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René Rast: Mick Schumachers Weg ist kein Karrierekiller

Formel E René Rast McLaren 2023

René Rast. Credit: Formula E

René Rast fährt an diesem Samstag für McLaren die Formel-E-Premiere in Kapstadt (Südafrika). Im Interview spricht er auch über die Formel 1, Mick Schumacher und Max Verstappen.

René Rast, Sie fahren an diesem Wochenende mit McLaren in der Formel E in Kapstadt. Wie begeistert sind Sie?
René Rast: „Es ist schön. Kapstadt war immer eine meiner favorisierten Locations für die Formel E. Ich habe immer gesagt: Wenn wir hier ein Rennen fahren, dann bin ich happy, denn Kapstadt ist meine Lieblingsstadt. Ich war schon oft hier und jetzt hier ein Rennen zu fahren, ist ein tolles Erlebnis.“

Sie sind 2023 für McLaren unterwegs. Neu ist auch das Auto. Der Gen3-Renner hat im Qualifyingtrimm 476 PS, das sind fast 140 PS mehr als die Gen2-Fahrzeuge. Wie herausfordernd ist es, das neue Gen3 Auto zu fahren?
Zwischen beiden Autos herrscht ein Riesenunterschied. Das Gen3-Auto hat wesentlich mehr Leistung. Wir reden hier über 100 kW in der Spitze. Das Auto hat mittlerweile fast 500 PS. Es ist mittlerweile sehr schnell geworden und auch sehr hart zu fahren. Das Lenkrad ist einfach brutal schwer, weil wir in der Formel E keine Servolenkung haben. Auch ist es super schwer, das Auto am Limit zu fahren. Es gibt nur ein ganz kleines Fenster, in dem der Reifen optimal funktioniert, ein kleiner Fehler und du bist von der Ideallinie weg und sofort in der Mauer. Die Formel E ist, auch wenn einige das nicht gerne hören wollen, eine der härtesten Rennserien, die ich bisher gefahren bin.

René Rast. Credit: McLaren FE/Twitter

Wenn du die Formel E mit der Formel 1 vergleichen müsstest, was sind die Unterschiede oder auch die Gemeinsamkeiten?
Die Autos sind einfach komplett anders. Ein Formel 1 Auto lebt von der Aerodynamik. Die können extrem spät bremsen, schnell durch die Kurven fahren, das ist in der Formel E genau das Gegenteil. In der Formel E versuchen wir, so effizient wie möglich zu sein. Das heißt wenig Luftwiderstand zu haben und wenig Aerodynamik – einfach um das Auto effizient zu machen. In der Formel 1 ist das Auto auf maximale Geschwindigkeit ausgelegt, unter anderem in den Kurven und beim Bremsen. Bei uns geht es um Effizienz. Das macht es aber auch kniffelig in den Kurven. Das Auto bewegt sich die ganze Zeit, man hat wenig Grip, aber dafür verbrennen wenig Energie.

Aber damit nicht genug. Sie müssen ja auch noch aktiv Energie sparen während des Rennens.
Genau. Während du in der Formel 1 jede Runde Vollgas fährst und bis zur letzten Runde spät bremst, musst du mit unseren Formel-E-Autos versuchen, deine Batterie über die Renndistanz zu tragen. Das heißt: Wenn du mit einem Formel-E-Auto konstant Vollgas fahren würdest, kommst du vielleicht 20 Minuten weit. Wir müssen aber 40 Minuten weit kommen, deshalb müssen wir versuchen möglichst wenig Energie zu verbrennen und gleichzeitig über die Rekuperation möglichst viel Energie zurückgewinnen. Das alles muss der Fahrer während des Rennens selbst kontrollieren. Das bringt noch mal einen extrem schwierigen Faktor dazu. Der Fahrer muss das Auto nicht nur am Limit bewegen, sondern auch noch schauen, dass er mit seiner Energie bis zum Ende des Rennens kommt.

