Nach dem dramatischen WM-Finale von Abu Dhabi schlagen die Wogen weiter hoch: Helmut Marko droht mit Red Bulls F1-Rückzug nach „widerlichem“ Mercedes-Protest.
Macht Red Bull den Nico Rosberg? Der Deutsche hatte 2016 in Abu Dhabi als Letzter Lewis Hamilton im Kampf um die WM-Krone geschlagen, nur um sich wenige Tage später mit dem Titel in Händen aus dem Staub zu machen und vom Sport zu verabschieden. Ein Szenario, das nun auch Red-Bull-Berater Helmut Marko für sein Team androht!
„Wir werden unser Engagement in der Formel 1 überdenken, wenn das nicht entsprechende Auswirkungen für die zukünftigen Meisterschaften hat“, sagt der Österreicher nach dem erneuten Regel-Chaos beim Finale und dem anschließenden Protest von Mercedes gegen das Rennergebnis.
MEHR LESEN: FIA schmettert Mercedes-Protest ab
Marko kritisiert sowohl die FIA als auch Verlierer Mercedes: „Es ist eines WM-Finals unwürdig, dass die Entscheidung so hinausgezögert wird. Das spricht aber für die Gesinnung eines, wie ich sagen würde, sehr schlechten Verlierers, solche Einsprüche und Proteste einzulegen.“
Der studierte Jurist sieht darin ein übles Nachtreten des großen WM-Kontrahenten: „Es ist widerlich, was sie nach dem Rennen gemacht haben. Einen Protest einzulegen, bei dem klar war, dass er nicht funktionieren wird.“
Mercedes-Boss Toto Wolff hatte direkt nach dem kontroversen Finale alle Medienrunden seines Teams abgesagt und selbst Superstar Lewis Hamilton einen Maulkorb verhängt, weshalb der Brite die Pressekonferenz schwänzte. Stattdessen berieten sich die Silberpfeile hinter geschlossenen Türen über das weitere Vorgehen und die Ausarbeitung ihres Protests.
Selbst für einen Handshake mit Red-Bull-Teamchef Christian Horner, der in der Mercedes-Hospitality nach Wolff gesucht hatte, war Wolff nicht auffindbar.
MEHR LESEN: Dauersieger Mercedes sollte auch mal verlieren können
Der F1-Krieg tobt auch nach der letzten Schlacht weiter: Denn damit, dass Mercedes‘ Protest wenige Stunden nach der Zieldurchfahrt von den FIA-Stewards in Abu Dhabi abgewiesen wurde, scheint die Causa noch lange nicht beendet. Die Stuttgarter haben sich eine mögliche Berufung gegen das Urteil offen gehalten und erwägen nun sogar den Gang vors Sportgericht. Marko lässt das kalt: „Das ist uns egal. Wir sind der moralische Sieger, egal wie es jetzt kommt.“
Damit Red Bull nach dem großen Triumph bei seinem Formel-1-Programm aber nicht den Stecker zieht, fordert Marko eine Überarbeitung des Reglements und vor allem der Entscheidungsprozesse in der Königsklasse: „Das ganze System gehört überdacht. Es gehört Konstanz hinein, es können Entscheidungen nicht einmal so ausgelegt werden und einmal so. Die Regeln müssen vereinfacht werden und die Prämisse muss sein: Let’s race!“
In die gleiche Kerbe schlägt nach dem dramatischen Schlussakt am Sonntag auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner: „Wir haben am Funk geschrien (zu Rennleiter Michael Masi; d. Red.): Lasst sie fahren! Das ist das, worüber wir das ganze Jahr geredet haben.“ Der australische Rennleiter hatte ein Einsehen und gab das Rennen für die letzte Runde noch einmal frei. Für Verstappen genug, um sich auf frischen weichen Reifen Hamilton und damit den Titel zu schnappen.
Kurios: Noch vor dem Finale hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff gesagt: „Wir wollen keine Entscheidung am grünen Tisch.“ Einen Staranwalt aus Manchester brachte Mercedes trotzdem mit nach Abu Dhabi, schickte diesen auch gemeinsam mit Sportdirektor Ron Meadows und Chefingenieur Andrew Shovlin zur Anhörung bei den Kommissaren.
Ein Verhalten, das Red-Bull-Teamchef Horner missbilligt: „Wir wollten nie vor den Stewards landen. Wir gehen nicht mit Anwälten ins Rennen. Es war eine Schande, dass es so weit gekommen ist“, sagt der Brite.
MEHR LESEN: Hamilton witterte Manipulation
Dass am Abend des WM-Finals, und im Fall einer Berufung und Anhörung vor dem World Council sogar noch Wochen später nur ein Weltmeister unter Vorbehalt feststeht, wirft laut Red Bull kein gutes Licht auf das Image der ganzen Formel 1. „Wenn da noch was kommt, ignorieren sie den WIllen der Fans“, hatte Horner bereits kurz nach Rennende in Bezug auf das drohende Politikum gemeint.
Für Marko gibt es in Zukunft deshalb nur eine Lösung: „Die Regeln müssen so sein, dass schnelle Entscheidungen möglich sind und die müssen von den Verantwortlichen in Sekundenschnelle vollzogen werden.“
Für den Österreicher sind die Stewards und Rennleiter Masi nach der turbulenten Saison 2021 „auf jeden Fall zu hinterfragen. Nachdem so viele Fehler gemacht werden, ist sicher großer Handlungsbedarf“, stellt Marko fest und fordert: „Jetzt kommt ja ein neuer Präsident (der FIA; d. Red), also der möge als erstes hier ansetzen.“
FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com