Pascal Wehrlein startet an diesem Wochenenden für Porsche bei den 24h von Daytona. Mit der Hatz durch die Steilkurven könnte er sich für Le Mans bewerben.
Eigentlich sollte in dem 680 PS starken Porsche 963 ein ganz großer Name sitzen: Sebastian Vettel (37). Porsche wirbt seit mehr als einem Jahr um die Dienste des viermaligen Formel-1-Weltmeisters. Vettel ist nicht abgeneigt, aber irgendwie kam das große Comeback im Motorsport bisher nicht zustande.
Statt Vettel kommt jetzt ein anderer Deutscher zum Zug: Pascal Wehrlein (30). Er ist derzeit Deutschlands bester Formelfahrer, amtierender Formel-E-Weltmeister mit Porsche, bestritt 39 GP-Rennen für Manor und Sauber, war 2015 jüngster DTM-Sieger.
Vor allem sagt er: „Ich wollte schon immer mal Sportwagen fahren.“ Am kommenden Wochenende (25./26. Januar) nimmt er Platz im Porsche 963 (4,6-Liter-V8-Biturbo) bei den 24 Stunden von Daytona. Porsche ist hier der Maßstab: 19 Gesamtsiege in bisher 62 Ausgaben. Titelverteidiger. Und mit vier Autos auch der Hersteller mit den meisten Wagen in der Topklasse. Cadillac schickt drei Wa-gen (5,5-Liter-V8, unter anderem mit Brendon Hartley und Kamui Kobayashi) ins Rennen, Acura (2,4-Liter-V6-Turbo) und BMW (4,0-Liter-V8) zwei, Lamborghini (3,8-Liter-V8) einen.
Manko für Wehrlein: Er wird nicht in einem der beiden Werksautos starten, die von Penske betreut werden. Stattdessen fährt er für das JDC-Miller-Team – ein US-Rennstall mit zwar 31 Jahren Rennerfahrung, aber in der Daytona-Topklasse erst seit 2024 unterwegs. Wehrleins Teamkollegen sind recht unerfahren: Tijmen van der Helm (20) war allerdings vergangenes Jahr schon für JDC-Miller am Start, Bryce Aron (21) kommt aus der IndyCar-Nachwuchsserie Indy NXT, in der in diesem Jahr auch Sophia Flörsch (24) starten wird.
Wehrlein hat trotzdem Siegchancen. Den Großteil seiner Erfolge hat Porsche mit Kundenteams wie Brumos, Joest oder dem ehemaligen Formel-1-Rennstall Interscope geholt. Der Porsche 963 war zuletzt das beste LMDh-Auto und konnte es in der Sportwagen-WM sogar mit den Hypercar-Herstellern Toyota und Ferrari aufnehmen. Die starten nicht in Daytona.
Und: „Ich fühle mich wohl im Auto“, zeigt sich Wehrlein optimistisch. „Es erinnert mich ein bisschen an die alten DTM-Fahrzeuge, die ich gefahren bin.“
Wichtig im Renntempel von Florida: 23 Stunden möglichst in der Führungsrunde bleiben, kein unnötiges Risiko eingehen. Weil 60 Autos auf der 5,729 Kilometer langen Strecke mit den zwei um 31 Grad überhöhten Steilkurven unterwegs sind, kommt es immer wieder zu Zwischenfällen, die dann eine Safety-Car-Phase auslösen und das Feld wieder zusammenbringen. Erst in der letzten Stunde ist volle Attacke angesagt.
Wehrlein wäre übrigens der erste deutsche Gesamtsieger bei den 24h von Daytona seit Mike Rockenfeller 2010, der in einem Riley-Porsche triumphierte. Der Schwabe müsste dafür elf andere Topautos hinter sich lassen. Sie sind hochkarätig besetzt. BMW schickt mit Marco Wittmann (35) und René Rast (38) zwei weitere Deutsche ins Rennen.
Insgesamt sind zehn ehemalige Formel-1-Stars am Start – darunter frisch aus der Formel 1 (und ebenfalls für BMW unterwegs): Kevin Magnussen (32). Und traditionell fahren auch viele IndyCar-Stars mit – Scott Dixon und Meister Alex Palou zum Beispiel für Acura.
In den Werks-Porsche sitzt unter anderem der letztjährige Sieger Felipe Nasr neben Nick Tandy und Laurens Vanthoor, im zweiten Auto Matt Campbell, Mathieu Jaminet und Kévin Estre.
Es wird nicht leicht für Wehrlein, der sich von einem Überschlag beim Formel-E-Auftakt in Brasilien erholt hat. Ihm reicht allerdings schon ein richtig starker Auftritt. Dann hat er gute Chancen, auch bei den 24h von Le Mans für Porsche zu fahren. Eine Steilvorlage für Wehrlein also…
Der 30-Jährige war 2015 der jüngste DTM-Champion der Geschichte, fuhr danach als Mercedes-Junior für Manor und Sauber in der Formel 1. 2019 wechselte er zunächst zu Mahindra bei der Formel E, wo er 2024 für Porsche erster deutscher Weltmeister wurde.
Bianca Garloff / Michael Zeitler
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