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Zu Ehren von Doktor Klartext

Verstappen Marko Celebrating

Der Deutschland-GP war vor allem ein Erfolg für Dr. Helmut Marko: Drei seiner Schützlinge standen nach der Regenschlacht auf dem Podium.

Das Podium in Hockenheim – es war auch eine Art Vatertag. Der Zweitplatzierte Sebastian Vettel (32) wird bald zum dritten Mal Vater, der Dritte Daniil Kvyat wurde es am Samstag vor dem Rennen. Sieger Max Verstappen (21) wiederum ist eine Art „Stiefbruder“ seiner Podiumskollegen. Grund: Der „Ersatzvater“ aller drei Piloten ist Red-Bull-Chefberater Helmut Marko (76).

Der Grazer, der immer die Gerade wählt vom Gedanken bis zur Aussprache, durfte in Hockenheim schon zum zweiten Mal in vier Jahren extrem stolz auf ein Podium sein. In Ungarn 2016 besetzten Vettel und die beiden Red-Bull-Piloten Daniel Ricciardo und eben Kvyat die ersten drei Plätze. Jetzt in Hockenheim ersetzte Verstappen Ricciardo.Alle vier Fahrer sind ein Produkt von Helmut Markos scharfem Auge für Talente.

Er förderte sie, gab ihnen eine Chance. Sie sind natürlich dankbar, auch wenn die Schule, die sie beim „Doktor“ durchstehen musste, keine leichte war. Der studierte Jurist ist zwar ein äußerst gebildeter Intellektueller, sein Credo aber ist: Immer Klartext reden. Entweder das Gegenüber kommt damit klar oder es lässt es. 

Härtetraining fängt eben damit an, auch Kritik ertragen zu müssen. Oder anders ausgedrückt: Was einen nicht umbringt, macht einen stärker.Letztes Beispiel für Markos direkte Ansprache. Als er den neuen Mercedes-Chef Ola Kaellenius auf der Startaufstellung in Hockenheim traf, gratulierte er ihm erst mal zum Jubiläum von 125 Jahren Mercedes-Motorsport. Nur um sofort hinterher zu schieben: „Aber gewinnen tun wir!“ Er hatte, wie so oft, recht.

Klar, dass alle drei Protagonisten ihre eigenen Geschichten über ihren Ziehvater im Motorsport zu berichten hatten. Kvyat lachte, als er erzählte:

„Helmut hat schon für einige Achterbahnfahrten in meiner Karriere gesorgt! Ich habe mich persönlich und beruflich nur dank ihm so stark weiterentwickelt. Ich bin sehr froh darüber, was er für mich getan hat. Man muss ihn nehmen wie er ist: Ich weiß noch, dass ich drei oder vier Sekunden vom Tempo weg war in meinem ersten Formel-BMW-Regentest. Da sagte er zu mir: ‚Du bist ziemlich nutzlos im Regen‘ und hat dann einfach aufgelegt. Ich konnte mich gar nicht mehr verteidigen.“

Verstappen ehrt ihn so: „Er hat natürlich auf Risiko gespielt, als er mich mit 17 Jahren in den Toro Rosso gesetzt hat. Da war ich noch sehr jung. Aber er ist wahrer Racer und er hat immer noch ein Auge dafür, was passiert. Das ist beeindruckend. Bei ihm wird immer Klartext gesprochen. Ihm ist es lieber, man gibt einen Fehler offen zu, als dass man dämliche Ausreden verwendet.“

Verstappen weiter: „Für mich ist er sehr wichtig und natürlich ist es großartig, mit ihm zu arbeiten. Wir haben schon viele Geschichten zusammen erlebt – hoffentlich werden noch viele folgen. Aber eins habe ich gelernt: Er ruft dich normalerweise um sieben Uhr morgens an. Deshalb schalte ich jetzt mein Handy niemals mehr vor zehn Uhr ein.“

Vettel kennt das: „Ich vermisse die Anrufe um 7 Uhr früh nicht wirklich!“, lächelt der Deutsche. Und weiter: „Ich habe weiterhin regelmäßig Kontakt mit ihm und schätze ihn als Freund sehr. Er ist natürlich sehr hart und geradlinig, aber damit lernt man umzugehen. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich in meiner Karriere von ihm erhalten habe.“

Dann kramt der Deutsche in seinen Erinnerungen: „Um ihn zu beschreiben, fällt mir folgende Geschichte ein: Ich stand bei Red Bull mal überlegen auf Pole. Gefühlt war es eine der besten Runden, die ich je gefahren bin. Ich erwartete also großes Lob. Und was sagt er als erstes: `Du hast in Kurve Acht eine Zehntel verloren. Was war los?` Ich musste später lachen. So ist er halt. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.“

*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.

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