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Heidfeld schwärmt von Schumacher und Brawn bei Mercedes

Formel 1 Michael Schumacher Mercedes 2011

Michael Schumacher. Credit: Mercedes

Nick Heidfeld ist mit 13 Podestplätzen einer der erfolgreichsten deutschen Formel-1-Fahrer. Ein Blick auf seine Karriere

Er ist einer der erfolgreichsten deutschen Formel-1-Fahrer: Nick Heidfeld (44) stand 13 Mal auf dem Podium, fuhr bei Top-Teams wie BMW-Williams und BMW-Sauber. Er war nach Michael Schumacher und Heinz-Harald Frentzen der dritte deutsche Rennfahrer, der den Hype der Königsklasse hierzulande auf hohem Niveau hielt und erlebte. Vor allem aber erlebte er Michael Schumacher und auch den anderen siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton hautnah. Im Youtube-Vodcast mit F1-Insider berichtet er von Parallelen zwischen den beiden Rekordchampions.

Heidfeld: „Im direkten Gespräch habe ich bei den beiden wie bei niemand anderem sonst im Allgemeinen und im Rennsport eine gewisse Intensivität erlebt. Ich habe mit Michael zusammengearbeitet, als ich Test- und Ersatzfahrer bei Mercedes war. Mit Lewis habe ich gesprochen, als es 2010 darum ging, dass ich sein Teamkollege bei McLaren werden könnte. Das waren unglaublich intensive Gespräche, die ich nur bei diesen beiden Fahrern so erlebt habe.“

Heidfeld erklärt, was vor allem Schumacher im Umgang mit dem Team auszeichnete: „Es ist schwierig zu beschreiben: Es brachte alles auf den Punkt. Es war im Positiven gnadenlos. Direkt und ohne Kompromisse.“

Doch auch Hamilton beurteilt der Deutsche anders, als der Brite in der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. „Ich finde, man sieht es in den letzten Jahren mehr als am Anfang“, so Heidfeld. „Als Lewis in die Formel 1 kam, hieß es immer: Das ist der Roboter, der von McLaren und Ron Dennis auf die Formel 1 gedrillt ist, mit Sportpsychologen arbeitet, den ganzen Tag Fitness macht und sonst gar nichts“, erklärt der aktuelle Mahindra-Berater in der Formel E. „Später hieß es eher: Er verlässt sich auf sein Talent und macht andere Sachen in der Weltgeschichte – Musik, Mode, Amerika. Aber so langsam wird allen klar, dass man nicht so oft Weltmeister wird, wenn man nicht absolut dafür lebt. Wenn man also nicht nur fahren kann, sondern auch das Team fordert und die richtige Mentalität mitbringt.“

Doch auch Michael Schumacher hatte diesen besonderen Einfluss auf ein Team – von 2010 bis 2012 hat er Mercedes in die Spur gebracht, auch wenn er selbst nicht mehr davon profitieren konnte. Heidfeld: „Dass Michael einen Anteil hat am heutigen Erfolg hat, kann man gern als PR-Talk abtun, aber auch ich bin davon überzeugt, dass er instrumental war, um das Team in die richtige Richtung zu schieben. Wie nachhaltig das über die Jahre war, ist schwierig einzuschätzen, aber er hatte definitiv seinen Einfluss.“

Nico Rosberg, Ross Brawn, Michael Schumacher, Nick Heidfeld und Norbert Haug. Credit: Mercedes

Heidfeld ist kein Kind der Schumacher-Generation. Er fuhr schon Kart, als der Kerpener noch kein Weltmeister war. Und doch schwärmt er von ihm: „In meiner Zeit als Mercedes-Testfahrer, war es total spannend, live mit reinzuschauen, wie er mit dem Team arbeitet: Wie ruhig, ausdauernd und zielgerichtet – nach all den Jahren mit seiner Erfahrung, einem extremen Wissen und einem enormen Standing. Jeder hat ihm zugehört. Das war schon toll, da reinschnuppern zu können.“

Doch nicht nur Schumacher hat Heidfeld bei Mercedes beeindruckt, auch Ross Brawn als Teamchef: „Ich habe Ross ganz anders kennengelernt, als die Schummelvorwürfe bei Benetton und Co. ihn haben aussehen lassen: sehr offen, warmherzig und fair, mit einer enormen Kompetenz und einem unheimlichen Allgemeinwissen in verschiedensten Bereichen des Fahrzeugs, wie ich das sonst bei wenigen erlebt habe.“

Heidfeld hat dabei dieselbe konstruktive Fehlerkultur erlebt, die der aktuelle Mercedes-Teamchef Toto Wolff beim Dauersieger der vergangenen Jahre weiterlebt. „In den Besprechungen saßen alle an einem großen Tisch, alles war sehr offen und jeder wurde ermutigt, eine Idee hervorzubringen“, berichtet der Mönchengladbacher. „Man musste keine Angst haben, negatives Feedback zu bekommen. Das war eine sehr interessante Kultur, die das Team extrem weitergebracht hat.“

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Heidfeld: Von Satos Glück und Kimis Blick

+++ 25. Juni 2021: Spielberg 2002. Es war einer der brutalsten Unfälle der jüngeren Formel-1-Geschichte. Nick Heidfeld verliert die Kontrolle über seinen Sauber, schlittert über die Strecke und rammt mit Tempo 270 seitlich den Jordan von Taku Sato, der gerade in Kurve drei des ehemaligen A1-Rings eingelenkt hat.

