Ralf Bach fordert in seiner Kolumne nach dem GP Saudi-Arabien, dass sich die Formel 1 jetzt mit ihren Werten befasst.
Die Atmosphäre im Fahrerlager in der saudischen Hafenstadt Dschiddah war explosiv. Dabei war die Rakete, die Huthi-Rebellen aus dem Jemen während des ersten Trainings am Freitag zielsicher in eine der Raffinerien des saudischen Öl-Multis-Aramco – unter anderem Hauptsponsor des Saudi-GP und von Sebastian Vettels Aston-Martin-Rennstall – einschlugen ließen, gar nicht so außergewöhnlich.
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Denn seit die Saudis 2015 entschieden, einen erbitterten Krieg gegen die Huthis führen zu müssen, um wiederum die Machthaber im Jemen zu stützen, gibt es ständig Raketen und -Drohnenangriffe gegen saudische Fabriken. Im Jemen herrscht seitdem eine der größten Hungersnöte auf der Erde. Mehr als 17 Millionen Menschen haben laut den Vereinten Nationen nicht genug zu essen. Soll heißen: Dieser Krieg ist nicht weniger grausam, nur weil er im Gegensatz zu dem in der Ukraine nicht vor unserer Haustür stattfindet.
Allein: Diesmal war alles anders. Fahrer, Teamchefs, Mechaniker und deren Angehörigen schalteten in Panikmodus, weil eben der Krieg in der Ukraine, der vor der eigenen Haustür, sich tief in die Seelen eingebrannt hat. Schnell wurde überlegt, ob man aufgrund der Bedrohung nicht besser abreisen sollte. Bis tief in die Nacht diskutierten saudische Offizielle, FIA-Vertreter, F1-Vermarkter, Teamchefs und Fahrer darüber. Bis man zu dem Ergebnis kam, man würde weiterfahren, weil die Sicherheit gewährleistet sei. Mercedes-Teamchef Toto Wolff erklärte das stellvertretend so: „Wir befinden uns hier am sichersten Ort Saudi-Arabiens.“ Mmmhhh…
Das aber war nicht die ganze Wahrheit: Ein F1-Protagonist erklärte mir den wahren Grund. Man hatte Angst, dass man die Saudis wegen einer Absage vor der Weltöffentlichkeit blamieren könnte. Und dass man besonders die Mechaniker zusammen mit ihrem kostbaren Gut im Land festhalten könnte. Mit der Konsequenz, dass der GP von Australien in zwei Wochen in Melbourne in Gefahr wäre. Originalzitat: „Für Fahrer und Teamchefs ist es leicht, das Land in Privatjets zu verlassen. Wir müssen aber auch an die denken, die nicht sofort abreisen können.“
Das Thema Saudi-Arabien soll aber bald zum Anlass genommen werden für eine Diskussion über die Zukunft. Die Hauptfrage: Muss die Formel 1 mehr Verantwortung zeigen, wenn es darum geht, in Ländern zu fahren, die sinnlose Kriege führen und westliche Werte wie Demokratie und die damit verbundenen Menschenrechte mit Füssen treten? Es geht darum, eben kein mehr Blutgeld zu kassieren, das im Fall Saudi-Arabien pro Jahr 82 Millionen Dollar betragen soll.
Allein: Argumente, die beispielsweise Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko ins Feld führt, zeigen, wie komplex das Thema ist und wie betriebsblind selbst Intellektuelle und überdurchschnittlich gebildete F1-Manager sein können. „Es ist schwierig zu erklären, warum wir nicht mehr in Ländern wie Saudi-Arabien fahren sollen, wenn der deutsche Wirtschaftsminister in den Vereinigten Arabischen Emiraten um Gas bettelt“, heißt es da. Für mein Gegenargument, dass man sich manchmal mit dem „ziemlich Bösen“ ins Bett legen müsse, um das „Böse“ loszuwerden, war der passionierte Kunstsammler und Hermann-Hesse-Fan genauso wenig zugänglich, wie für meine Anmerkung: „Herr Habeck müsse sich ums Brot für das Volk kümmern und nicht wie die Formel 1 um die Spiele.“
Fest steht: Der Zeitgeist macht auch die Formel 1 nicht mehr davon frei, die roten Linien, die in Ländern wie Saudi-Arabien nach westlichem Ethikempfinden überschritten werden, enger zu ziehen. Das gilt auch für die FIFA und das IOC. „Times are changing“, das müssen jetzt alle verstehen. Sie müssen jetzt ihre goldene Komfortzone verlassen. Auch jeder von uns. Denn solange wir vor dem Fernseher sitzen und die Spiele bei der WM in Katar anschauen und auch noch genießen, gibt es keinen Grund für Verbände und Vermarkter, ihr Geschäftsmodell zu überdenken.
Ich hoffe, dass es passiert. Allein, mir fehlt der Glaube. Warum? Die Formel 1 prüft gerade, den GP von Aserbaidschan abzusagen. Wegen der Nähe zu Russland. Leider nur wegen der geographischen. Man befürchtet, dass Kabel, die durch Russland führen und für die weltweite Fernsehübertragung dringend gebraucht werden, aus Boshaftigkeit gekappt werden könnten…
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