Peugeot vertritt bei den 24 Stunden von Le Mans die Ehre der französischen Autohersteller. Der Formel 1 erteilt Peugeot eine Absage.
Es ist das größte Rennen Frankreichs: die 24 Stunden von Le Mans. 2023 feiert das Langstreckenrennen schlechthin seinen 100. Geburtstag.
Bei der ersten Ausgabe 1923 waren 14 Hersteller aus Frankreich am Start. Die meisten davon existieren nicht mehr. Auch nicht die Siegermarke Chenard-Walker. Immerhin ist das Siegerauto in Le Mans für Fans ausgestellt.
2023 sieht die Sache anders aus. Nur drei französische Hersteller mischen mit. Delage hat 1927 mit Robert Benoist die GP-Saison dominiert und alle Grands Prix gewonnen. Jetzt ist Delage nach 73 Jahren wieder in Le Mans dabei – aber nur als Sponsor des LMP2-Teams IDEC.
Alpine mischt auch nur in der LMP2 mit, baut aber für 2024 einen eigenen LMDh-Prototyp für die Topklasse. Der neue Bolide ist heute präsentiert worden: Der Ex-Formel-1-Motorbauer Mécachrome hat dafür einen 3,4-Liter-V6-Turbomotor auf Kiel gelegt (680 PS).
Bis dahin ist Peugeot der einzige Hersteller aus Frankreich, der die französische Ehre in der Topklasse vertritt. Anders als bei den Erfolgen 1992, 1993 und 2009 sind die Siegchancen eher gering. Nur ein Peugeot startet das Rennen überhaupt aus den Top-10. Das Konzept des Hypercars Peugeot 9X8 (2,6-Liter-V6-Turbo) ohne Heckflügel engt Peugeot bei der Abstimmung ein, speziell bei der Bodenfreiheit.
„Wir dürfen nur 50 Prozent des Anpressdrucks im Heckbereich erzeugen. Und das ist ohne weiteres auch ohne Heckflügel zu erreichen“, erklärt Jean-Marc Finon, Motorsport-Direktor der Stellantis Group. Und stellt damit klar: Das Konzept soll beibehalten werden.
Binnen fünf Jahren darf ein Hersteller einen Joker ziehen und das Konzept des Autos überarbeiten. Auch das will Finon nicht. Er glaubt an das Hypercar der Löwenmarke: „Ich bevorzuge es, die Probleme zu lösen, anstatt ein ganz neues Auto zu bauen.“
Peugeot-CEO Linda Jackson ergänzt: „Selbst wenn wir das Rennen nicht gewinnen – so ist das Leben. Aus Fehlern lernt man. Wichtig ist uns, dass wir am Sonntag um 16 Uhr noch im Rennen sind.“
Peugeot steht voll hinter den 24 Stunden von Le Mans – auch wenn die Aussicht auf Erfolg zumindest 2023 nicht riesig ist. Jackson: „Ich komme aus dem Finanzbereich. Daher versichere ich: Alles, was wir machen, muss sich rechnen. Und das tut es, wir sehen das an den Zahlen. Und es geht auch um Emotionen. Egal, welcher Antrieb: Es muss eine Freude sein, Autos zu fahren. Diese Emotionen lassen sich mit Motorsport gut wecken.“
Rechnet man die Privatteams Glickenhaus und Vanwall raus, dann sind mit Toyota, Ferrari, Cadillac, Porsche und Peugeot fünf Hersteller in der Topklasse am Start. 2024 kommen noch Alpine, Lamborghini, BMW und Acura. Macht neun Hersteller.
Auch in die Formel 1 drängen derzeit die Hersteller. Peugeot nicht. „Das hat ganz viele Gründe“, holt Finon auf Nachfrage von AUTO BILD MOTORSPORT aus. „Zunächst einmal hätten wir derzeit gar nicht die Strukturen dafür. Zweitens müsste man sehr viel Geld in die Hand nehmen. Le Mans ist bei der Balance zwischen, was kostet es und was bringt es uns, welche Reichweite und technischen Möglichkeiten haben wir, einfach unschlagbar.“
Und dann kommt noch der dritte Punkt: „In der Formel 1 ist die Chance zu gewinnen kleiner als 1:1000. Du brauchst Jahre, um Erfolg zu haben.“ Zwischen 1994 und 2000 hat Peugeot in der Formel 1 zwar 14 Podiumsplätze geholt, aber keinen Sieg. Alpine und davor Renault sind seit sechs Jahren mit Werksteam vertreten – und haben erst einen Grand Prix gewonnen.
Peugeot bekennt sich zu Le Mans. Dort dürfen ab 2026 auch Wasserstoffautos eingesetzt werden. „Das beobachten wir natürlich, wir sind da aufgeschlossen“, sagt Linda Jackson. „Aber für den Moment gibt es dafür keine konkreten Pläne.“
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2024 könnte Peugeot Unterstützung bekommen. Das Traditionsteam Pescarolo plant den Einsatz eines Kundenteams. Finon: „Wir forcieren das nicht aktiv. Aber wir sind da offen. Das würde uns noch mehr Daten verschaffen.“
Die 24 Stunden von Le Mans bleiben auch über den 100. Geburtstag hinaus interessant. Auch für Peugeot.
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