Ferrari in Le Mans: „Der Sieg war schlichtweg sensationell“

An diesem Wochenende will Ferrari mit dem 499P den Titel bei den 24 Stunden von Le Mans verteidigen. Der Italiener Antonio Giovinazzi ist Titelverteidiger in Le Mans. Hier spricht er über sein Leben in Rot.

Antonio Giovinazzi, im letzten Jahr haben Sie als Italiener mit Ferrari die 24 Stunden von Le Mans gewonnen. Was bedeutet Ihnen dieser Sieg?
Antonio Giovinazzi (30): Das war ein wirklich sehr spezieller Moment. Seit ich ein kleines Kind war, träumte ich davon, Rennfahrer bei Ferrari zu sein und mit Ferrari zu gewinnen. Dabei habe ich gar nicht erwartet, mit Ferrari in Le Mans Erfolg zu haben. Ferrari war dort sehr lange nicht mehr im Kampf um den Gesamtsieg angetreten, seit 50 Jahren nicht mehr. Für mich wurde daraus einer der besten Tage meines Lebens, schlichtweg sensationell. Sie kommen aus der Formel 1. 

Vergleichen Sie die Königsklasse bitte mal mit der Sportwagen-WM (WEC).
Natürlich ist die Formel 1 die wichtigste Rennserie der Welt. Die WEC ist aber ein sehr stark aufstrebendes Championat. Ich erinnere mich noch, als ich 2022 nach Monza kam. Da waren gerade mal rund 5000 Zuschauer am Rennsonntag an der Strecke. Ein Jahr später waren es bereits 75.000 Fans. Die Serie wird immer populärer.

Auch dank Ferrari.
Dass Ferrari dabei ist, bedeutet in der Tat einen starken Boost. Wir kämpfen gegen bedeutende Hersteller, teilweise in Rivalitäten, die es schon vor langer Zeit gab. 

Wie unterscheidet sich die WEC von der Formel 1?
Beides ist Motorsport – das eine sind Sprint-, das andere Langstreckenrennen. Aber auch wenn die Rennen in der Sportwagen-WM viel länger sind, sind sie genauso spannend. In der WEC bist du ständig am Überholen – manchmal vier, fünf Autos auf einer Runde. Das können GT3-Autos sein oder auch andere Hypercars. Speziell die 24 Stunden von Le Mans sind sehr besonders, weil du permanent unter Hochspannung stehst, selbst dann, wenn deine Teamkollegen das Auto fahren. Das ist eben echter Teamsport. 

Wie fährt sich Ihr Hybrid-Hypercar mit fast 700 PS?
Ein Hypercar fährt sich fast wie ein Formel-1-Auto, nur mit deutlich weniger aerodynamischem Abtrieb, weniger Leistung und rund 200 Kilogramm mehr Gewicht. Man muss also früher bremsen, hat nicht so viel Tempo in den Kurven, weil die Downforce geringer ist. Der Fahrstil ist aber derselbe.

Worauf freuen Sie sich am meisten bei den 24h Le Mans? 
Le Mans hat eine spezielle Aura. Es ist nicht einfach, das Gefühl zu beschreiben. Aber wenn man die Fans beobachtet, die auf den riesigen Tribünen übernachten oder eine ganze Woche am Rande der Strecke kampieren, die zur Parade in die Stadt kommen oder in die Fan-Zonen, dann ist Le Mans auch für einen Fahrer etwas Außergewöhnliches. Jeder Profi sollte mindestens einmal in seiner Karriere die 24 Stunden von Le Mans gefahren sein. Hier spürt man als Fahrer echte, wahre Leidenschaft von Fans, die einem folgen und einen unterstützen. Und als Fahrer willst du das genau so erleben.

Der Schlüssel zum Sieg ist …
… Konstanz.

Das ist Antonio Giovinazzi

Der Italiener fuhr von 2017 bis 2021 insgesamt 62 Formel-1-Rennen für Sauber und Alfa Romeo, gewann 2023 mit Ferrari die 24 Stunden von Le Mans.

TV-Tipp 24h Le Mans

Nitro zeigt die 24 Stunden von Le Mans am 15. Juni ab 14.45 Uhr live.

Autoren: B. Garloff, G. Coltello

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