In der Formel E fahren ja auch dank Ihnen inzwischen mehr Deutsche als in der Formel 1. Wie sehen Sie die Situation Deutschlands im Top-Motorsport?
Das ist sehr schade. Wir hatten Zeiten, da kamen sechs, sieben Formel-1-Fahrer aus Deutschland. Die Zeiten sind leider vorbei. Das war natürlich auch eine Art Generationenboom. Als Michael Schumacher seine Erfolge gefeiert hat, sind natürlich viele junge Fahrer in den Kartsport eingestiegen und wollten das Gleiche erreichen wie Michael. Die Vettel-Generation ist noch nicht da. Ich hoffe aber, dass sie noch kommt.

Vielleicht müssen wir aber auch schauen, dass wir den deutschen Motorsport von der Pike auf mehr fördern, den jungen Fahrern mehr Chancen geben sich zu entwickeln. Es sollte für den deutschen Motorsport ganz vorne stehen, den jungen Fahrern im Kartsport und auch in den anderen Nachwuchsklassen eine gute Ausbildung zu ermöglichen, um es aus eigenen Kräften bis in die Formel 1 zu schaffen. Man sieht es immer wieder. Es gibt viele talentierte Fahrer, die es einfach nicht bis in die Formel 1 schaffen, weil das Budget fehlt. Da müssen wir zusehen, dass wir im deutschen Motorsport mehr Gas geben.

Mick Schumacher. Credit: LAT / Mercedes

Wie sehen Sie die Situation von Mick Schumacher, der jetzt bei Mercedes nur auf der Ersatzbank sitzt. Ist das ein Karrierekille?
Nein, Mick Schumachers Schritt zurück ist kein Karrierekiller. Man hat es ja auch bei Nico Hülkenberg gesehen, der das Comeback geschafft hat. Ob man Ersatzfahrer ist, Kommentator oder Co-Kommentator – man kann es wieder zurück in die Formel 1 schaffen. Für Mick ist es jetzt wichtig, in einem Top-Team zu sehen, wie es funktioniert. Er lernt also extrem viel. Ein Und: Lewis Hamilton wird wahrscheinlich auch nicht mehr zehn Jahre fahren. Wenn er Schluss macht, könnte sich für Mick eine Tür öffnen Ich denke, das ist eine sehr gute Position, in der er gerade ist.

Sie sprechen Lewis Hamilton an, der dieses Jahr Micks Vater Michael übertrumpfen will und seinen achten Titel in der Formel 1 anstrebt. Wie bewerten Sie das Duell Lewis Hamilton gegen Max Verstappen?
Ich weiß nicht, ob es da nur um den Lewis geht. Letztes Jahr war George Russell schon besser in der Meisterschaft als Hamilton. Natürlich war Lewis am Anfang des Jahres ein bisschen am Straucheln und hat zum Ende wieder aufgeholt, aber ich weiß nicht ob wir uns nur auf Lewis konzentrieren sollten. George hat einen fantastischen Job gemacht. Ich glaube aber auch, Max ist immer noch Outstanding. Den zu schlagen wird extrem schwer. Das geht nur mit dem gleichen Auto, wenn überhaupt. Deswegen sehe ich Max dieses Jahr in der Favoritenrolle.

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Was macht Verstappen so gut?
Der ist einfach ein extremes Talent. Man sieht das auch im Simracing. Er setzt sich vor den Computer und ist so schnell wie die Profis, die das jeden Tag machen. Das zeigt, was für ein Riesentalent er hat und was für ein gutes Gefühl für Autos. Er muss wenig dafür tun,  um auf dem Level zu operieren. Wenn er dann auch noch hart arbeitet, was er – wie man hört auch tut –, holt er noch mal das extra Quäntchen raus.

Zurück zur Formel E: Was erwarten Sie in Kapstadt vom Rennen?
Das müssen wir schauen. Die Strecke ist sehr schnell und extreme schwierig für uns. Das Format ist so kompakt; man darf keinen Fehler machen. Wir hoffen, dass wir im Qualifying wieder vorne mit dabei sind. Wenn du es dann schaffst, in die Top 5 zu fahren, ist alles möglich.

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