Zoff bei Red Bull: Es geht um Perez‘ Cockpit, einen Formel-1-Skandal und Ärger bei den Verstappens.
Die Unsicherheit bei Red Bull wird immer größer, doch die internen Grabenkämpfe gehen auch beim GP von Brasilien munter weiter. Allein: Das sind keine guten Voraussetzungen, um im WM-Titelkampf gegen McLaren zu bestehen.
Hintergrund: Vier Rennen vor Ende der Meisterschaft führt Red-Bull-Titelverteidiger Max Verstappen (27) noch mit 47 Punkten vor seinem Erzrivalen Lando Norris (24) vom britischen Traditionsteam. Doch der Trend spricht für den Briten. Den Vorsprung, den Verstappen noch im Juni hatte, hat Norris in den vergangenen Rennen nahezu halbiert.
In Brasilien könnte er noch einmal viel Boden gut machen. Grund: Es sind nicht nur die 26 Punkte im Rennen am Sonntag (25 für den Sieg, einer für die schnellste Rennrunde) zu vergeben, sondern noch weitere Zähler, weil in Sao Paolo am Samstag der nächste Sprint ansteht. Der Sieger bekommt acht Zähler, der Achte noch einen. Eigentlich ein Grund, bei Red Bull eng zusammenzustehen. Doch das Gegenteil scheint der Fall.
Das wird beispielsweise in der Perez-Frage mehr als deutlich. Während Red-Bull-Chefberater Helmut Marko (81) es für durchaus möglich hält, dass der glück -und formlose Mexikaner Sergio Perez (34) als Teamkollege von Verstappen in Brasilien sein Abschiedsrennen gibt, schließt Teamchef Christian Horner das nahezu aus.
Trotz eines klar definierten Plans, von dem F1-Insider erfuhr und der lautet: Sollte Perez auch in Sao Paulo nicht in der Lage sein, Verstappen im Titelkampf zu unterstützen, werden entweder der Japaner Yuki Tsunoda (24) oder der Neuseeländer Liam Lawson (22) – im Moment noch in Red-Bulls-Nachwuchsteam Racing Bulls unterwegs – den Platz des Mexikaners ab dem Rennen in Las Vegas einnehmen. Der französische Red-Bull-Junior Isack Hadjar (20), aktueller Zweiter in der Nachwuchsserie Formel 2, wird in diesem Fall sein F1-Debüt bei Racing Bulls geben.
Woher kommt aber die Uneinigkeit? Red-Bull-Insider vermuten, dass Horner sich nicht mit dem milliardenschweren Perez-Förderer Carlos Slim anlegen will. Der Landsmann des Mexikaners gilt als einer der reichsten Männer Welt und drängt auf Vertragserfüllung. Hintergrund: Perez hat einen Kontrakt, der auch noch für das Jahr 2025 gelten soll. Es soll zwar Leistungsklauseln geben, Perez-Manager Julian Jacoby bestreitet das allerdings. Zu F1-Insider sagte der Brite, der sich als Berater von Ayrton Senna einen Namen machte, beim GP in Zandvoort Ende August: „Im früheren Vertrag gab es Klauseln. Für den aktuellen wurden sie herausgenommen“.
Marko indes will auf Vertragsdetails nicht eingehen, betont aber: „Die Formel 1 war und ist eine Leistungsgesellschaft.“ Soll heißen: Wenn die Leistung nicht stimmt, retten einen Sportler auch Verträge nicht vor der Ablösung. Fest steht: Marko wird in Brasilien mit Horner noch einmal intensiv über die „Causa Perez“ reden.
Es ist aber nicht die einzige Baustelle, für die besonders Horner bei Red Bull sorgt. Max Verstappens Vater Jos ist dem Briten schon längere Zeit ein Dorn im Auge. Verstappen Senior, Ex-Teamkollege von Michael Schumacher bei Benetton, hatte mehrmals öffentlich gefordert, Horner zu entlassen. Er sei der Grund für die aktuelle Formschwäche des Autos. Wegen Horners Eskapaden hätten Schlüsselfiguren wie Designergenie Adrian Newey und andere wichtige Techniker das Team bereits verlassen und entscheidend geschwächt.
Horner, noch gestützt von den Red-Bull-Mehranteilseignern aus Thailand, kämpft deshalb mit allen Mitteln, um den Einfluss von Verstappen Senior zu schwächen. F1-Insider erfuhr zum Beispiel, dass Horner extremen Druck auf seine Techniker ausübte, damit sie nicht mehr mit Max Verstappens Vater kommunizieren.
Vergangene Woche, so heißt es von Red-Bull-Insidern, zündete Horner die nächste Stufe in seinem Kampf gegen Jos Verstappen. So soll sein Pressesprecher Paul Smith auserwählten Medien von einem Zwist zwischen den Verstappens und deren Manager Raymond Vermeulen berichtet haben. Unter anderem BILD nahm die gezielt gestreuten Gerüchte auf. Jos Verstappen, der in Brasilien ist, um seinen Sohn zu unterstützen, zu F1-Insider: „Da ist nichts, aber auch gar nichts dran. Raymond gehört praktisch zu unserer Familie.“
Klar ist: Horner sorgt für die meiste Unruhe im Team. Im März produzierte er Schlagzeilen wegen angeblich sexueller Nötigung einer Mitarbeiterin, die zu internen Ermittlungen bei Red Bull führte. Die Untersuchung konnte seine Schuld aber nicht beweisen.
Aktuell ist er wieder Gegenstand von Ermittlungen. Hintergrund: Die US-Justiz ermittelt gegen Formel-1-Entscheidungsträger wegen unerlaubter Absprachen, die den Einstieg des amerikanischen Andretti-Teams in die Königsklasse verhindert haben. Horner soll dabei Teil einer What‘s-App-Gruppe gewesen sein, in der sich die Formel-1-Granden wie in einem Kartell ausgetauscht haben. Horner streitet auch das ab.
Fest steht: Von Einigkeit und Zusammenhalt ist man bei Red Bull weit entfernt. Das spielt Norris und McLaren im WM-Kampf in die Karten.
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