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Hamiltons „Verstappen-Klausel“: Ecclestone zieht den Schumi-Vergleich

Lewis Hamilton Credit: W. Wilhelm/Mercedes

Lewis Hamilton Credit: W. Wilhelm/Mercedes

Eine Klausel in Lewis Hamiltons neuem Mercedes-Vertrag sorgt für Diskussionen. Wir ordnen das Vertragsdetail historisch ein

Lewis Hamiltons (36) Vertragsverlängerung mit Mercedes, die nach F1-Insider.com-Informationen in der kommenden Woche offiziell verkündet werden soll, hat für ein kleines Erdbeben in der Formel-1-Landschaft gesorgt. Besonders die sogenannte „Verstappen-Klausel“, die sich der britische Superstar nach Insider-Informationen in den neuen Vertrag hat hineinschreiben lassen, sorgt für Diskussionsstoff. 

Hintergrund: Hamilton soll sich ein Mitspracherecht bei der Entscheidung gesichert haben, wer in Zukunft sein Teamkollege wird, sollte er seinen Vertrag über 2021 hinaus dank einer Option verlängern. Keiner der Protagonisten wird ein entsprechendes Vertragsdetail bestätigen, doch ein möglicher Grund liegt auf der Hand: Red Bulls Wunderknabe Max Verstappen (23), dem einige Experten heute schon zutrauen, den Briten im gleichen Auto schlagen zu können, will sich Hamilton im Herbst seiner Karriere sicher nicht mehr antun. 

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Landsleute wie Hamiltons Weltmeister-Kollege Damon Hill (60) haben Verständnis für den Megastar der Szene. Der Champion von 1996, der selbst als einer der ersten von dem speziellen Veto-Recht über seinen Twitter-Account berichtet hat, sagt: „Ich würde es an seiner Stelle genau so machen.“ 

Ecclestone erinnert sich an Senna und Co.

Allein: Formel-1-Protagonisten stellen sich noch eine andere Frage: „Wie weit darf der Einfluss eines einzelnen Piloten innerhalb eines Teams gehen?“ Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (90) zu F1-Insider.com: „Ich hätte Lewis ganz klar gesagt: Du nimmst jetzt das, was wir dir anbieten oder du lässt es. Jeder ist ersetzbar. Wer hier fährt entscheidet nur einer: Und das bin ich!“ 

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Ecclestone erzählt von einem Fall, bei dem er selbst involviert war. Als Besitzer und Teamchef von Brabham. Der Brite: „1983 wurden wir mit Nelson Piquet Weltmeister. Ich musste entscheiden, wer 1984 an seiner Seite fährt. Wir hatten einen extremen guten Test mit einem jungen brasilianischen Nachwuchsfahrer namens Ayrton Senna. Den wollte ich haben. Als Nelson davon hörte, stellte er sich auf die Hinterbeine und reagierte wie ein trotziges Kind. Er wollte Senna partout nicht als Teamkollegen haben. Er hat sofort dessen Potential erkannt. Das war mir aber egal.“ 

Lewis Hamilton Credit: Mercedes

Ecclestone entschied sich trotzdem gegen Senna: „Unser Hauptsponsor Parmalat wollte keine zwei Brasilianer. Ich wägte alles genau ab: Am Ende war mir der Frieden im Team wichtiger. Aber da ich gleichzeitig Chef der Konstrukteurs-Vereinigung war, sorgte ich dafür, dass Senna woanders einen Job bekam. Bei Toleman. Mir war klar, dass er der zukünftige Superstar sein würde, also wollte ich ihn unbedingt in der Formel 1 sehen.“

1993 war es wieder Senna, der von dem Veto eines Kollegen betroffen war. Sein Erzrivale Alain Prost, der 1992 ein Ruhejahr einlegte, bekam vom damaligen Branchenprimus Williams ein Angebot fürs Comeback. Seine Bedingung: kein Senna als Teamkollege. Ecclestone: „Frank Williams war verzweifelt. Sein Plan war, mit beiden an den Start zu gehen. Ich riet ihm aber, ein Jahr mit Prost zu fahren, ihm den Titel zu schenken und ihn dann zum endgültigen Rücktritt zu bewegen und das Jahr darauf Senna zu nehmen. So kam es dann auch.“

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Michael Schumacher brauchte keine Klausel

Der Fahrer mit dem meisten Einfluss im Team vor Lewis Hamilton war Michael Schumacher bei Ferrari. Ecclestone: „Michael brauchte noch nicht einmal eine Klausel dafür. Er war die klare Nummer 1, mit ihm wollte Ferrari zu glorreichen Zeiten zurückkehren. Deshalb fragte ihn Jean Todt auch vorher, welchen Teamkollegen er gerne hätte. Michael konnte gut mit Eddie Irvine, Rubens Barrichello und Felipe Massa leben. Hätte Michael Einwände gehabt – sie wären nicht bei Ferrari gelandet.“

Allein: Zweimal musste auch die Formel-1-Ikone aus Kerpen einsehen, dass sein Einfluss nicht groß genug war. 2006 konnte er nicht mehr verhindern, dass Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo für 2007 das finnische Supertalent Kimi Räikkönen verpflichtet hat. Schumacher trat – unter anderem auch deshalb – Ende 2006 zurück. Räikkönen gewann mit Ferrari den Titel und ist bis heute der letzte Weltmeister in Rot.

Was nur wenige wissen: 1999 wollte Schumacher zu McLaren-Mercedes wechseln. Deshalb gab es 1998 während des Monaco-GP im ehemligen Beach-Plaza-Hotel (heute Le Meridien) ein geheimes Treffen zwischen ihm, seinem Manager Willi Weber, McLaren-Teamchef Ron Dennis und dem kürzlich verstorbenen damaligen Mercedes-Chef Jürgen Hubbert. Man war sich so gut wie einig, bis Schumacher einen Nummer-1-Status forderte – Mitspracherecht beim Teamkollegen inklusive. Das konnte Hubbert nicht akzeptieren. Die Traumehe Schumacher und Mercedes wurde auf 2010 verschoben. 

Fest steht: Hamilton befindet sich in guter Gesellschaft.

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