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Was steckt hinter dem FIA-Ferrari-Deal?

Ferrari Test Barcelona Vettel

Ferrari Test Barcelona Vettel. Credit: Jerry Andre

Kolumne zum Kuhhandel zwischen der Fia und Ferrari. Ein Formel-1-Pakt, der Folgen haben wird

Die Bombe platzte am Freitagabend kurz vor Testende. Eher nebenbei verschickte die FIA ein Statement. Sechs Zeilen Sprengstoff. Inhalt: Man habe den Ferrari-Antrieb aus dem Jahr 2019 jetzt gründlich untersucht und sich anschließend mit dem Team „geeinigt“ (mehr hier).

Über die Details des Deals wurde Stillschweigen vereinbart. Es folgt ein Katalog von Aktionen „gemeinnütziger Arbeit“, zu denen Ferrari verpflichtet wird. Es wirkt wie eine Strafe unter der Hand: Ferrari unterstützt ab sofort die FIA-Forschung zu e-Fuels und hilft, die hochkomplizierten Antriebseinheiten in Zukunft besser zu überwachen.

Allein: Das Schriftstück, das in die E-Mail-Postfächer der Formel-1-Journalisten flatterte wie ein lieblicher Singvogel, hat Skandalpotenzial. Vorsichtig ausgedrückt hat die FIA hier Unregelmäßigkeiten beim Ferrari-Antrieb abgestellt. Zwischen den Zeilen wird klar: Ferrari wurde beim Schummeln erwischt – und bekommt nun einen Denkzettel.

Fest steht: Das FIA-Schreiben unterstützt den Verdacht, über den das ganze Fahrerlager 2019 getuschelt hat. Und was Red-Bull-Chefberater Helmut Marko bei AUTO BILD MOTORSPORT im Rahmen des Italien GP öffentlich machte: Dass Ferrari beim Betrieb ihrer Antriebseinheit 2019 die Grenzen der Legalität überschritten hat.

Rehabilitation für Verstappen

Max Verstappen hat es nach dem desaströsen Auftritt der Scuderia in den USA auf den Punkt gebracht: „Das passiert, wenn man aufhören muss zu betrügen“, posaunte der Holländer da mutig ins Mikrofon seines Heimatsenders Ziggo Sport – und war dafür heftig kritisiert worden. Das aktuelle Statement dürfte Verstappen zumindest teilweise rehabilitieren.

Fragwürdig bleibt der Pakt, den Ferrari und die FIA da geschlossen haben. Es ist ein Deal außerhalb aller sportlicher Regeln. Private Einigungen existieren nicht im Verbandssport. Grauzonen mögen bei der Interpretation von Technikregeln existieren, nicht aber bei der Sanktion von Betrügereien.

Entweder Ferrari fuhr 2019 illegal – dann gehören sie bestraft. Oder man kann den Italienern die Schummelei nicht nachweisen – dann muss sich aber auch die FIA ihre öffentliche Ohrfeige verkneifen. Gilt es etwas klarzustellen oder zu präzisieren, geht die Info traditionell an alle Teams und bleibt nicht geheim. So aber bleibt ein Geschmäckle.

FIA hatte nicht genug Beweise

Offenbar hatte die FIA in diesem Fall nicht genug Beweise in der Hand, um Ferrari vor Gericht zu zerren. Trotzdem wollte man ein Zeichen setzen. Doch das ging schief.

Denn andere Teamchefs wurden von der Mitteilung genauso überrascht wie die Journalisten im Pressezentrum. Ein Teamboss, der angesichts der Brisanz der Entwicklungen nicht genannt werden will, sagt zu F1-insider.com: „Diese Entscheidung öffnet allen Teams Tür und Tor. Jetzt hat jeder einen Schuss frei zu betrügen. Das ist ein Skandal.“

Wettbewerbsverzerrung und Millionenverlust

Die Teams interpretieren das Statement als inoffiziellen Schuldspruch – und wollen nun ihr Recht. Ein Teamchef: „Das werden wir uns nicht gefallen lassen. Da geht es um Wettbewerbsverzerrung und viel, viel Geld.“ Längst sind Anwälte eingeschaltet.

Eins steht jedenfalls jetzt schon fest: #Ferrarigate ist noch nicht zu Ende.

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