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Formel 1 bald nur noch Show à la Hollywood?

Formel 1 Start Miami GP 2022

Formel 1. Credit: Red Bull

Kolumne von F1-Insider Ralf Bach zum GP in Miami

Der Mann hat eine Mission: Koste sie, was sie wolle. Manche sagen auch auf Teufel komm raus. Das war beim glamourös inszenierten GP von Miami klar zu erkennen. Stefano Domenicali (56), seit zwei Jahren Chef vom amerikanischen Konzern Liberty Media, dem Chefvermarkter der Formel 1, will die automobile Königsklasse in den USA mit allen Mitteln salonfähig machen. Das hat sich der ehemalige Ferrari-Teamchef ganz oben in sein Lastenheft geschrieben.

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Dabei scheint es den Italiener, der ausgerechnet im Kultrennort Imola geboren wurde, nicht zu kümmern, dass die Traditionsserie mit ihren tiefen Wurzeln in Europa immer mehr zur Formel Hollywood mutiert – bei der Dramaturgie und Drehbuch mehr im Mittelpunkt zu stehen scheinen als die Spannung, die vom reinen Sportgeschehen her entsteht.

Der Yacht-Club beim Miami GP. Credit: MiamiGP/Twitter

„Paddock GP“ wurde das Event in der Partymetropole Miami schnell getauft, weil eine Veranstaltung auf die andere folgte, eine rauschendes Fest das nächste jagte. 2000 Dollar kostete der spezielle Tribünenplatz auf einer Luxusyacht. Die standen direkt an der Strecke, auf Beton. Denn das blaue Meer darunter war aufgemalt. Das kümmerte die Jungs auf den Booten mit ihren knapp bekleideten Wassernixen nicht groß. Laute Musik, lauter als das Geräusch der Formel-1-Autos, die nur wenige Meter an den Yachten vorbeirauschten, dröhnte von den Booten, sie hoben gut gelaunt das Glas und man hatte den Eindruck, die meist europäischen Formel-1-Piloten in ihren rasenden Kisten waren ein nettes Beiwerk, um das rauschende Fest noch dekadenter zu machen. 

Allein: Es gibt nicht wenige, die Sorge haben, dass die F1-Vermarkter um Boss Domenicali die europäischen Wurzeln verbrennen und Rennstreckenbetreiber in der alten Welt vergraulen, nur um in der neuen Welt Fuß zu fassen. Es gibt schon zwei Rennen in den USA dieses Jahr, nach Miami folgt später im Jahr Austin in Texas. 2023 wird schon der Glitzer-GP in Las Vegas als neuer Höhepunkt verkauft – man rechnet fest damit, dass auch das Rennen auf dem Sunset Strip ausverkauft sein wird und verkauft das als Boom. Bloß: Auch die Magiershows von Siegfried & Roy waren dort über Jahre ausverkauft. Kann gut sein, dass das Formel-1-Rennen in Vegas mehr als neuer Showact angesehen wird denn als sportliche Veranstaltung.

Damit nicht genug: Rennen in Los Angeles und New York sind schon in Arbeit. Wenn dafür Klassiker wie Monaco oder Spa aus dem Kalender gestrichen werden, was soll‘s. Auch wenn sich im Fürstentum die Luxusyachten auf dem echten Meer im echten Yachthafen von echten Wellen schaukeln lassen.

Credit: Red Bull Content Pool

Das ist Domenicali und Co. aber egal. In Europa wollen sie nur zwei Dinge: Geld verdienen und die Fahrerlager auf Hollywood trimmen. Beim Europa-Debüt vor zwei Wochen in Imola wurde das allzu deutlich: Liberty präsentierte dort ein neues Motorhome: pompös, glamourös und mit einem Discjockey, der die Umwelt mit derselben Partymusik akustisch verpestete, die von den Yachten von Miami dröhnte. Als „Temple of Fame“ (Tempel des Ruhms) war die Luxusherberge Domenicalis gedacht. Doch nicht nur Wenige nannten es schnell „Tempel of Shame“ (Tempel der Schande). Zu groß, zu teuer, das falsche Zeichen in der heutigen Zeit, in der Menschen mehr über Klimawandel und Weltfrieden nachdenken als über Amüsement à la Hollywood.

Liberty ist das egal: Wer in Europa ein Formel-1-Rennen haben will, muss zahlen. Viel zahlen. Sogar das Fürstentum Monaco, bisher mit dem Privileg ausgestattet, keinen Cent für den Auftritt des rasenden Millionenzirkus ausgeben zu müssen, soll in Zukunft blechen. Begründung hinter den Kulissen: Wir haben den US-Markt erobert, das ist das wirklich Wichtigste. 

Allein: Es steckt viel Schönrederei hinter dieser These. Zahlen belegen, dass es längst noch nicht so weit ist. Im US-Free-TV haben die F1-Rennen im Durchschnitt 1,3 Millionen Zuschauer. Gefeiert wird die Einschaltquote bloß, weil sie dank der Netflix-Doku innerhalb zweier Jahre verdoppelt werden konnte. Trotzdem: Die Indy-Car-Serie, die „F1“ der USA hat ohne großen PR-Aufwand in etwa die gleichen Zahlen. Mit Ausnahme des Klassikers, den „500 Meilen in Indianapolis“: Den schauen sich immer noch dreimal so viele Fans an wie die Serie der Exoten aus Europa. Und, noch wichtiger: Die NASCAR, die „DTM“ der Amerikaner, kann mit durchschnittlich bis zu fünf Millionen Zuschauern pro Veranstaltung mit Recht von sich behaupten, dass sie ungefährdeter Spitzenreiter ist. 

Es ist ein Spiel mit dem Feuer, dass die F1-Vermarkter betreiben. Was ist, wenn die Amerikaner in zwei Jahren genug von ihrem neuen Spielzeug haben und es dann gelangweilt wieder in die Ecke stellen – und die Europäer den Hollywood-Weg der Königsklasse nicht mehr mitgehen wollen? Und dann womöglich Traditionalisten wie Sebastian Vettel recht haben? Der vierfache Weltmeister trägt mit seinem Aussehen, das immer mehr in Richtung Che Guevara geht, seinen Protest gegen die neue Philosophie der Königsklassenmacher im Gesicht geschrieben. Er ist frustriert, keine Frage. Ein Satz spricht dabei für sich: „Es wäre so einfach ein Rennen für die Ukraine zu veranstalten. Doch sie machen es nicht.“ Er ist nicht der einzige, der so denkt.

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2022 läuft die Formel 1 bei Sky. Der Sender hat bereits letztes Jahr eigens für die Königsklasse einen neuen TV-Sender eingeführt: Sky Formel 1. Hier gibt es 24 Stunden am Tag Motorsport. Alle Trainingssitzungen, alle Qualifyings, alle Rennen immer live und ohne Werbeunterbrechung. Auf dem Programm stehen zudem historische Rennen und Sondersendungen.

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