Daniel Ricciardo kam mit großen Hoffnungen zu McLaren. Doch gegen seinen jungen Teamkollegen Lando Norris fällt er ab. Eine Ursachenforschung.
Das Fahrstil-Murmeltier, es grüßt jetzt auch Daniel Ricciardo… 2014 kam er als junger Herausforderer von Sebastian Vettel zu Red Bull und entzauberte den Deutschen mit seiner Unbekümmertheit und seinem Speed. Bei Renault beendete der „Honigdachs“ – wie er sich selbst gerne nennt – 2019 die Karriere von Nico Hülkenberg. Bei McLaren-Mercedes wollte er das Team als erfahrener Recke neben Lando Norris zurück an die Spitze der Formel 1 führen.
Während Norris einen Erfolg nach dem anderen feiert und zuletzt in Monaco zum zweiten Mal in diesem Jahr auf dem Podium stand, fährt Ricciardo im orangen Renner seiner Form und seinem Teamkollegen hinterher. Norris belegt in der WM Rang drei (56 Punkte), Ricciardo ist Achter (24 Punkte). Schlimmer noch: In Monte Carlo wurde er vom talentierten Engländer sogar überrundet – ausgerechnet auf seiner Lieblingsstrecke und wo er 2018 im Red Bull gewann.
Ricciardo nach Platz zwölf: „Das war einfach ein Wochenende zum Vergessen. Da gibt es nicht viel zu sagen. Spaß hat das nicht gemacht. So etwas kann immer mal passieren. Aber ich hätte nicht gedacht, dass es ausgerechnet in Monaco so schlecht laufen würde.“
Der Australier wirkt ratlos wie noch nie. „Ich weiß nicht, ob mir das überhaupt schon mal passiert ist. Das war kein gutes Gefühl“, gibt er frustriert zu. „Lando zeigt sicher gute Leistungen. Aber er ist nicht so gut, dass er mich überrundet. Bei so einem großen Unterschied muss irgendwo ein dicker Hund drin sein. Aber damit kann ich vielleicht sogar besser umgehen, als wenn mir nur ein paar Zehntel fehlen würden.“
In Italien machen bereits Gerüchte die Runde, dass man bei McLaren über einen Chassiswechsel nachdenken würde. Hintergrund: Meist reicht ein Haar-Riss, um dem Fahrer das Vertrauen ins Auto streitig zu machen. Auch Sebastian Vettel sollte 2014 bei Red Bull damit geholfen werden.
McLaren-Teamchef Andreas Seidl sieht noch ein ganz anderes Problem, das Sebastian Vettel bekannt vorkommen dürfte. „Daniel tut sich noch schwer, mit unserem Auto am Limit zu fahren. Er hat das Auto nicht überpaced und ist so gefahren, wie er sich wohl gefühlt hat. Aber wir müssen nun schauen, wie er am besten seinen Fahrstil umstellen kann und wie wir ihm mit dem Auto entgegenkommen können, ohne Performance zu verlieren.“
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Das Ziel: „Dass er natürlicher fahren kann, ohne zu viel nachdenken zu müssen.“ Die Schonfrist für Ricciardo läuft langsam ab. McLaren kämpft mit Ferrari um Platz drei in der WM. Da darf der zweite Fahrer, der eigentlich die Nummer eins sein sollte, kein Totalausfall sein. Doch Seidl weiß auch, dass noch mehr Druck für die sensible Fahrerseele jetzt nichts bringt. Der Passauer sagt deshalb: „Wir wissen genau, woran es liegt. Wir haben seit Saisonbeginn schon einige Fortschritte mit ihm machen können. Diese Reise müssen wir in Baku fortsetzen.“
Ricciardo muss bis dahin seine mentale Stärke zurückgewinnen. „Meine Beziehung zum Rennsport war schon immer eine Hassliebe“, gibt er jetzt zu. „An manchen Tagen ist dieser Sport das, was ich am meisten auf der Welt mag, an anderen Tagen habe ich keine Antworten.“ Doch eine Erinnerung an seine Kartzeit baut ihn derzeit wieder auf.
„Ich erinnere mich, dass ich mich am Start eines regionalen Rennens aufstellen wollte und der Motor nicht ansprang. Das war ein harter Schlag. Nach zwei Tagen ging ich wieder auf dieselbe Strecke, schob das Kart an und es sprang an, und da lernte ich, dass Rennautos sehr unhöflich sein können. Wer weiß, vielleicht fahren wir nach Baku, ich gehe zum ersten Training raus und bin wieder in der Position, in der ich sein will.“ Das dürfte auch McLaren-Teamchef Seidl hoffen…
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