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Vettel: „Spa war ein Weckruf“

Lecerlec Monza Race 2019

Es wirkt wie Alltag im königlichen Park vor den Toren Mailands – und doch leidet die Motorsportwelt weiter unter dem tragischen Tod von Anthoine Hubert.

Autodromo Nazionale di Monza, nur fünf Tage später: Teams bauen ihre Zelte auf, vor der Formel-2-Hospitality übt eine Mannschaft etwas hemdsärmelig Boxenstopps, in den provisorisch aufgebauten Boxen schrauben Mechaniker die Rennwagen zusammen.Nur in einem Teamzelt ist alles anders als sonst. Bei BWT Arden. Hier fehlen Anthoine Hubert und sein 612 PS starker Rennwagen. Stattdessen hat die Mannschaft liebevoll eine Fahrzeugnase mit der Startnummer 19 vor einem Bild des in Spa verunglückten Franzosen aufgebaut.

Die Installation wirkt wie ein Schrein zu Ehren des Unglückspiloten. Dort, wo eigentlich gerade sein rosa Renner vorbereitet werden sollte.Seine Teamkollegin Tatiana Calderon steht daneben, starrt wie in Trance auf das überlebensgroße Foto. Das Lächeln ist aus dem Gesicht der sonst stets freundlichen Mexikanerin verschwunden. Tapfer sagt sie: „Worte können meine Gefühle nicht beschreiben. Mein Herz ist bei Anthoines Familie. Ich werde für ihn in Monza fahren und mein Bestes geben, um ihn stolz zu machen.“

Der Schock sitzt immer noch tief in den Seelen der jungen Rennfahrer. „Die moderne Fahrergeneration kennt den Tod nicht“, erklärt Ex-Weltmeister Jackie Stewart, der in den Jahren 1969, 71 und 73 Weltmeister wurde. „Umso schockierender ist es, wenn etwas passiert. Der Schock und die Trauer, die in Spa-Francorchamps so stark fühlbar gewesen sind, das ist für diese Jungen etwas ganz Neues.“

Silent Moment for Hubert. Credit: Red Bull

Sebastian Vettel und Co. am Donnerstag in MonzaStewart fasst die Erkenntnis der aktuellen Rennfahrergeneration in Worte: „Wir hatten in den letzten Monaten zahlreiche Unfälle. Unfälle, die nicht so drastisch bestraft worden sind wie jetzt. Wir haben gebrochene Flügel gesehen, Autos in der Luft. Vielleicht wird den Piloten wieder etwas kraftvoller bewusst, dass sie sich nicht alle Freiheiten herausnehmen können. Keiner sollte annehmen, er sei kugelsicher. Es gibt keine Garantie, dass solche Unfälle wie am 31. August nicht wieder passieren. Das sollte ein Weckruf sein.“

Sagt auch Sebastian Vettel. Der 32-Jährige gehört mittlerweile zu den erfahrenen Piloten des Sports. Er weiß genau: Sicherheit ist bei Tempi weit über 300 nur eine Illusion. Hubert wurde Opfer einer brutalen Kettenreaktion. Reifenspuren an seinem Helm beweisen, dass der Aufprall nicht zu überleben war.“

Bis zu einem gewissen Grad gehört das zum Motorsport dazu“, räumt Vettel ein. „Er ist gefährlich, und das macht einen Teil der Spannung aus. Aber die letzten Jahre mit dem Tod von Jules und Anthoine waren sicherlich eine Art Weckruf. Diese tragischen Ereignisse zeigen, dass es immer noch viel zu tun gibt, auch wenn einige Leute denken, der Sport sei zu sicher und deshalb langweilig geworden.“

Der Hesse stellt klar: „Es gibt in der Formel 1 durchaus einige Sachen, die man immer noch besser machen kann. Wir müssen uns verbessern und weiter daran arbeiten. Denn mir wäre es lieber, eine langweilige Weltmeisterschaft zu haben, statt dieser Verluste.“

*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.

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