Mercedes war auch 2020 das überlegene Team der Formel 1. Dominanzen sind nicht selten, aber die von Mercedes ist beispiellos.
Mercedes bleibt der Dominator der Formel 1. Auch deshalb konnte Lewis Hamilton überhaupt erst sieben Mal Weltmeister werden. Sechs Titel holte er mit Mercedes, den ersten mit McLaren, wo Mercedes aber Anteilseigner war. Keine Fahrer-Team-Konstellation war so erfolgreich. Michael Schumacher holte sich „nur“ fünf seiner sieben Titel mit demselben Rennstall (Ferrari), zwei weitere zuvor schon mit Benetton.
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Mercedes lässt in der Stärke der Dominanz auch kein bisschen nach. 13 von 17 Rennsiegen 2020 gehen auf das Konto des Stuttgarter Autobauers, das entspricht einer Quote von 76,47 Prozent. Nur Max Verstappen (Red Bull) bezwang Mercedes beim Jubiläums-GP in Silverstone und im Finale in Abu Dhabi. Dazu kommt das Chaosrennen von Monza mit Sensationssieger Pierre Gasly (Alpha Tauri) und der Überraschungssieg von Sergio Pérez (Racing Point) beim Sakhir-GP.
Zumindest in diesem Punkt ist Mercedes aber nicht Spitzenreiter. Dem totalen Triumph am nächsten kam McLaren im Jahr 1988: 15 von 16 Rennen gewonnen, also 93,75 Prozent. Eigentlich fehlten nur zwei Runden. Beim Italien-GP kollidierte Ayrton Senna in der 49. von 51 Runden beim Überrunden mit dem Williams-Judd von Jean-Louis Schlesser. Alain Prost schied zuvor bereits mit einem Motorschaden an seinem McLaren-Honda aus. Nur wenige Tage nach dem Tod von Enzo Ferrari war die Bahn frei für einen Ferrari-Doppelsieg von Gerhard Berger und Michele Alboreto. Eddie Cheever (Arrows-Megatron) stieg als Dritter mit aufs Podium.
Ferrari hätte 1952 ebenfalls bei fast allen Rennen triumphiert – sieben von acht GP wurden von Alberto Ascari und Piero Taruffi gewonnen. Ferrari scheiterte nur deswegen an der 100 Prozent-Siegesquote, weil das Indy 500 damals zur WM gerechnet wurde. Dort siegte Troy Ruttman im Kuzma-Offenhauser. Ascari war im Ferrari zwar sogar am Start, hatte gegen die IndyCars aber keine Chance und schied nach 40 Runden aus.
Die beste Saison für Mercedes war bisher 2016, als die Silberpfeile 19 von 21 oder 90,48 Prozent der Rennen gewannen. Die zwei Ausnahmen: Beim Spanien-GP kollidierten Nico Rosberg und Lewis Hamilton am Start miteinander. Beim Malaysia-GP wurde Rosberg nur Dritter, nachdem er am Start von Sebastian Vettel umgedreht wurde. Hamilton schied mit Motorschaden aus.
Dominanzen sind in der Formel 1 nichts Ungewöhnliches. In 71 Jahren konnte immerhin 28 Mal ein Team mehr als die Hälfte aller Rennen für sich entscheiden: sieben Mal Ferrari, sechs Mal Mercedes, jeweils fünf Mal McLaren und Williams, zwei Mal Red Bull, je einmal Lotus, Benetton und Tyrrell.
Doch bei Mercedes ist das schon seit 2014 der Fall. Das ist gleich aus zwei Gründen bemerkenswert: Noch nie hat ein Team sieben Jahre in Folge die Konstrukteurs-WM gewonnen. Ferrari (1999-2004) schaffte das sechs Mal in Folge, McLaren (1988-1991) und Red Bull (2010-2013) jeweils vier Mal in Folge.
Zweitens aber ist die Dominanz nicht nur länger, sondern auch erdrückender als die historischen Vorgänger. Mercedes gewann seit 2014 stolze 102 von 138 Rennen – was einer Quote von 73,91 Prozent entspricht. Ferrari siegte von 1999 bis 2004 in 63 von 101 Rennen. Das ergibt eine Quote von 62,4 Prozent. Nun kann man sagen, dass Ferrari 1999 zwar Konstrukteursmeister wurde, der Fahrertitel aber an McLaren ging (Mika Häkkinen). Selbst wenn man aber nur die Schumacher-Erfolgsära von 2000 bis 2004 betrachtet, fällt die Quote mit 67,1 Prozent oder 57 von 85 gewonnenen Grands Prix kleiner aus als die von Mercedes.
Dasselbe Bild ergibt sich bei McLaren und Red Bull. Obwohl McLaren 1988 wie erwähnt nur zwei Runden auf den totalen Triumph fehlten, kommt das britische Team von 1988 bis 1991 „nur“ auf 39 von 64 Siegen (60,94 Prozent). Red Bull holte sich von 2010 bis 2013 mit Sebastian Vettel und Mark Webber 41 Triumphe in 77 Grands Prix (53,25 Prozent).
Die Mercedes-Dominanz ist also definitiv beispiellos.
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