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Heute vor 30 Jahren kam Häkkinen in die F1

Mika Häkkinen 1991 im Lotus Credit: F1/Twitter

Mika Häkkinen 1991 im Lotus Credit: F1/Twitter

Mika Häkkinen bestritt heute vor 30 Jahren sein erstes Formel-1-Rennen. Wir erinnern an das Debüt des langjährigen Schumi-Rivalen.

Es war das Duell der 1990er Jahre: Michael Schumacher versus Mika Häkkinen. Selbst in Deutschland waren viele Zuschauer Fans des sympathischen Finnen. Häkkinen und Schumacher respektierten sich – und das brachte ihnen den Respekt der Fans. 1998 und 1999 setzte sich Häkkinen durch und wurde im McLaren-Mercedes Weltmeister, 2000 holte sich Michael Schumacher mit Ferrari gegen Häkkinen den Titel.

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Doch bis zu diesem Gigantenduell war der Weg für beide hart. Vor 30 Jahren, am 10. März 1991, bestritt Häkkinen sein erstes Formel-1-Rennen – fast ein halbes Jahr vor Michael Schumachers Debüt in Spa.

Rasanter Aufstieg

Häkkinen kam 1968 im finnischen Vantaa auf die Welt. In seiner Straße wohnte auch ein gewisser Mika Salo, der 1999 bei Ferrari Michael Schumacher nach dessen Beinbruch in Silverstone ersetzte. Die beiden Mikas wurden Freunde und begannen beide mit dem Kartsport. Das erste Mal saß Häkkinen in einem Go-Kart, da war er gerade mal fünf Jahre alt. Nachdem auch ein heftiger Unfall den kleinen Bub nicht erschrecken konnte, wusste Papa Harri: ‚Jetzt ist es Zeit für ein richtiges Rennkart‘. Mit dem Kart des finnischen Rallye-Piloten Henri Toivonen gewann Klein-Mika erste Meisterschaften.

1987 stieg Häkkinen in die Formel-Ford und damit in den Formelsport auf. 1989 kam er in die Formel 3 und holte sich dort 1990 den Titel. Die Meisterschaft galt damals als eine der wichtigsten Nachwuchsserien. Wer die Formel 3 in Großbritannien für sich entscheiden konnte, der konnte sich den Weg durch die Formel 3000 (heute Formel 2) sparen.

Marodes Lotus-Team

Im Sommer 1990 bekam Häkkinen seinen ersten Formel-1-Test. In Silverstone saß er 90 Runden lang im Benetton-Ford. Seine Rundenzeiten waren dabei besser als jene von Stammfahrer Alessandro Nannini – und das soll was heißen. Nannini galt in jener Zeit zwar als Lebemann, der kaum ohne Zigaretten und nur äußerst selten beim Training zu sehen war. Aber der Bruder von Rocksängerin Gianna Nannini war auch extrem talentiert und gewann 1989 für Benetton immerhin den Japan-GP.

Credit: Daimler AG

Trotz der schnellen Rundenzeiten kam der Finne nicht bei Benetton unter, sondern gab sein Formel-1-Debüt für Lotus. Der britische Rennstall hatte gewiss den klangvolleren Namen. Aber der sechste und letzte Fahrertitel lag schon 13 Jahre zurück (1978 Mario Andretti). Stattdessen war Lotus auf dem absteigenden Ast – der Bankrott immer in Sichtweite.

Die Lage 1991 war wirklich desaströs: Schulden, die noch der 1982 verstorbene Teamgründer Colin Chapman zu verantworten hatte, wurden fällig. Die Zigarettenmarke Camel zog sich als Hauptsponsor Ende 1990 von Lotus zurück. Der Chapman-Witwe Hazel Chapman blieb nichts anderes übrig, als das Team an ein Konsortium zu verkaufen, dem der ehemalige Benetton-Sportdirektor Peter Collins vorstand und dem der Deutsche Horst Schübel, dessen Teams auch in der deutschen Formel 3 und der DTM aktiv waren, angehörte. „Peter Collins hatte ein wirklich schwieriges Jahr“, erinnert sich Mika Häkkinen. „Er musste das Team am Laufen halten. Ich habe von anderen Leuten gehört, welch große Stücke er auf mich gehalten hat. Aber er hat mir das selbst nie gesagt.“

