieben. Welchen Weg die Formel 1 dabei gehen wird, ist unklar. Wahrscheinlich läuft es auf synthetische eFuels hinaus. Die Königsklasse des Motorsports forscht bereits an entsprechenden Verfahren der chemischen Spritherstellung, bei der das Kohlenstoffdioxid aus der Luft gefiltert wird.

Aktive Aerodynamik ab 2025 geplant

Doch nun verrät Formel-1-Technikberater Pat Symonds, dass auch die Aerodynamik 2025 effizienter werden soll. Das könnte durch eine aktive Aerodynamik passieren. Das Prinzip ist ähnlich wie beim DRS-Flügel: In den Kurven ist der Flügel zu und erzeugt somit mehr Anpressdruck. Auf der Geraden kann er jedoch aufgeklappt werden, wodurch der Luftwiderstand sinkt und höhere Topspeeds erreichbar sind. Bisher wird DRS nur als Überholhilfe verwendet, 2025 könnten solche Systeme aber für alle Fahrer generell und immer erlaubt werden. Auch eine aktive Radaufhängung wie Anfang der 1990er Jahre, die die Fahrzeughöhe verändern kann, ist denkbar.

Schon jetzt sind die Formel-1-Autos mit 752 Kilogramm so schwer wie noch nie zuvor. Credit: Red Bull

Allein: Ineffizient bleibt das Gewicht. Schon jetzt sind die Formel-1-Autos mit 752 Kilogramm so schwer wie noch nie zuvor. Zum Vergleich: Michael Schumacher feierte vor 30 Jahren sein Debüt in einem nur 505 Kilo schweren Jordan-Ford. Die neuen Autos 2022 werden sogar 768 Kilo auf die Waage bringen. 2025 dürften die Autos dann noch etwas mehr zulegen.

„Jeder weiß, dass Elektro- und auch Hybridautos schwerer sind. Ich schäme mich etwas für das derzeitige Gewicht der Formel-1-Autos, und ich fürchte, dass sie 2025, wo wir aktive Aerodynamik haben werden, viel mehr elektrische Leistung an den Autos haben und leider nicht viel Gewicht im Verbrennungsmotor verlieren werden, noch schwerer sind. Wir werden etwas weniger Sprit an Bord haben, von daher sparen wir etwas Gewicht zu Rennbeginn, aber es gibt nun einmal nichts umsonst“, weiß Symonds.

Doch davon abgesehen stehen die Ampeln und Zeichen der Formel-1-Zukunft auf Grün.

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