Lando Norris gewinnt nicht nur den GP der Niederlande – er zeigt Max Verstappen auch danach, wer in der Formel 1 gerade das Momentum auf seiner Seite hat.
Es war eine bittere Pleite für Max Verstappen: Ausgerechnet in seinem 200. Grand Prix und ausgerechnet beim Heimrennen in Zandvoort stiehlt Lando Norris dem dreimaligen Weltmeister die Schau – überholt ihm vorm Heimpublikum auf der Start-Ziel-Gerade, brummt ihm 22 Sekunden auf und dreht im letzten Umlauf auch noch die schnellste Rennrunde.
Doch nicht nur die Art und Weise, wie der Brite seinen zweiten GP-erfolg einfuhr, erinnert an Max Verstappens beste Zeiten. Norris klaut seinem Kumpel auch noch den Siegerjubel am Boxenfunk: „Simply lovely“, flötet er da nach der Zieldurchfahrt in sein Helmmikro. Der geflügelte Spruch, der so viel bedeutet wie „Einfach schön“, ist eigentlich das Markenzeichen des siegenden Holländers.
Doch Norris stiehlt dem dreimaligen Champion nicht nur die oberste Stufe des Podiums, sondern auch die verbale Freuden-Zeremonie danach. „Danke, unglaublicher Job. Das Auto war unglaublich, lasst uns weiter pushen“, imitiert der McLaren-Star den Noch-WM-Führenden aus den Niederlanden. Die Psychospielchen im Kampf um den WM-Pokal der automobilen Königsklassen können beginnen…
Fest steht nicht nur nach der billigen Verstappen-Kopie durch Norris: Bei Red Bull schrillen die Alarmglocken. „Wir haben das Tempo in keiner Weise mitgehen können“, analysiert Chefberater Helmut Marko. „Das ist alarmierend. Team muss härter arbeiten, sonst sind beide WM-Titel in Gefahr.“
Ein Luxusproblem ist das für Red Bull längst nicht mehr. Zwar führt Verstappen in der WM weiter souverän mit 70 Punkten Vorsprung. Bei den Konstrukteuren ist der Abstand bereits auf 30 Zähler geschrumpft. Schlimmer aber: Die Stimmung bei Red Bull ist auf dem Tiefpunkt – Lösungen sind nicht in Sicht.
Die daraus und aus fünf sieglosen Rennen in Folge resultierende Dynamik gefährdet längst auch den Zusammenhalt im Team. „Man darf nicht vergessen: Max war heute nicht happy“, betont auch Sky-Experte Ralf Schumacher. „Ich würde gerne einmal Mäuschen spielen in einem Meeting, da wird jetzt bestimmt schon kultiviert gestritten. Ich verstehe Max‘ Ungeduld, denn im Moment ist der Red Bull alles andere als gut.“
Während Verstappen äußerlich aufgeräumt auf die Niederlage reagiert („Wir wissen, dass wir jetzt nicht in Panik verfallen dürfen“), hebt sein Vater Jos verbal den Zeigefinger. „Sie sollten hier (bei Red Bull; d. Red.) mal intensiv in den Spiegel schauen und nicht immer alles schönreden“, sagt der ehemalige Formel-1-Pilot nach dem Rennen an der Nordsee u.a. zu F1-Insider.com. „Wenn es so weitergeht, wird es schwer. Max tut alles, was er kann, aber im Moment hat er nicht das Material, den Job erfolgreich zu beenden.“
Was folgt ist eine unmissverständliche Warnung an Teamchef Christian Horner: „Wir wissen, was es heißt zu gewinnen, und wollen das auch weiter tun. Deshalb muss Red Bull jetzt alle Register ziehen, um sich zu verbessern. Horner muss das Team wieder in die Spur bringen, wenn das nicht schon zu spät ist. So jedenfalls wird Max nicht mit seinem Arbeitsplatz zufrieden sein.“
Während der Haussegen beim einst so erfolgsverwöhnten Team des österreichischen Energy-Drink-Giganten also schief hängt, genießen sie bei McLaren den Moment. „Ich gehe ein Rennen nach dem anderen an und mache so weiter wie bisher, denn es hat keinen Sinn, an den Rest zu denken“, macht Norris auch in der Pressekonferenz weiter mit seiner Verstappen-Kopie. Das Original kann derzeit nicht wirklich darüber lachen.
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Das ist F1-Insider.com
1. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 1:30:45,519 Std.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +22,896 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +25,439
4. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +27,337
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +32,137
6. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +39,542
7. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +44,617
8. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +49,599
9. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine + 1 Rd.
10. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin + 1 Rd.
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 295 Pkt.
2. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 225
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 192
4. Oscar Piastri (Australien) – McLaren 179
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 172
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 154
7. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 139
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 122
9. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 50
10. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 24
1. Red Bull 434 Pkt.
2. McLaren 404
3. Ferrari 370
4. Mercedes 276
5. Aston Martin 74
6. Racing Bulls 34
7. Haas 27
8. Alpine 13
9. Williams 4
10. Sauber 0