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Ist der Boom der Formel E vorbei?

Welche Hersteller machen auch in Zukunft in der Formel E mit? Credit: Formel E

Welche Hersteller machen auch in Zukunft in der Formel E mit? Credit: Formel E

DS bekennt sich als zweiter Hersteller für die nächste Generation der Formel-E-Autos. Trotzdem könnte der Boom der Elektrorennserie etwas abflachen. 

Es ist eine spannende Zeit in der Formel E – nicht nur weil am 26. Februar in Riad der Saisonstart auf dem Programm steht. Die Formel E kämpft auch um ihre Zukunft.

Mehr lesen: Fahrer, Technik, TV-Übertragung in der Formel E

Nun hat sich DS Automobiles, die Nobelmarke von Citroën, für die neue Gen3-Ära (2022-2026) bekannt. Damit hat die Elektro-Formelserie den Weltmeister der letzten beiden Jahre an Bord. Kein Hersteller hat in den vergangenen zwei Jahren einen so effizienten Elektromotor gebaut wie DS. Zusammen mit dem Rennteam Techeetah sowie den Fahrern Jean-Eric Vergne und Antonio Felix da Costa war der Hersteller nicht zu schlagen. 

Entsprechend groß ist die Freude beim Formel-E-Serienchef Jamie Reigle: „DS Automobiles gehörte zu den ersten Herstellern, die sich in der Formel E engagiert haben. Ich freue mich sehr, dass sich die einzigen Doppel-Champions der Serie einen Startplatz für die neunte Saison gesichert haben. Das unterstreicht die Rolle der Formel E als technologisches Versuchsfeld und Marketingplattform für die führenden Automobilhersteller der Welt.“

Bisher nur zwei Hersteller fix

Doch DS ist neben dem indischen Mahindra-Konzern erst der zweite Hersteller, der sich zur neuen Gen3-Ära bekannt hat. McLaren hat sich zwar eine Option auf einen Startplatz gesichert, die endgültige Entscheidung für einen Einstieg in die Formel E ist allerdings noch nicht gefallen. 

Und die anderen Hersteller? Neben DS und Mahindra sind derzeit acht weitere E-Motorenbauer am Start: Porsche, Mercedes, BMW, Audi, Jaguar, Nissan, Nio333 und Penske. Hinter Audi und BMW kann die Formel E schon einen Haken machen. Beide steigen am Ende der Saison 2021 aus. Nissan soll sich in Kürze zur Formel E bekennen. Wie es mit den anderen Marken weitergeht, ist noch unklar.

BMW verlässt Ende 2021 die Formel E: Credit: BMW/Twitter

Die Zeit drängt: Am 31. März läuft die Einschreibefrist ab. Wer sich bis dahin nicht zur Formel E bekennt, ist draußen. Und: Die Formel E will Planungssicherheit. Die Hersteller, die sich zur Gen3-Ära anmelden, müssen bis 2026 an Bord bleiben oder trotzdem pro Jahr 300.000 Euro Gebühren entrichten. Die Formel E will nicht von einer Ausstiegswelle wie jetzt mit Audi und BMW überrascht werden. 

Frist läuft am 31. März ab

Doch die Ausstiege von Audi und BMW zeigen, dass der Boom der Formel E zumindest abflacht. Auch andere Hersteller wie Hyundai geben der E-Meisterschaft einen Korb. Die Begründungen für den Ausstieg der beiden deutschen Marken sollte der Formel E zu denken geben.

In der BMW-Mitteilung heißt es, dass „die Möglichkeiten des Wissenstransfers im Wesentlich ausgeschöpft“ seien. Kurzum: Die Hersteller lernen in der Formel E nichts mehr für die Straße.

Immerhin: Die neuen Gen3-Autos werden leistungsstärker, leichter und schneller. 100 Kilowatt Leistung legen die Rennwagen von Spark Racing Technology zu – im Qualifying bringen sie es dann auf 350 kW (476 PS), im Rennen auf 300 kW (408 PS). Die Autos werden 120 Kilogramm leichter und wiegen dann nur noch 780 Kilogramm. Das ist nur noch unwesentlich schwerer als ein Formel-1-Flitzer. Das liegt vor allem an leichteren Batterien, die Williams Advanced Engineering den Teams zur Verfügung stellen will. Derzeit wiegen die Lithium-Ionen-Akkus 385 Kilogramm. Dazu kommen 2022 als technische Neuerung Schnellladestopps. 

Formel E nicht innovativ genug?

Doch das reicht vielen Herstellern scheinbar nicht mehr aus. Die Marken haben die Plattform genutzt, mit Rennfahrzeugen und Events in Metropolen wie New York, Paris, Hongkong und Co. für die E-Mobilität zu emotionalisieren. Tatsächlich war die Zahl der Neuzulassungen von Fahrzeugen in Deutschland 2020 so gering wie zuletzt 1990. Doch die E-Autos erfreuten sich über einen Zuwachs von 220 Prozent. Wie viel dabei auf die Formel E zurückzuführen ist, bleibt Spekulation. E-Fahrzeuge werden politisch massiv gefördert und diese Förderung wurde in Deutschland sogar bis 2025 verlängert. 

Für E-Autos zu begeistern war der Hauptgrund für die Hersteller, in die Formel E einzusteigen. Doch jetzt suchen sie auch nach technischen Herausforderungen. Audi zum Beispiel baut einen E-Prototyp für die Rallye Dakar. Andere Autobauer wie Porsche springen auf den neuen Motorsport-Hype der Sportwagenszene auf: Hypercars und LMDh-Protottypen ziehen mit ihren relativ günstigen Hybridlösungen und den Traditionsrennen wie den 24 Stunden von Le Mans und Daytona wieder das Interesse an. 

Viele Hersteller pochten daher auf eine weitere Öffnung im Formel-E-Reglement. Bisher erlaubt die Meisterschaft den Autobauern nur die Entwicklung der E-Maschine, des Wechselrichters, des Getriebes und der Hinterradaufhängung. Alles andere sind Einheitsbauteile. Damit will die Formel E das Feld eng beisammenhalten und Dominanzen wie die von Mercedes in der Formel 1 verhindern. 

Angst vor der Kostenfalle

Aber nicht nur das: Die Formel E fürchtet die Kostenfalle. Diskutiert wurde zum Beispiel über eine Öffnung bei der für E-Autos so wichtigen Batterienentwicklung. Aber selbst Hersteller wie Porsche, die das Thema gepusht haben, sind inzwischen ob der zu erwartenden Entwicklungskosten von dieser Idee abgerückt. 

In der neuen Gen3-Ära werden die Formel-E-Fahrzeuge immerhin 600 statt wie bisher 250 kW rekuperieren. Dazu wird aber Spark mit dem Chassis ein Einheitssystem an der Vorderachse mitliefern. Auch hier sind den Herstellern also die Hände gebunden. 

Schwierige Zeiten für die Elektroformel.

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