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Der Japaner sagte erst kürzlich im Formel-1-Podcast: „Ich habe gedacht, ein Meteor würde mich treffen. Der Schmerz war so groß, dass ich fast ohnmächtig geworden bin.“

Anlässlich des GP der Steiermark auf dem Red Bull-Ring haben wir auch Nick Heidfeld zum Mega-Crash befragt. „Es sieht brutal aus“, sagt der deutsche Ex-Formel-1-Star zu F1-Insider.com. „Dass da nichts passiert ist, da kann man wirklich von viel Glück sprechen, gerade was Sato betrifft.“

Spielberg 2002: Nick Heidfeld crasht in Takuma Sato. Credit: F1/Youtube

Heidfeld erinnert sich: „Das war nach einer Safetycar-Phase. Meine Reifen waren wohl nicht richtig auf Temperatur, eine Seite hatte Grip, die andere nicht. Ich habe mich gedreht und bin rückwärts unkontrolliert in Richtung der anderen Autos geschlittert, die vor mir unterwegs waren und habe Sato mit voller Wucht erwischt. Ich selbst habe mir da minimal weh getan. Das viel Schlimmere war zu sehen, dass er noch im Wagen sitzt und Angst zu bekommen, dass ihm etwas Schlimmeres passiert ist. Diese Ungewissheit hat den Crash zu einem meiner schlimmsten Unfälle gemacht.“

Nick Heidfeld: „Der McLaren von 1999 war das Beste, was ich je gefahren bin.“

Im Gespräch mit F1-Insider.com (bald auf unserem Youtube-Kanal) berichtet Heidfeld auch vom besten Formel-1-Auto seiner Karriere: dem McLaren-Mercedes MP4-14 von 1999. Den durfte er als junger Mercedes-Junior testen. Sein Urteil: „Der McLaren von 1999 war das Beste, was ich je gefahren bin – in meiner ganzen Karriere.“  

Hintergrund: In Monza sollte Heidfeld eigentlich nur Reifentests durchführen, bis sich Mika Häkkinen bei einem Unfall leicht verletzt hatte. „Ich durfte dann am Folgetag in den echten neuen aktuellen McLaren einsteigen und das war gigantisch. Der Wagen hat extrem gut gelegen und riesig Spaß gemacht. Das war auch der Moment, in dem ich dachte: Das gibt mir jetzt die Chance, vielleicht doch nächstes Jahr da einzusteigen.“ Grund, so Heidfeld: „Ich haue ungern einen raus, aber da war ich nach sechs Runden auf gebrauchten Reifen schneller als David Coulthard (damals der zweite Stammfahrer; d. Red.). Ich dachte, ich hab da einen tollen Job gemacht. Leider ist aber nichts draus geworden.“

Nick Heidfeld 2001. Credit: Sauber

Auch nicht 2002, als McLaren Kimi Räikkönen statt Heidfeld in den Silberpfeil holte. Brisant: Der Mönchengladbacher und der Finne waren 2001 Teamkollegen bei Sauber, Räikkönen galt schnell als Wunderkind, obwohl der Deutsche ihn in seiner Debütsaison in der WM geschlagen hat.

Trotzdem hat er auch bei Heidfeld bleibenden Eindruck hinterlassen: „Ich kann mich noch gut an die erste Begegnung mit Kimi erinnern“, erzählt er. „Er ist ein sehr spezieller Typ und Charakter, auch wenn ich ihn nicht als so cool ansehe wie viele andere. Auch ihn berühren einige Dinge und man kann mit ihm wirklich Spaß haben. Aber als ich ihn das erste Mal in der Firma getroffen habe, war schon etwas Spezielles in seinen Augen.“

Nick Heidfeld beeindruckt von Räikkönen

Allein: Nicht nur neben, auch auf der Strecke wusste Räikkönen zu glänzen. Heidfeld: „Was mich am meisten beeindruckt hat, war seine Rennpace. Die stimmt auch heute noch, und das fiel mir bereits bei seinem dritten Rennen in Brasilien auf. Ich habe da mein erstes Podium erreicht und mich im Auto sehr wohlgefühlt. Ich konnte ihm auch etwas davonfahren, aber nur sehr langsam. Er blieb lange in meinen Rückspiegeln. Das fand ich damals schon stark – weil er ja erst so wenig Rennen gefahren war.“

Mehr Einblicke in Nick Heidfelds Formel-1-Karriere: in den kommenden Tagen auf unserem Youtube-Kanal.

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