Unterlegenes Material

Die finanzielle Lage bei Lotus ließ keine Neukonstruktion für die Saison 1991 zu. Das Vorjahresmodell wurde nur weiterentwickelt und bekam daher den Namen Lotus 102B. Der neue Technikdirektor Enrique Scalabroni hatte durchaus einige Änderungen vorgenommen – etwa einen filigraneren Heckflügel designt. Vor allem aber ging es darum, den neuen Judd-Motor zu integrieren. 1990 verwendete Lotus nämlich noch Triebwerke von Lamborghini.

Auch der Judd-Motor war allerdings veraltet. Lotus verwendete den 1989 auf Kiel gelegten 3,5-Liter-V8 Judd EV. Die Scuderia Italia baute dagegen schon den neuen 3,5-Liter-V10 Judd GV-Motor in den Dallara. Häkkinens finnischer Landsmann JJ Lehto konnte damit beim Imola-GP als Dritter auf das Podest fahren. Das Rennen in Imola war auch der einzige Grand Prix, in dem Häkkinen und Lotus punkten konnten: Der Finne kam als Fünfter ins Ziel.

Der PS-Nachteil mit dem alten Judd-Motor gegenüber dem neuen betrug etwa 50 PS. Während die Scuderia Italia 660 PS mobilisieren konnte, lief Häkkinens Lotus-Judd mit 610 PS eher auf Sparflamme. Kein Wunder, dass Häkkinen damit beim Frankreich-GP sogar die Qualifikation fürs Rennen verpasste.

Häkkinen machte Eindruck

Die Vorzeichen für das Debüt standen also alles andere als gut. Doch Häkkinen brillierte. Das Debüt stieg am 10. März 1991 beim USA-GP auf dem schwierigen Straßenkurs von Phoenix. Häkkinen qualifizierte seinen Lotus-Judd für Startplatz 13 – und war dabei 3,1 Sekunden schneller als sein Teamkollege Julian Bailey!

Dabei war Bailey kein unerfahrener Mann: 1988 war er schon mit Tyrrell in der Formel 1, danach bestritt er zwei Jahre lang für Nissan unter anderem die 24 Stunden von Le Mans. Häkkinen erinnert sich: „Ich war schüchtern, aber auch ein bisschen arrogant. Julian war ein toller Charakter, jeder mochte ihn. Ich habe viel von ihm gelernt, wie er mit dem Team gearbeitet und mit den Sponsoren gesprochen hat. Danach wusste ich, dass es nicht reicht, sich nur ins Auto zu setzen und schnell zu sein. Du musst auch mit den Leuten sprechen, mit denen du arbeitest.“ 

Das Rennen lief unauffällig. Häkkinen hielt sich im Mittelfeld – bis in der 60. von 81 Runden sein Judd-Motor den Geist aufgab.

Durchbruch für Häkkinen

Gerade herausragende Leistungen in schlechten Autos machen Eindruck. Schon 1992 wollte Williams Häkkinen unter Vertrag nehmen. Doch weil Williams die Einschreibefrist verpasste und auf die Zustimmung aller Teams angewiesen war, behielt Lotus den Finnen 1992 nach einem Kuhhandel für ein weiteres Jahr: Zustimmung gab es nur für einen Verbleib von Häkkinen. So fuhr der Finne noch ein Jahr lang im Hinterfeld, während Nigel Mansell im Williams-Renault überlegen Weltmeister wurde.

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1993 kam Häkkinen zu McLaren – erst auf die Ersatzbank, dann aber als Ersatz für Michael Andretti auch ins Stammcockpit. Schon im ersten Qualifying in Portugal war er schneller als Ayrton Senna. Der Rest ist Geschichte. Heute kann der 52-jährige Häkkinen auf 161 GPs, 20 Siege und zwei WM-Titel zurückblicken.

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