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Vettel: Selbstzweifel, aber keine Spielchen

Sebastian Vettel Credit: Ferrari

Sebastian Vettel Credit: Ferrari

Sebastian Vettel spricht in zwei großen Interviews offen über sein Seelenleben in seiner letzten Saison bei Ferrari

Krisen können auch stärker machen. Sie können dazu führen, dass Menschen in sich gehen und die Konturen ihres Charakters danach schärfer sind. Sebastian Vettel (33) ist so ein Beispiel. Nach einer schwierigen Saison mit Ferrari, die im Moment mehr ein Rosenkrieg ist als eine Partnerschaft, hat der viermalige Weltmeister scheinbar den nächsten Schritt seiner Persönlichkeitsbildung vollzogen. 

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Deutlich wird das an drei Beispielen aus der jüngsten Vergangenheit. Schon sein Helmdesign in den Farben des Regenbogens (Zeichen für Toleranz) zeigte, dass der Heppenheimer klare Statements senden will. Und keine Rücksicht mehr nimmt, was als politisch korrekt wahrgenommen wird, wenn man als Formel-1-Pilot Teil eines Kosmos ist, der keine kritischen Gedanken seiner Hauptdarsteller in der Öffentlichkeit sehen will. 

Vettel sympathischer als je zuvor

Zwei Interviews bestätigen den Wandel Vettels vom Teilzeit-Maulkorbträger zum Sucher nach der Wahrheit. In der „Zeit“ klingt der Heppenheimer nachdenklich, nimmt aber trotzdem kein Blatt vor den Mund. „Meine Reise mit Ferrari geht zu Ende, in der gemeinsamen Zeit haben wir als Team unsere Ziele verfehlt, wir sind enttäuscht. Es ist ja nicht so, dass Mercedes die Rennen dominiert, weil sie gerade Glück haben. Wir haben es als Team nicht geschafft mitzuhalten und das Tempo mitzugehen“, redet Vettel Klartext. 

Fest steht aber: Er will sich nicht verbiegen, auf keinen Fall. Vettel spielt darauf an, dass man sich als Formel-1-Pilot an politischen Spielchen beteiligen muss, um im Team die Oberhand zu behalten. Das sagt man hinter den Kulissen Nicolas Todt, dem umtriebigen Manager von Vettels Teamkollegen Charles Leclerc nach. Vettel dazu: „Mit mir kann man eigentlich auskommen. Ich bin kein Fan von irgendwelchen Spielchen, von Stimmungsmache im Hintergrund. Ich halte nichts davon, irgendjemanden auszuspielen oder auf die falsche Fährte zu locken. Er (Leclerc, die red.) und ich sind jeweils an einem anderen Punkt in unserer Karriere. Ich bin deutlich weiter, bin älter und habe schon viel gesehen. Für ihn ist vieles noch sehr neu. Überall, wo es um die Wurst geht, entscheiden sich manche Menschen Dinge zu tun, die nicht immer richtig oder fair sind. Aber das ist mir auch egal, weil: So bin ich nicht. Vielleicht wäre ich hier und da mal besser gefahren damit, aber unterm Strich macht mir das nichts aus, auch unter den Konsequenzen zu leiden.”

Formel 1; Credit: Ferrari

Allein: Vettel gibt zu, an sich selbst gezweifelt zu haben. Der Hesse: „Dieses Jahr ist ein schwieriges Jahr für mich, in dem ich auch Selbstzweifel spüre, weil ich, sagen wir es ruhig, noch nicht auf den grünen Zweig gekommen bin. Die Situation ist auch nicht die einfachste: der auslaufende Vertrag, das Verhältnis zwischen dem Team und mir, das ein wenig eingefroren ist – ja, es ist nicht mehr die große Liebesbeziehung. Trotzdem sind meine eigenen Erwartungen noch sehr hoch.“ Er empfinde sich als „sehr selbstkritisch“ und schaue „wenn es nicht läuft, zuerst auf das, was ich hätte besser machen können, bevor ich mit dem Finger auf andere zeige.“

In einem anderen Interview mit dem „Corriere dello Sport“ folgt er seinem Pfad der klaren Worte. Er bleibe trotz Trennung ein Fan von der Legende Ferrari, fügt aber selbstbewusst hinzu: „Ich denke, sie werden mich am meisten vermissen.“

Fest steht: Aston Martin kann sich 2021 auf einen Vettel freuen, der offener und analytischer ist als jemals zuvor.

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