Fernando Alonso verpasst in Baku erstmals das Podium, zeigt aber erneut eine starke Performance – vor allem im Zusammenspiel mit Teamkollege Lance Stroll.
Im vierten Rennen der Saison landet Fernando Alonso am Sonntag in Baku erstmals nicht auf dem Podest: Gerade einmal 0,8 Sekunden fehlen dem Aston-Martin-Star auf Rang vier am Ende zum drittplatzierten Charles Leclerc. Doch genau dieser Umstand sorgt beim Spanier für gute Laune.
„Ferrari hatte eigentlich ein perfektes Wochenende: Charles war im Sprint und im Rennen auf Pole, trotzdem kämpfen wir bis zum Schluss mit ihm ums Podium – und das, obwohl wir dieses Wochenende einige Probleme mit dem Setup und dem DRS hatten und auch ein eher schlechtes Quali-Ergebnis“, sagt Alonso.
Die Schlussfolgerung des Spaniers: „Das zeigt, dass wir es im Rennen gut gemacht haben. Am Ende war es für uns ein gutes Wochenende und wir gehen mit viel Zuversicht nach Miami.“ Der Aston-Martin-Star liegt mit 60 Punkten weiterhin auf WM-Rang drei und fühlt sich sichtlich wohl in seinem neuen Team.
Beweis dafür ist in Baku vor allem die enge Zusammenarbeit mit Teamkollege Lance Stroll: Als Alonso früh im Rennen zu nah auf den Mercedes von Lewis Hamilton aufläuft, packt der 41-Jährige seine ganze Routine aus, lässt sich hinter Hamilton absichtlich zurückfallen, um seine Reifen zu schonen. Dafür braucht Alonso aber die Rückendeckung seines Stallgefährten, der als Siebter genau hinter ihm fährt.
Stroll beobachtet das Treiben vor sich und funkt in Runde sechs in Richtung Kommandostand: „Sagt Fernando, dass ich ihn nicht angreifen werde. Wir spielen hier beide das gleiche Spiel.“ Alonso erklärt dem Team seinerseits: „Hamilton hat bereits Probleme mit der Blasenbildung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir ihn überholen.“
Der Altmeister erweist sich als Prophet: Drei Runden später brechen bei Hamilton tatsächlich die Zeiten ein, Alonso macht in einer Runde neun Zehntel auf den Mercedes gut, der einer Attacke durch die schnelleren Aston Martins nur dadurch zuvorkommt, dass er zum Boxenstopp abbiegt.
In Runde 18 geht die Zusammenarbeit zwischen Alonso und Stroll in die nächste Runde: „Gebt Lance meine Einstellungen der Bremsbalance durch, so wie sie jetzt gerade sind. Ich denke, das ist eine gute Hilfe“, funkt der Spanier. Kurios: Mit der neuen Bremskraftverteilung ist Stroll zu Beginn scheinbar überfordert, leistet sich wenig später einen kleinen Ausrutscher. Die Folge: Er muss Hamilton deshalb wieder durchschlüpfen lassen, wird am Ende Siebter.
Für Rennfahrer Walter Lechner Jr., in Baku TV-Experte für den ORF, ist trotzdem klar: „So nett war Fernando nicht immer zu seinen Teamkollegen. Aber er pflegt ein gutes Verhältnis zu Lance und auch zu seinem Vater, dem Teambesitzer. Da bleibt quasi alles in der Familie, selbst der Datentransfer.“ Kein Vergleich etwa zum Vorjahr, als Alonso bei Alpine immer öfter auch mit Stallgefährte Esteban Ocon aneinandergeriet.
Alonso selbst lobt: „Wenn Lance oder ich etwas am Auto bemerken, das wir im Strategiemeeting nicht besprochen haben, versuchen wir es sofort per Funk zu teilen. Unser Teamwork funktioniert im Moment perfekt, das ist eine unserer Stärken und auch ein Grund, warum wir Zweiter in der Konstrukteurs-WM sind: Weil wir nur als Team denken.“
Dass Alonso bei Aston Martin nicht nur den Teamleader, sondern explizit auch Fahrlehrer für Stroll junior spielen soll, ist hingegen schon länger ein offenes Geheimnis im Fahrerlager. Eine Rolle, die der 41-Jährige offensichtlich gerne annimmt. Schon zum Amtsantritt bei den Grünen hatte Alonso Stroll eine goldene Zukunft prognostiziert: “ Lance ist noch jung und sehr begabt. Er hat das Zeug dazu, Weltmeister zu werden.“ Erst recht, mit einem zweifachen Weltmeister wie ihm selbst als Coach…
Dabei schielt Alonso auch schon auf die Zeit nach seiner Karriere, dürfte dem Team wohl langfristig erhalten bleiben: „Ich werde immer noch sehr stolz sein, wenn das Team ohne mich im Auto gewinnt. Stolz auf den Prozess und meinen Beitrag zu diesem Projekt“, verriet der Astrurier unlängst.
Doch bis es soweit ist, will Alonso am liebsten selbst noch ein paar Erfolge einfahren und von Aston Martins Aufschwung profitieren. „Ich glaube, es ist wichtig, selbstbewusst zu sein, aber nicht überheblich zu werden“, erklärt Teamchef Mike Krack nach dem Rennen in Baku zur Form seines Teams. „Wir müssen uns bewusst sein, dass wir hier gegen große Teams kämpfen, die es gewohnt sind diese Schlagzahl zu gehen.“ Der Luxemburger kommentiert: „Da müssen wir uns erstmal beweisen, ob wir das auch können. Mitzukämpfen ist schön, aber wir müssen uns schon richtig strecken, um diesen Atem der anderen auch über die Saison halten zu können.“
Das Teamwork seiner beiden Piloten dürfte dabei aber in jedem Fall eine große Hilfe sein.
FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com
1. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 1:32:42,436 Std.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +2,137 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +21,217
4. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +22,024
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +45,491
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +46,145
7. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +51,617
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +1:14,240 Min.
9. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:20,376
10. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1:23,862
11. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +1:26,501
12. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1:28,623
13. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1:29,729
14. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine +1:31,332
15. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1:37,794
16. Logan Sargeant (USA) – Williams +1:40,943
17. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas + 1 Rd.
18. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo + 1 Rd.
Ausfälle:
Nyck de Vries (Niederlande) – Alpha Tauri (10. Rd.)
Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo (37. Rd.)