WEC in Imola

Zweiter Lauf der Langstrecken-WM in Imola. Ferrari und Mick Schumacher top, Peugeot hadert mit dem Reglement.
Ferrari hat auch den zweiten von acht Läufen zur Langstrecken-WM gewonnen: In Imola siegten nach sechs Stunden Antonio Giovanardi/Alessandro Pier Guidi/James Calado mit nur 8,4 Sekunden Vorsprung vor dem BMW von René Rast/Robin Frijns/Sheldon van der Linde.
In einer spannenden und hektischen Schlussphase, in der es zum offenen Schlagabtausch zwischen BMW, Alpine, Toyota und Porsche kam, sicherte sich ein stark auftrumpfender Mick Schumacher im Alpine Rang drei. BMW und Alpine erzielten somit ihre bislang besten Resultate in der Langstrecken-WM.
Von diesem Aufwärtstrend ist Peugeot bislang, wie es scheint, noch weit entfernt. Peugeot, traditionell einer der großen Player im Langstreckensport mit insgesamt vier Le Mans-Siegen, versucht verzweifelt, den Anschluss an die Spitze zu finden. Doch dazu ist das HyperCar aus Versailles derzeit schlicht nicht in der Lage – denn die Homologation des Fahrzeugs mit dem damit verbundenen Entwicklungsstopp hält noch bis Ende der Saison 2026 an.
Einer der beiden 9X8 glänzte zwar mit Platz 7 im Qualifying. Doch dem Trio Paul di Resta/Jean-Eric Vergne/Mikkel Jensen fehlten im Ziel auf Rang 9 fast 51 Sekunden auf die Sieger. „Natürlich können wir mit diesem Ergebnis nicht zufrieden sein“, sagte Olivier Jansonnie, Technischer Direktor des Projekts.
Jansonnie weiter: „Insgesamt ist das Ergebnis gemischt, mit einem starken Qualifying, aber einer gewissen Enttäuschung beim Rennen. Wir waren nicht in der Lage, uns in die richtige Gruppe von Fahrzeugen einzureihen. Auf einer Strecke wie Imola, auf der das Überholen so schwierig ist, hat uns das heute daran gehindert, ein besseres Ergebnis zu erzielen, obwohl wir auf einer sauberen Strecke eine bessere Pace hatten.“
Pilot Mikkelsen ergänzt: „Platz 9 ist kein besonders gutes Ergebnis, aber das Mittelfeld ist so eng, dass man durch einen kleinen strategischen Fehler leicht von Platz 5 auf Platz 15 zurückfallen kann.“
Der Grund für die Schwierigkeiten Peugeots liegt in den technischen Regularien, nach denen der 9X8 ursprünglich an den Start gehen sollte – vor nunmehr über zwei Jahren. Damals ging man davon aus, dass die Le Mans HyperCars (LMH) rundum mit 31 Zoll großen Rädern in die Rennschlachten starten würde. „Doch dann entwickelten auch Toyota und Ferrari ihre LMH-Autos und baten die Regelmacher um gravierende Änderungen“, erklärt Peugeot-Teamchef Jean-Marc Finot. Prompt folgte der Automobile Club de l’Ouest (ACO) den Einlassungen der Peugeot-Konkurrenten.
Die Folge: Umrüsten auf 29 Zoll-Räder vorne und 34 Zoll große Räder hinten. Damit war das fein ausgedachte Konzept der Franzosen zum Misserfolg verdammt. Statt ohne Heckflügel auszukommen, wie ursprünglich ersonnen, wuchsen dem Auto mit dem Löwen-Logo in einer ersten Evo-Version im Mai 2024 die üblich großen Aerodynamik-Insignien.
Peugeot hatte sich beim Konstruieren zudem darauf konzentriert, bei Verbrenner-Motor und Getriebe extrem leicht zu bauen – eben wegen der schmäleren Hinterräder. Nun aber, um an der Hinterachse Grip aufzubauen, wird zusätzlicher Ballast im Heck verbaut. „Eigentlich verrückt“, sagt Sportchef Finot, „denn das ist der Preis dafür, dass wir uns so früh für die LMH-Kategorie entschieden hatten.“ Das diffizile Ausjustieren einer neuen Aerodynamik schlägt dabei ebenso ins Kontor wie das Anpassen der Gewichtsverteilung zwischen Vorder- und Hinterachse.
Und Porsche? Die Meister aus dem Vorjahr trotteten ebenso nur hinterher. Die Ränge 8 und 11 waren die Ausbeute. Zu wenig für die hohen Ansprüche aus Weissach . Beim Strategiepoker zog man den Kürzeren. Aber Porsche war in Imola grundsätzlich zu langsam. Und das, obwohl die 963 elf Kilogramm Gewicht ausladen durften.
Derweil glänzte Alpine, und hier besonders Mick Schumacher. „Heute hat die Strategie eine große Rolle gespielt“, unterstrich der Sohn von Formel-1-Legende Michael Schumacher, „speziell in den beiden letzten Stints waren wir extrem stark – eben weil wir strategisch alles richtig gemacht hatten, aber auch weil ich das Auto gut kannte.“
Für Schumacher war es das erste Podium seit September 2020, als er noch Formel 2 fuhr: „In meinem letzten Stint bin ich eine Qualifying-Runde nach der anderen gefahren. Es war auf jeden Fall anspruchsvoll. Aber es hat auch Spaß gemacht.“
Gregor Messer
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