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24h Le Mans: Ferrari siegt in Chaosrennen

Ferrari

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Was für ein Rennen beim 100. Geburtstag der 24 Stunden von Le Mans. Kein Hypercar kommt ohne Probleme durch das Rennen. Ferrari holt sich einen verdienten Sieg.

Ein besseres Rennen hätten die 24h von Le Mans zum 100. Geburtstag nicht bieten können. Führungswechsel zwischen mehreren Herstellern, so viele Un- und Ausfälle wie zuletzt vor elf Jahren, Probleme an allen 16 Autos in der Topklasse und eine legendäre Marke als Sieger.

Ferrari ist nach Porsche die Ikonen-Marke von Le Mans. 62 Mal war mindestens ein Ferrari am Start, 469 Autos insgesamt. Doch meistens beschränkt auf GT-Kategorien. Seit Arturo Merzario und Carlos Pace 1973 auf Platz zwei ins Ziel gekommen sind, war Ferrari nicht mehr in der Gesamtsieg fähigen Klasse. Zum 100. Geburtstag kehrte die legendäre Marke zurück – nach 50 Jahren Abwesenheit.

Und wie: Pole-Position mit der schnellsten Runde, die ein Hypercar jemals erzielt hat. Und ein Sieg, der verdient war. Ja, Ferrari hat das Pech der Konkurrenten genutzt, aber Ferrari hatte auch das schnellste Auto. Dass da die BoP-Änderung vor Le Mans geholfen hat, ist ein Wehrmutstropfen. 15 Kilogramm leichter als Toyota war der Ferrari 499P, aber er hatte auch vier PS weniger (692 PS). Und: BoP ist nun mal Teil von Le Mans. Ziel ist es, dass verschiedene Hersteller mit verschiedenen Konzepten auf einem Level kämpfen.

Epischer Kampf bei den 24h von Le Mans 

Und das hat funktioniert. Toyota, Porsche, sogar Peugeot – fast jeder Hersteller hatte Siegchancen. Und stand sich am Ende selbst im Weg.

Peugeot war in der ersten Rennhälfte die Überraschung des Rennens; Credit: Peugeot

Auch Ferrari. Das Siegerauto mit der #51 strandete zum Beispiel mit Alessandro Pier Guidi am Steuer früh im Kiesbett. Dann sprang es bei einem Boxenstopp nicht an. Beides zusammen hat viereinhalb Minuten Zeit gekostet. Der zweite Ferrari ist von einem Kühlproblem gebremst worden.

Der größte Herausforderer war Toyota. Dass die Japaner nach fünf Siegen in Folge geschlagen werden, ist eine Sensation. Der geringere Reifenverschleiß sprach trotz Quali-Niederlage für Toyota. Doch das wechselhafte Wetter hat Toyota diese Karte nie ausspielen lassen. Dazu kommen Unfälle. Ryo Hirakawa schmiss seinen Toyota weniger als zwei Stunden vor Rennende im Kampf um den Sieg in die Leitplanken und verlor drei Minuten. Der Schwester-Toyota fiel sogar ganz aus. Teamchef Kamui Kobayashi persönlich saß am Steuer, als er in einen Unfall mit drei weiteren Autos verwickelt wurde.

Peugeot wittert Sensation

Cadillac bringt die Plätze drei und vier ins Ziel. Doch die Amerikaner hatten von Anfang an mit Problemen, Ausritten und Unfällen zu kämpfen. Erst am heutigen Sonntag lief es rund.

Porsche hatte diverse Probleme; Credit: Porsche

Peugeot war lange die Sensation des Rennens. ein Überraschungssieg war möglich, weil die Regenperformance stark war. Ein Vorsprung von einer Minute ist durch eine Safety-Car-Phase zunichte gemacht worden, und dann sind beide Autos durch Fahrfehler zurückgefallen. Erst am Ende kamen technische Probleme dazu. „Dass beide Autos bis dahin problemfrei gelaufen sind, freut uns am meisten“, sagt Peugeot-CEO Linda Jackson zu AUTO BILD MOTORSPORT.

Porsche erlebt dagegen ein Debakel. Strafen, Unfälle, technische Pannen. Der beste Porsche liegt derzeit auf Platz sechs. Der Kunden-Porsche des Jota-Teams hat sich durch einen Unfall um alle Siegchancen gebracht – in Führung liegend. Die Werks-Porsche liefen allesamt nicht problemfrei – teils wegen der Technik, teils wegen diversen Zwischenfällen.

Zehnter Sieg für Ferrari

Dass der Kunden-Porsche von Jota zwischenzeitlich Siegpotenzial zeigte, bestätigt die Strategie der Le-Mans-Rekordsieger. „Die Kundenautos verschaffen uns auch mehr Daten“, so Motorsportchef Thomas Laudenbach zu ABMS. „Natürlich ist es mehr Konkurrenz für uns selbst, aber es bringt auch was.“ Bei den restlichen Rennen der Sportwagen-WM kommt daher ein zweites Kundenteam zum Zug – der deutsche Proton-Rennstall.

Die Privatteams Glickenhaus und Vanwall hatten wie erwartet keine Chance. Vanwall schied mit einem kapitalen Motorschaden aus. Glickenhaus brachte beide Autos in die Top-10, mehr war nicht drin.

Mehr lesen: Die Zukunft von Le Mans

Ferrari ist also der Sieger des historischen Rennens. Es ist der zehnte Gesamtsieg für Ferrari, nur Porsche (19) und Audi (13) haben mehr Erfolge auf dem Konto. Für die Fahrer ist es jeweils der erste Le-Mans-Sieg. James Calado und Alessandro Pier Guidi sind seit neun beziehungsweise acht Jahren für das Einsatzteam AF Corse im Dienst. 2019 und 2021 holten sie sich einen GT-Klassensieg. Jetzt haben sie das Ganze mit dem Gesamtsieg gekrönt.

Giovinazzi im Siegertrio

Antonio Giovinazzi ist 2023 erst das zweite Mal überhaupt in Le Mans. Das erste Mal fuhr er 2018 für AF Corse, das war vor seinen 62 Formel-1-Rennen. Das Einsatzteam AF Corse hat davor schon fünf Klassensiege geholt. Der Rennstall gehört Amato Ferrari, der aber nicht verwandt mit Ferrari-Gründer Enzo Ferrari ist.

Mehr lesen: Wieso Peugeot lieber Le Mans statt Formel 1 fährt

142 Fahrer haben jetzt schon in Le Mans gewonnen, 18 für Ferrari. Der erste war Luigi Chinetti 1949, der fast 23 Stunden selbst im Auto saß! So anstrengend war es für die Fahrer 2023 nicht. Aber die Zahl der Fahrfehler zeigt, welch enormer Druck auf die Piloten gelastet hat. Es war schließlich der 100. Geburtstag – und ein knallharter Kampf zwischen fünf Herstellern.

Nächstes Jahr kommen noch vier weitere dazu – Alpine, Lamborghini, BMW und Acura. Das dürfte noch mehr Spannung versprechen.

LMP2-Sieg trotz Fußverletzung

Die LMP2-Klasse hat übrigens EuroInterpol gewonnen. Am Steuer unter anderem: Fabio Scherer aus der Schweiz. Er wird beim Boxenstopp früh im Rennen von einer Corvette angefahren und zieht sich dabei eine Fußverletzung zu.

In der GT-Klasse gewinnt Corvette trotz zehnminütiger Reparaturpause und zwei Runden Rückstand! Die 24h von Le Mans 2023 waren eben ein ganz besonderes Rennen. Nicht nur wegen des 100. Geburtstages.

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