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Todt vergleicht Mercedes mit Ferrari

Wolff, Todt, Hamilton

Wolff, Todt, Hamilton. Credit: F1-insider

Eddie Jordan (71) kann nur müde lächeln, wenn er die Kampfansagen der Konkurrenten hört. Der Ex-Teamchef aus Irland, bekannt für seine Schlagfertigkeit und seinen hintergründigen Humor, hält Mercedes auch in Zukunft für unbezwingbar.

Jordan: „Mercedes ist wie eine perfekte Maschine, in der jedes Rädchen ins andere greift.“

In der Tat: Das sechste Mal seit 2014 räumten die Silberpfeile 2019 im Doppelpack ab. Zum Vergleich: Ferrari gewann zwischen 1999 und 2004 zwar auch sechs Titel in der Teamwertung – aber 1999 verhinderte der Fahrertitel von McLaren-Mercedes-Pilot Mika Häkkinen den totalen Triumph. Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost (63) kommt deshalb zum Schluss: „Mercedes ist das überlegenste Team, das es je gab. Sie sind besser als McLaren-Honda zu Zeiten von Ayrton Senna und Alain Prost (1988 bis 91; d. Red.) und dominanter als Ferrari zu Schumis Zeiten.“ 

Auch Vettels Red-Bull-Siegesserie (2010 bis 14), Prosts Williams-Dominanz (1992-94) und Laudas Ferrari-Zeit (1975-77) können Mercedes nicht das Wasser reichen. 

Die Zahlen belegen das: Mercedes hat seit 2014 sechs Fahrertitel und sechs Pokale in der Konstrukteursmeisterschaft gewonnen. 89 Mal stand in dieser Zeit ein Silberpfeil-Pilot ganz oben auf dem Podium (73,55 %). 62 Mal Lewis Hamilton (51,24 %). Ferrari schaffte in den sechs Jahren „nur“ 66 Siege (66 %). Die Silberpfeile holten 94 Polepositions (77,69 %),  179 Podestplätze und 48 Doppelsiege (40 %).

Ferrari startete damals „nur“ 54 Mal von Platz eins, kam 133 Mal aufs Podest und holte mit Schumacher, Eddie Irvine, Mika Salo und Rubens Barrichello 26 Doppelsiege. 

Der Vergleich zwischen den Teams Hamilton-Mercedes und Schumacher-Ferrari geht auch nicht ohne einen Blick auf die Teamchefs. In ihrer Herangehensweise trennen Toto Wolff (47) und Ex-Ferrari-General Jean Todt Welten. Der heutige FIA-Präsident Todt (73) brachte Zucht und Ordnung in das vorher chaotische Ferrari-Land. Er verschaffte sich Respekt mit Autorität und Angst, verbot beispielsweise Rotwein zum Mittagessen an der Rennstrecke. 

Wichtiger noch: Er dirigierte, die Musik spielten andere. Superhirn Ross Brawn entwickelte geniale Taktiken. Designgenie Rory Byrne dominante Autos. Mit einer eigenen Teststrecke und Bridge­stone als exklusivem Reifenlieferanten zementierte Todt Ferraris Vormachtstellung. 

Heute ist der Franzose FIA-Präsident und weiß Mercedes‘ Leistung zu schätzen. Todt bei der FIA-Gala über die Siegesserie der Silberpfeile: „Es ist, als ob ein Athlet 200 Kilo stemmen muss – und es dann oben halten muss.“ Der ehemalige Ferrari-Teamchef findet das „bemerkenswert“, weiß aber auch, dass so eine Leistung nicht von selbst kommt. „Du brauchst einen großartigen Fahrer, ein großartiges Auto und ein großartiges Team. Wenn du diese drei Dinge nicht hast, dann kann es nicht funktionieren.“

Todts Ritterschlag für Mercedes: „Ich muss zugeben, dass sie es besser gemacht haben.“

2019 Championship Celebrations – Brackley and Brixworth. Credit: Mercedes

Bei allen Gemeinsamkeiten ist Toto Wolff dennoch anders als Jean Todt. Wolff mag es lieber harmonisch. Er glaubt, dass die Summe aus Kleinigkeiten jenen Wohlfühlfaktor ergibt, der am Ende das Maximale aus jedem Mitarbeiter herausholt. Weil in Japan die Kopfkissen so hart sind, ließ Wolff zum GP in Suzuka jedem Mitarbeiter ein eigenes Daunenkissen einfliegen. Mit James Allison (Technik) und James Vowles (Taktik) setzt auch der Österreicher auf Experten an der Teamspitze.

Dazu passt: Wolff ist jetzt auch einer der erfolgreichsten Teamchefs der Geschichte. Mehr WM-Titel haben nur noch Ron Dennis (McLaren/zehn Fahrertitel, sieben bei den Konstrukteuren) und Frank Williams (sieben Fahrerpokale und neun bei den Konstrukteuren). 

Ferrari-Star Sebastian Vettel (32) bringt es auf den Punkt: „Mercedes ist nah dran an der Perfektion. Man könnte argumentieren, dass ihr Auto einfach besser ist als unseres, aber das ist nicht der Punkt: Es ist ihre Teamleistung, die unserer voraus ist.“

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