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Zweifelhaftes Lob für Besitzer-Sohn

Racing Point RP19

Sergio Perez, Racing Point RP19

Unsere Halbzeitanalyse in der Formel 1 geht weiter. Diesmal: Force India-Mercedes

Merkwürdige Formel 1: Jahrelang schwebte ein finanzielles Damoklesschwert über dem ehemaligen Force-India-Team. Trotzdem fuhr die Ex-Mannschaft des Inders Vijay Mallya regelmäßig unter die ersten Fünf der Konstrukteurswertung.

Jetzt hat man mit neuem Namen (Racing Point) genügend Geld, nachdem der kanadische Milliardär Lawrence Stroll im Sommer vergangenen Jahres als führender Kopf einer Investorengruppe das in Silverstone beheimatete Team von Mallya übernommen hatte. Doch die Ergebnisse lassen zu wünschen übrig: Racing Point liegt nur an achter Stelle der Teamwertung und profitierte dabei auch noch von einem vierten Platz von Lance Stroll (20) in Hockenheim, als der Sohn des Besitzers mit viel Glück beim verregneten Chaosrennen auf der Strecke blieb.

Fest steht: Ohne das große Los bei der Regenlotterie wäre Racing Point abgeschlagen Vorletzter.

Allein: Trotz des sportlichen Tiefgangs bewertet der durch die neuen Besitzverhältnisse zum Teamchef hoch gespülte Otmar Szafnauer die Situation positiv. „Auf der finanziellen Seite sind wir jetzt viel besser aufgestellt“, sagt der US-Amerikaner mit deutschen Wurzeln, „dadurch eröffnen sich dem Team neue Möglichkeiten.“Beispiel: „Große Updates wie zum Beispiel die B-Version des RP19 wären in der Vergangenheit nicht möglich gewesen“. So weit, so gut. Warum aber stimmen die Ergebnisse dann nicht?

Credit: RacingPoint

Die Antwort hört sich wenig plausibel an und steht sogar im Widerspruch zum vorher erwähnten B-Auto. „Es gibt eine Verzögerung zwischen finanzieller und tatsächlicher Situation. Wir haben zwar einen klaren Plan, doch dieser braucht einige Zeit. Im vergangenen Jahr waren wir zu diesem Zeitpunkt zum Beispiel rund 405 Leute. Jetzt sind wir bei rund 430. Das ist keine größere Veränderung beim Personal, weil es einfach Zeit braucht.“Zudem plane man die langfristige Zukunft. Szafnauer: „Unter anderem soll eine komplett neue Fabrik in Silverstone entstehen. Wir sollten dafür in der zweiten Jahreshälfte alle nötigen Genehmigungen haben.“

Woran aber liegt die Formschwäche der ersten Saisonhälfte? Gleiches technisches Personal, mehr Budget – sind also die Piloten Schuld? Es gibt Hinweise darauf: Der erfahrene Sergio Perez (29) punktete nur drei Mal. Seine 13 Punkte fuhr er dabei in ersten vier Saisonrennen ein. Danach ging der Mexikaner leer aus. Besitzersohn Lance Stroll fuhr vier Mal in die Punkte.Perez gibt sich durchaus selbstkritisch: „Ich bin gut in die Saison gestartet, habe keine Fehler gemacht und das Maximum aus dem Potenzial des Autos herausgeholt.“ Danach ging nichts mehr. Perez: „Das war nicht meine beste Serie. In Hockenheim habe ich einen Fehler gemacht.“Seinen Teamkollegen lobt er – obwohl er das Qualifyingduell mit weißer Weste zwölf zu null für sich entschieden hat.

Was bleibt ihm auch anderes übrig? Kritik an seinem in der Szene durchaus umstrittenen Sohn lässt Teambesitzer Stroll Senior nicht zu. Schließlich gibt er einen dreistelligen Millionenbetrag aus, damit sein Junior seinem Traum hinterherrasen kann.“Seit Lance hergekommen ist, bin ich von seinem Rhythmus im Rennen überrascht. Damit hatte ich nicht gerechnet“, lobt der Mexikaner den Juniorchef des Teams. „Historisch hatte ich gegen meine vorherigen Teamkollegen einen etwas größeren Vorteil, besonders bei der Rennpace.“Hier entlarvt Perez sich. Denn dass Stroll ernsthaft stärker sein soll als die von Perez gemeinten Nico Hülkenberg und Esteban Ocon ist in englischer Rennsprache ausgedrückt „bullshit“. Das Schleimen ist eindeutig den Besitzverhältnissen seines Teams geschuldet und der Tatsache, dass Perez noch keinen Vertrag für 2020 hat.

Vergleich Perez gegen Stroll
Qualifying Duell: 12-0
durchschnittlich im Q schneller:  -0,31s
Rennvergleich: 8-4
Durchschnittsteampunkte: Perez 42%, Stroll 58%

Noten
Perez 5,9
Stroll 5,2

*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.


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