Charles Leclerc macht den Titelkampf spannend – allerdings nicht so, wie sich der Ferrari-Star das vorgestellt hat: Er sorgt für Freud und Leid bei Red Bull.
Eigentlich hat Weltmeister Max Verstappen in der Formel 1 derzeit alles im Griff: Der Niederländer sitzt im mit Abstand schnellsten Auto des Feldes, brennt Session um Session eine Bestzeit nach der anderen in den Asphalt, so auch am Wochenende in Miami.
Doch ausgerechnet auf seinem ersten Run im entscheidenden Top-10-Shootout unterläuft Verstappen am Samstag ein kleiner wie seltenen Fehler: Der Red-Bull-Pilot rutscht in Kurve sieben leicht von der Strecke, bricht seine Runde daraufhin ab. Weil beim finalen Schlagabtausch vor ihm jedoch Ferrari-Star Charles Leclerc an der gleichen Stelle abfliegt und sein Auto in die Bande einbaut, wird die Session mit der roten Flagge beendet und Verstappens Patzer auf einmal richtig teuer: Der Niederländer bleibt ohne Zeit in Q3 auf Platz neun kleben.
„Es war mein Fehler. Ich habe versucht ans Limit zu gehen, habe mich etwas vertan und musste die Runde abbrechen“, erklärt Verstappen, der weiß: „Danach ist man natürlich etwas vom Glück abhängig, dass es keine rote Flagge gibt. Auf einem Straßenkurs kann das aber immer passieren. Deshalb bin ich etwas sauer mit mir selbst.“
Selbstkritische Worte gibt es nach dem Qualifying auch von Leclerc, diese haben es nochmal deutlich mehr in sich als Verstappens: „Es ist inakzeptabel zweimal den gleichen Fehler in der gleichen Kurve zu machen“, geißelt sich der Monegasse in Erinnerung an seinen Abflug im zweiten Training am Freitag selbst: „Ich bin wirklich sehr enttäuscht von mir und kann das gerade auch nur schwer verbergen.“
„Natürlich kann man immer Entschuldigungen finden: Der Wind war sehr stark, die Bedingungen wirklich tricky, genauso wie das Setup des Autos. Aber ich habe mich selbst in diese Lage gebracht“, sagt Leclerc: „Ich wollte dieses Setup und ich wusste, dass es kniffelig wird, bin aber davon ausgegangen, dass ich damit in Q3 das Maximum aus dem Auto holen kann, was normalerweise eine meiner Stärken ist. Ich weiß auch, dass ich wahrscheinlich mehr Risiko als andere eingehe in Q3 und deshalb läuft es bei mir da meistens auch sehr gut. Aber heute war es einfach zu viel.“
Allein: Ärgern sich zwei, freut sich der Dritte – in diesem Fall Sergio Perez. Der Mexikaner bringt seine erste Runde im finalen Quali-Segment sauber ins Ziel und geht damit als großer Profiteur aus dem Doppelfehler der beiden anderen Pole-Favoriten hervor.
Anders als bei Verstappen und Leclerc gibt es von Perez nach dem Qualifying entsprechend keine selbstkritischen, sondern selbstbewusste Töne: „Es geht darum abzuliefern, wenn es drauf ankommt. Bisher war es kein leichtes Wochenende für mich, aber gerade an solchen Tagen muss man alles rauszaubern, was man kann und die Schwierigkeiten überkommen. Das macht den Unterschied“, sagt der Mexikaner.
Mit der Pole im Rücken, sieht sich der WM-Zweite gut gerüstet, eine Woche nach Baku gleich den zweiten Sieg in Folge einzufahren. An Titelrivale Verstappen will er dabei erstmal keine Gedanken verschwenden: „Max wird sicher hart pushen, um wieder vorzukommen. Aber wenn es ein normales Rennen ist, sollte ich ihn nicht mehr sehen, sondern vorne mein eigenes Rennen in Sachen Pace gestalten können“, glaubt Perez.
Wenngleich der WM-Zweite einräumt: „Natürlich kann hier immer alles passieren mit dem Safety-Car, wie es zum Beispiel in Jeddah war. Dann kann es auch wieder ein Rennen zwischen uns beiden werden.“ Darauf hofft jedenfalls Verstappen, der nach dem Quali-Frust Platz zwei am Sonntag als Minimalziel ausgibt: „Auch wenn es natürlich hart wird, weil jetzt viele Autos zwischen uns sind“, so der Weltmeister.
Einer, der von Verstappens Aufholjagd hingegen überzeugt ist, ist Fernando Alonso: „Von wo kommt Max?“, will der auf Rang zwei startende Aston-Martin-Star im Interview nach dem Qualifying wissen und erklärt anschließend: „Wenn ich raten müsste, dann würde ich davon ausgehen, dass er uns bis Runde 25 wieder eingeholt hat.“ Sollte sich die Vorhersage des Altmeisters bewahrheiten, könnte Verstappen bei 57 Runden Distanz also schon zu Rennhalbzeit wieder in Perez‘ Rückspiegel auftauchen – und damit deutlich früher, als das dem Mexikaner lieb sein dürfte…
1. Sergio Perez, Red Bull 1:26,841 Min.
2. Fernando Alonso, Aston Martin 1:27,202
3. Carlos Sainz, Ferrari 1:27,349
4. Kevin Magnussen, Haas 1:27,767
5. Pierre Gasly, Alpine 1:27,786
6. George Russell, Mercedes 1:27,804
7. Charles Leclerc, Ferrari 1:27,861
8. Esteban Ocon, Alpine 1:27,935
9. Max Verstappen, Red Bull, ohne Zeit in Q3
10. Valtteri Bottas, Alfa Romeo, ohne Zeit in Q3
11. Alex Albon, Williams 1:27,795
12. Nico Hülkenberg, Haas 1:27,903
13. Lewis Hamilton, Mercedes 1:27,975
14. Guanyu Zhou, Alfa Romeo 1:28,091
15. Nyck de Vries, AlphaTauri 1:28,395
16. Lando Norris, McLaren 1:28,394
17. Yuki Tsunoda, AlphaTauri 1:28,429
18. Lance Stroll, Aston Martin 1:28,476
19. Oscar Piastri, McLaren 1:28,484
20. Logan Sargeant, Williams 1:28,577
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